Frankfurt, Wirtschaft|8. September 2011 16:05

Die mobile Stadt par excellence

Frankfurt ist ein Experimentierfeld für den Verkehr der Zukunft
Am Main trifft sich alles, was rollt, fliegt, fährt oder

Verkehrsmetropole Frankfurt

© Evgeni Tcherkasski / aboutpixel

geht. Die Stadt ist der Verkehrsknotenpunkt Deutschlands. Und alle zwei Jahre richtet sie auch die größte Autoschau der Welt aus: Am 15. September beginnt die Internationale Automobilausstellung (IAA). Experten sehen Frankfurt als „Blaupause für die Zukunft der Mobilität“.

Frankfurt am Main (pia) Die exzellente Lage Frankfurts brachte wirtschaftliche Blüte und nicht zuletzt den Aufstieg zur Messemetropole. Wo sonst, wenn nicht an einem aus allen Himmelsrichtungen optimal erreichbaren Ort treffen sich Händler aus aller Welt? Die alle zwei Jahre stattfindende Internationale Automobilausstellung IAA vereint, was das Leben in Frankfurt seit jeher mitbestimmt: die Symbiose von Mobilität und Ökonomie. Vom 15. bis 25. September öffnet die weltgrößte Autoschau wieder ihre Tore.

Blaupause für die Zukunft der Mobilität
Die Stadt selbst ist längst zum Experimentierfeld geworden. Wissenschaftler wie Franz-Rudolf Esch sehen sie als „Blaupause für die Zukunft der Mobilität“. Der Professor für Markenmanagement und Automotive Marketing an der European Business School in Wiesbaden hält die gesamte Region für bestens geeignet, um angewandte Mobilitätsforschung zu betreiben. Kaum ein anderer Ort in Deutschland zieht täglich mehr als 300.000 Pendler aus dem Umland an. Sie nutzen Auto, Bus und Bahn. Hinzu kommen tausende Passagiere auf dem Flughafen. Esch interessieren vor allem Fragen nach der zukünftigen Rolle von Auto und öffentlichem Nahverkehr. „Spielt das Auto in einigen Jahren noch die gleiche Rol le wie heute? Besitzt jeder ein Auto oder nutzt er es nur ab und zu?“ Und: Was kostet Mobilität überhaupt? Wie viel Verkehr ist verkraftbar für eine Stadt? Muss über Zufahrtsbeschränkungen – heute die Autos mit geradem, morgen die mit ungerader Nummer – nachgedacht werden oder nach dem Beispiel Londons über eine Maut? Wie können kurze Autofahrten zum Bäcker oder zur S-Bahn gebremst werden? Die Vision des Fahrens ohne Stau, die die von der Landesregierung initiierte Aktion „Staufreies Hessen 2015“ auch in Frankfurt erprobt, könnte so ein bisschen mehr Realität werden.

In Frankfurt leben die Pioniere
Für Eschs Kollegen Martin Lanzendorf heißt das Schlüsselwort Multi-Modal – der moderne mobile Mensch nutzt sämtliche ihm zur Verfügung stehenden Ver-kehrsmittel. „Der Manager kommt mit dem Flieger am Flughafen an, steigt ins Taxi oder ins Leasingauto. In der Stadt bewegt er sich mit Hilfe von Call a bike“, beschreibt der Inhaber einer Stiftungsprofessur für Mobilitätsforschung an der Frankfurter Goethe-Universität die Zukunft. Multi-Modal erlaubt schnelles Fortkommen, ist bequem. Vorausgesetzt, die Verkehrsmittel sind klug miteinander vernetzt und attraktiv – auch finanziell. Dies alles zu bewerkstelligen, sei die Herausforderung für die Verkehrsplaner, so Lanzendorf. Frankfurt ist seiner Meinung nach noch aus einem anderen Grund ein geeignetes Testfeld: Dort leben und arbeiten Menschen, die offen sind, neue Angebote auszuprobieren. Die Pioniere „sind wichtige gesellschaftliche Gruppen. Die ziehen andere nach. Man kann sich profilieren, wenn man dazu gehört“, sagt der Forscher zum erhofften Nachahmereffekt.

Vernetzte Zukunft
Die Autoindustrie fährt mit in Richtung vernetzte Zukunft. Die Hersteller verstehen sich nicht mehr ausschließlich als Produzenten, sondern als Mobilitätsdienstleister. Die Frage, wie Menschen in Zukunft schnell und eventuell Ressourcen schonend von A nach B kommen, beschert ihnen neue Geschäfte. Die großen deutschen Marken Daimler und BWM sind bereits im Carsharing-Markt unterwegs. Opel plant laut Martin Lanzendorf ähnliches. Die neuen Ideen helfen nach Einschätzung von Franz-Rudolf Esch, die Wettbewerbsfähigkeit der Hersteller zu sichern. „Deutschland wird nicht mehr zentraler Produktionsstandort, sondern aufgrund seiner Lage und Funktion Vorreiter für zukunftsweisende Konzepte.“ Sie lassen sich in Frank furt testen. „Antworten suchen für Deutschland“, nennt Esch das Ziel.

Ein exportstarker Wirtschaftszweig
Die Automobilindustrie in Hessen gehört nach Angaben der Hessen Agentur zu den exportstärksten Wirtschaftszweigen im Land. Mehr als sechs Milliarden Euro, gut 54 Prozent des Gesamtumsatzes der hessischen Automobilindustrie von 11,7 Milliarden Euro entfielen 2009 auf den Umsatz mit dem Ausland. Frankfurt und die Rhein-Main-Region steuern exportfähiges Mobilitäts-Knowhow bei, das unter anderem die Forschungsstätte House auf Logistics and Mobility (HOLM) oder die Plattform IAA liefern. Unter dem Dach des HOLM entsteht ein Zentrum für Forschung, Bildung und Wissenstransfer, das die Logistik- und Mobilitätskompetenzen der Region bündeln und sichtbar machen soll. Die im House of Logistics and Mobilit y entwickelten Ideen sollen später international vermarktet werden. Geschäftsführer Stefan Walter: „HOLM ist das Schaufenster, eine Lupe für die Pilotprojekte in der Region, die später als Blaupause für analoge Problemstellungen in Asien oder Südamerika dienen können.“

Automobile Kompetenz am Standort Frankfurt
Darüber hinaus kommt Ideen-Nachschub aus den Forschungs- und Entwicklungszentren großer internationaler Autoproduzenten. Vor allem asiatische Hersteller schätzen den Standort Rhein-Main. Kia hat sein europäisches Headquarter und sein Designzentrum in Nachbarschaft zum Frankfurter Messegelände angesiedelt, Mazda richtete sein Designzentrum in Oberursel ein, Hyundai steuert an der Stadtgrenze zu Frankfurt in Offenbach sein Europa-Geschäft, Honda sitzt ebenfalls in der Nachbarstadt. Die Ideenschmiede von Opel und dessen Muttergesellschaft General Motors ist in Rüsselsheim zuhause. Marken wie Jaguar oder Fiat haben ihre Deutschland-Niederlassung in Frankfurt. Sie alle profitieren von der sei t den Tagen Heinrich Kleyers, dem Gründer der Adler-Werke und Fabrikanten der Adlerwagen, angesammelten automobilen Kompetenz und von der Anziehungskraft der Mainmetropole auf Fachkräfte.

Margarete Lausberg
© Stadt Frankfurt am Main, Presse- und Informationsamt

Schlagwörter: , , , ,
  • Teilen
  • Facebook
  • Twitter
  • Delicious
  • Digg

Kommentarbereich geschlossen