Kultur, Mainz, Presse, Städte, Veranstaltungen|7. Juni 2011 01:13

Sonderausstellung „Schellack in Mainz“

Mehr als 150 Jahre war Mainz das Zentrum der Schellackindustrie in Europa

Möbelpolituren, Schallplatten, Orangenbeschichtungen, magensaftresistente Filmtabletten – das sind nur einige der vielen Anwendungen von Schellack, einem Naturharz, das von winzigen Insekten erzeugt wird und über verschiedene Methoden aufbereitet wird. In der Aufbereitung waren mehr als 150 Jahre lang Mainzer Firmen weltweit führend.

Das Stadthistorische Museum in Mainz zeigt in einer Sonderausstellung vom 5. Juni bis zum 30. Oktober die wechselvolle Geschichte der Mainzer Schellackfirmen und ihrer Inhaber. Bilder und Informationen zu Herkunft und Aufbereitung, Eigenschaften und Anwendungen, aber auch zur Herstellung der Schellackplatten sind Bestandteil dieser Ausstellung.


„Mit dieser Sonderausstellung rückt das Stadthistorische Museum einen wichtigen und faszinierenden Abschnitt Mainzer Industriegeschichte in den Mittelpunkt des Interesses, bei dem Mainzer Unternehmen einmal führend auf dem Weltmarkt waren. Einmal mehr profiliert sich das Stadthistorische Museum damit als attraktiver Wissensort in unserer Stadt und leistet einen wichtigen Beitrag zum Wissenschaftsjahr in Mainz,“ so Michael Ebling, Staatssekretär im Ministerium für Bildung, Wissenschaft, Weiterbildung und Kultur anlässlich der Eröffnung der Ausstellung

Manfred Penning, seit 25 Jahren beruflich mit Schellack verbunden, hat seit mehr als sechs Jahren die Geschichte der Schellackunternehmen in Mainz recherchiert und darüber in vier Beiträgen in den Mainzer Vierteljahresheften über diesen in Vergessenheit geratenen Teil der Mainzer Industriegeschichte berichtet: „Eine der ersten Lackfabriken in Deutschland, die Lackfabrik Ludwig Marx aus Mainz, begann um 1845 mit dem Bleichen von Schellack nach einem von Wilhelm Büchner, dem jüngeren Bruder von Georg Büchner, entwickelten Verfahren,“ erläutert Manfred Penning, der die Ausstellung konzipiert hat. Aus diesem bedeutenden Unternehmen der Lackindustrie, das bereits 1834 in der Gaugasse mit der Lackherstellung begonnen hatte und vor dem Ersten Weltkrieg zu den führenden Lackfabriken Europas zählte, sind direkt oder indirekt alle weiteren Firmen der Lack- und Schellackbranche in Mainz hervorgegangen.

Die Lackfabriken J. Albrecht und Carl Mellinger aber auch die Mainzer Schellackbleiche F. Huff und die Rheinische Schellackbleiche Ernst Kalkhof lassen sich auf die Lackfabrik Ludwig Marx zurückführen.
Auch Wilhelm Zinsser aus Ober-Flörsheim, der 1849 nach Amerika auswanderte, hatte bei Marx das Bleichen von Schellack erlernt. In New York gründete er die erste Schellackfabrik in den USA, die heute das größte Unternehmen weltweit in dieser Branche ist.

Im 20. Jahrhundert war die Ernst Kalkhof AG in Mainz der bedeutendste Produzent von Schellackpressmassen für die Herstellung von Schellack-Schallplatten in Europa.
„Die Sonderausstellung „Schellack in Mainz“ befasst sich mit vielfach längst Vergessenem, und das, obwohl es sich um ein erfolg- und ruhmreiches „Kapitel“ unserer Stadthistorie handelt“, so Kurt Merkator, Dezernent für Soziales, Kinder, Jugend, Schule und Gesundheit der Landeshauptstadt Mainz. „Was Schellack anbelangt, so durfte man Mainz getrost als Nabel der Welt bezeichnen, denn die Deutsche Lackindustrie hat ihre Wurzeln in Mainz.“

„Ich freue mich sehr, dass durch diese Ausstellung und die Bemühungen von Herrn Penning, die lange und fast vergessene Geschichte der Schellackunternehmen in Mainz wieder in das Bewusstsein der Öffentlichkeit gebracht wird und die große Verdienste von Unternehmern wie Ludwig Marx., J. Albrecht, Ernst Kalkhof, aber auch meines verstorbenen Mannes entsprechend gewürdigt werden,“ so Sibylle Kalkhof-Rose.

Hermann S. Keller, Vorsitzender des Fördervereins Stadthistorisches Museum Mainz: „Nach drei gelungenen Sonderausstellungen über Mainzer Biedermeier Möbel, Buffalo Bill und Mainzer Originalgemälde eröffnen wir mit der neuen Sonderausstellung ein weiteres geschichtliches Highlight: „Schellack in Mainz“. Wir freuen uns, dass gerade in diesem Jahr – nach 10 Jahren Bestehen des Stadthistorischen Museums und im Jahr Mainz – Stadt der Wissenschaft 2011 – ein weiteres Stück Industrie- und Familiengeschichte auf Initiative und mit Unterstützung Mainzer Bürger sichtbar wird.“

Der Begleitkatalog „Schellack in Mainz“ ist im Verlag Bonewitz, Bodenheim, erschienen, kostet 9,90 Euro und zeigt auf 80 Seiten die Geschichte von Schellack mit über 120 Fotoaufnahmen und Illustrationen. Der Katalog wird im Rahmen der Ausstellung verkauft, ist im Buchhandel erhältlich oder kann direkt beim Verlag bestellt werden unter info@bonewitz.de oder im Internet auf www.bonewitz.de. (ISBN 978-39813999-7-4)

Öffnungszeiten:
Freitag 14.00 – 17.00 Uhr
Samstag und Sonntag 11.00 – 17.00 Uhr
Gruppen und Führungen nach Vereinbarung

(Pressemitteilung der Stadt Mainz)

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