Hundertwasserhaus Waldspirale in Darmstadt

Waldspirale in Darmstadt

Hundertwasserhaus in Darmstadt
© MarMar /pixelio.de

Wenn man über die Waldspirale in Darmstadt, einem Wohnkomplex schreibt, fällt es schwer, den Wiener Künstler Friedensreich Hundertwasser und dessen Verständnis von Kunst, Architektur und Ökologie nicht zu erwähnen. Hundertwasser gestaltete diesen Wohnkomplex zusammen mit seinem Freund, den Architekten Heinz M. Springmann.
Fertiggestellt wurde die Wohnanlage im Jahr 2000 und zählt seither zu den zentralen Sehenswürdigkeiten in Darmstadt.

Friedensreich Hundertwasser

Um die Kunst hinter dieser Architektur zu verstehen, muss man erst erfassen, was Friedrich Hundertwasser, wie er eigentlich hieß, an neuen Impulsen der Malerei, Bildhauerei und den bildenden Künsten zufügen konnte. Hier seine Lebensgeschichte:

Der Künstler wurde als Friedrich Stowasser am 15. 12. 1928 in Wien geboren und er starb als Friedensreich Hundertwasser, oder als Friedensreich Regentag Dunkelbunt Hundertwasser, wie er sich gerne selbst nannte, am 19. 2. 2000 an Bord der Queen Elizabeth 2 vor Neuseeland. Er wurde als einziges Kind des arbeitslosen Ingenieurs Ernst Stowasser und dessen Frau Elsa geboren. Ein Jahr nach seinem 1. Lebensjahr verstarb Friedrichs Vater an einer Blinddarmentzündung und von da an wurde er von der Mutter aufgezogen. Schulpflichtig geworden, besuchte Friedrich die Montessori Schule in Wien. Die Lehrer dort bescheinigten ihm einen außergewöhnlichen Sinn für Farbe und Formen. Obwohl seine Mutter jüdischen Glaubens war, wurde Friedrich katholisch getauft. Im Jahre 1938, nach der Annexion Österreichs durch Hitlerdeutschland wurde Friedrich Mitglied bei der Hitlerjugend.

Nach seinem Abitur studierte Friedrich Stowasser das Wintersemester an der Wiener Akademie der bildenden Künste. Hier begann er auch, seinen Namen in Hundertwasser abzuwandeln, denn die Anfangssilbe seines Nachnamens „Sto“ bedeutet in vielen slawischen Sprachen „Hundert“. Ab dieser Zeit signierte er seine Werke mit „Hundertwasser“. Er brach sein Studium ab und reiste im April 1949 nach Italien. Dort lernte er den französischen Kunstschaffenden René Bro kennen. Über Paris reiste er nach Marokko, Tunesien, Sizilien und die Bürgeralm bei Aflenz, Steiermark. Während seiner Reisen lernte der Einzelgänger Hundertwasser Englisch, Französisch und Italienisch. Daneben sprach er leidlich Japanisch, Arabisch, Russisch und Tschechisch. Hundertwasser hatte auf seinen Reisen immer einen kleinen Malkasten dabei, damit er sofort zu malen beginnen konnte, wenn ihm ein Motiv gefiel. Erste Ausstellungen Hundertwassers folgten bald, so zum Beispiel 1952 und 1953 in Wien, 1955 in Mailand und 1956 in Paris.

1957 kaufte Hundertwasser einen Bauernhof in der Normandie. Er heiratete 1958, wurde zwei Jahre später wieder geschieden. Im Jahre 1960 reiste er nach Japan und erhielt dort 1961 den Mainichi-Preis. 1962 heiratete er eine Japanerin, von der er vier Jahre später wieder geschieden wurde. Aus seiner Zeit in Japan stammt auch sein künstlerische Vornamen Friedensreich. Er hat ganz einfach für Friedrich die japanischen Schriftzeichen für Frieden und Reich verwendet. Und ab dieser Zeit nannte er sich selbst Friedensreich.

Politisch war Friedensreich Hundertwasser von seiner Jugend während des Naziregimes geprägt. Diese Prägung drückt sich in einer überaus antitotalitären Haltung aus (die er auch Gegenüber dem Stalinismus hatte). Seine kindliche Angst vor diktatorisch marschierenden Bataillonen hat wohl auch seiner Ablehnung der Geometrisierung des Menschen und der Architektur geführt. Als schon etablierter Künstler wurde Friedensreich Hundertwasser auch als Umweltaktivist bekannt. Weniger bekannt ist, dass er zugleich auch konstitutioneller Monarchist war.

Schon seit den frühen Fünfzigern des vergangenen Jahrhunderts setzte sich Hundertwasser kritisch mit der Architektur auseinander und verfocht eine menschengerechte und der Natur angepasste Ausdrucksform. Dabei waren ihm die klassischen gradlinigen Konzepte der zeitgenössischen Architektur immer ein Greuel. In sogenannten Manifesten wandte er sich gegen diese nüchterne und seiner Ansicht nach entmenschlichenden Art des Bauens. In diesem Zusammenhang postulierte er recht früh die Selbstbestimmung der Menschen im Ausdruck ihrer Wohn- und Bauformen. Aus dieser Zeit stammen auch seine geprägten Begriffe wie Fensterrecht und Baumpflicht.

Zusätzlich engagierte sich Hundertwasser auch für die Harmonie des Menschen und seines Wirkens mit der Natur. Er trat für die Erhaltung natürlicher Lebensräume der Menschen ein und forderte ein Leben im Gleichklang mit den Naturgesetzen ein. Er setzte sich mit Verve gegen die Kernkraft, für die Rettung der Meere und insbesondere der Wale und dem Schutz des Regenwaldes ein. Er propagierte die Humustoilette und die Pflanzenkläranlage. Er verfasste auch eine Bauanleitung für eine Komposttoilette, da er Fäkalien nicht als ekelig sonder als Teil des natürlichen Kreislaufs verstand.

Bedeutende Bauwerke in der Region
  • In Aschaffenburg beeindruckt die Architektur des Pompejanums
  • Sehenswert sind die Mainzer Adelspalais am Schillerplatz
  • Der Binger Mäuseturm im Rhein zählt zu den bekanntesten Bauwerken der Region
  • Das Kurhaus in Wiesbaden ist das Wahrzeichen der Stadt
  • Die Warttürme in Frankfurt prägten das Bild der Stadt über lange Zeit
Interessante Museen in Frankfurt

Die Wohnanlage Waldspirale

Vor diesem Hintergrund entstand die Waldspirale im Bürgerparkviertel der Stadt Darmstadt. Der entstandene Wohnkomplex hat 105 Wohnungen, eine Tiefgarage, gastronomische Einrichtungen und ein Kiosk. Der Innenhof wird von einem kleinen künstlichen See und einem Kinderspielplatz beherrscht. Dabei weist das in U-Form errichtete Gebäude kein Gestaltungsraster auf. Es hat sogenannte aus der Reihe tanzende Fenster und Baummieter in Form von aus den Fenstern wachsenden Bäumen. Das Schrägdach ist begrünt. An seiner höchsten Stelle ist das Gebäude 12 Stockwerke hoch. Zum Bau wurden 12 Kubikmeter recycelter Beton verwendet.

Dabei ist jedes der mehr als 1000 Fenster einzeln gestaltet worden und somit ein Unikat. Jede Wohnung hat an Fenstern und Türen verschiedene Klinken. Einige der Wohnungen sind nach den Vorgaben von Friedensreich Hundertwasser gestaltet worden und haben in Küche und Bad typische bunte Wand- und Bodenfliesen, die von Hundertwasser entworfen wurden. Als weitere Besonderheit haben diese Wohnungen keinen Ecken an Decken und Wänden, was dem Dogma „gegen gerade Linien“ von Friedensreich Hundertwasser gerecht wird. Aber leider sind aus Kostengründen nur wenige Wohnungen der Wohnanlage Waldspirale im reinen Hundertwasser Stil derart individuell ausgestaltet worden.

Außen am Gebäude sind die typischen Kunstelemente Hundertwassers auffällig: Goldene Zwiebeltürme, gerade Linien und Ecken fehlen vollkommen. Das Gebäude ist in Erdtönen bemalt und hat viele farbenfrohe Säulen aus Keramiken.

Daher ist die Waldspirale in Darmstadt für Architektur- und auch Hundertwasser-Fans ein Muss. Das Gebäude ist selbstverständlich von Außen immer zu besichtigen. Aber hin und wieder werden auch von der Stadtverwaltung Darmstadt Führungen durch das Innere der Waldspirale angeboten. Nachfragen lohnt sich auf jeden Fall (Telefon: 06151/134513).

Lageplan dieser Sehenswürdigkeit in Darmstadt

Waldspirale auf einer größeren Karte anzeigen