Jagdschloss Kranichstein in Darmstadt mit Schlossmuseum und Bioversum

Das Darmstädter Jagdschloss Kranichstein

Das Jagdschloss Kranichstein mit seinem Jagdmuseum und dem Bioversum liegt im Norden von Darmstadt in dem gleichnamigen Ortsteil. Das Jagdschloss wurde ab dem Jahre 1578 vom Landgrafen Georg I. von Hessen Darmstadt gebaut und ist heute einer der wenigen Jägerhöfe aus dem Barock in Deutschland.
Neben dem Museum und dem Bioversum sind im Schloss auch ein Hotel und ein Restaurant untergebracht.
Das Jagdschloss Kranichstein, das Museum und das Bioversum stehen unter der Verwaltung der Stiftung Hessischer Jägerhof, die zum Ziel hat, das historische Waidwerk der gräflichen Familie in seiner Gesamtheit zu erhalten und der Öffentlichkeit näher zu bringen.

Das Jagdschloss – Von der Gründung bis in die Gegenwart

Das Jagdschloss Kranichstein ist ein dreiflügeliger Renaissance-Bau, der in den Jahren von 1578 bis 1580 von dem gräflichen Baumeister Jakob Kesselhuth errichtet wurde. Der Landgraf Georg Cranichstein erwarb das von Johann von Renstorff erbaute eher bescheidene Schloss im Jahre 1572. Ob dieses ursprüngliche Schloss in das Jagdschloss integriert wurde oder ob es abgerissen wurde, ist den Quellen nach nicht ganz klar.

Die Landgrafen Ernst Ludwig (1667 bis 1739) und Ludwig VIII. (1691 bis 1768) waren von der Jagd begeistert und hielten hier aufwendige Parforcejagden ab.
Der Begriff Parforce kommt aus dem Französischen par force = mit Gewalt. Die Parforcejagd ist eine Form der schon bei den Kelten beliebten Hetzjagd. Sie erfreute sich hauptsächlich im 17. und 18. Jahrhundert bei den Adelshäusern in ganz Europa besonderer Beliebtheit. Ein Beispiel ist auch die bekannte englische Fuchsjagd. Bei der Parforcejagd werden die Hunde auf die Fährten von Hirschen, Füchsen, Wölfen und Wildschweinen angesetzt und die Jäger reiten hinter ihnen her und verständigen sich durch Laute mit ihren Jagdtrompeten, bis das Wild von den Hunden gestellt wurde. Die Hunde zerreißen das gestellte Wild jedoch nicht. Daher ist die Parforcejagd keine Hetzjagd im ursprünglichen Sinne.
In Deutschland wurde die Jagd auf lebendiges Wild im Jahre 1934 verboten. Heute gibt es in Deutschland sportliche Parforcejagden, bei denen eine künstliche Fährte gelegt wird und die Hunde und Jäger auf ihren Pferden dieser durch das Jagdgelände folgen.

Die Parforcejagden der Landgrafen und späteren Großherzögen von Hessen-Damstadt waren auch immer mit rauschenden Festen und Bällen verbunden und daher wurde das Schloss Kranichstein im zeitgenössischen Barockstil prachtvoll umgebaut und ausgestattet. Für mehr als 350 Jahre wurde das Schloss und seine umliegenden Wälder von den Großherzögen genutzt. Der letzte Großherzog, Ernst Ludwig, beauftragte dann im Jahre 1917 seinen Hofmarschall Kuno Graf von Hardenberg jegliches Jagdgerät und Jagdzubehör in den herzoglichen Schlössern und Jagdhäusern einzusammeln und auf Schloss Kranichstein ein großherzogliches Jagdmuseum einzurichten.

Nach dem 2. Weltkrieg wurde das Schloss Kranichstein von der Stiftung Hessischer Jägerhof erworben und diese eröffnete das Museum im Jahre 1952 mit dem Schwerpunkt Barock wieder.

Das Jagdschloss Kranichstein wurde vom Land Hessen, der Stadt Darmstadt und der Stiftung Hessischer Jägerhof in den Jahren 1988 bis 1996 aufwendig restauriert. Im Laufe der Restaurierung wurde auch die originale Renaissance Fassung des Erdgeschosses in Kopie wieder hergestellt.

Das Jagdschloss Kranichstein erfreut sich nach der Eröffnung des Hotels und des Restaurants auch immer größerer Beliebtheit als Heiratsort für Industrielle, Stars und Sternchen sowie Politiker. Joschka Fischer hat beispielsweise hier seine Hochzeit gefeiert.

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Museum Jagdschloss Kranichstein

Das Jagdschloss Kranichstein diente fast vier Jahrhunderte den Landgrafen und Großherzöge von Hessen-Darmstadt als Spielwiese für ihr Jagdvergnügen. Diese Zeit ist in der herrschaftlichen Belétage in insgesamt 13 Ausstellungsräumen wieder zu erleben. Einige der fürstlichen Salons sind im Stil des 18. Jahrhunderts ausgestattet, da in dieser Zeit das Jagdschloss der Mittelpunkt vieler großherzoglicher Jagdveranstaltungen mit Prunk und Pomp war. Die Kulturgeschichtesammlung aus diesem geschichtlichen Zeitraum zeigt viele gemalte Jagdszenen von in Darmstadt ansässig gewesenen Malern und Möbel im Barock- und Rokokostil sowie wertvolle Tapisserien.

Die stilistisch nach Epochen ausgestatteten Ausstellungsräume im Kleinen Hirschgang mit Einrichtungen aus der Zeit der Renaissance bis hin zum Historismus geben einen guten Überblick über das historische Wohnen und die Regentschaft der Großherzöge. Die Jagdleidenschaft der Landgrafen wird durch eine Galerie beeindruckender Hirschtrophäen und eine Waffensammlung deutlich. Von der hoch entwickelten Kunst der Büchsenmacher aus dieser Zeit legen Radschlossgewehre mit prachtvollen Ornamenten mit Perlmutt- und Elfenbeinintarsien, künstlerisch gestaltete Schaftverschneidungen und Gravuren beredt Zeugnis ab. Daneben findet man auch eine umfassende Sammlung an Steinschlossgewehren und Perkussionswaffen. Besonders sehenswert ist die Windbüchsensammlung des Landgrafen Ludwig VIII. Die Waffensammlung wird durch wertvolle Armbrüste und reichlich verzierte Blankwaffen ergänzt.

Die Kabinettausstellung präsentiert wichtiges Jagdzubehör, wie Pulver- und Zündkrautbehälter, Waidbesteck und Jagdtaschen und bezeugen mit ihren vielfältigen Materialien und Formen die hohe zeitgenössische Kunstfertigkeit der Handwerker. Ludwig VIII. Hat für die verschiedensten Anlässe Jagdmedaillen prägen lassen. Die 150 Ausstellungsstücke der Jagdmedaillensammlung bieten einige hochwertige numismatische Kostbarkeiten.

Bei einem „Rundgang zur Geschichte der Jagd von der Vor- und Frühzeit bis heute“ kann man die Wichtigkeit der Jagd in der menschlichen Kulturgeschichte erkennen. Dies wird mit Text- und Bildtafeln eindeutig beschrieben. Die umherziehenden Jäger und Sammler konnten in der Frühzeit nur durch die Jagd überleben. Die ersten Jagdprivilegien mit Bannforsten für den Hochadel traten im Mittelalter auf. Die hessische Landbevölkerung und Bauern revoltierten im Bauernkrieg der Jahre 1525 und 1526 gegen die erdrückenden Frondienste bei der Jagd und die gewaltigen Jagdschäden.

Unmittelbar hinter dem Jagdzeughaus des Schloss Kranichstein schließt sich ein etwa 1,6 Hektar großer Naturerlebnisraum an, der die biologische Vielfalt zum Thema hat. Die Schlossbesucher können hier den heimischen Lebensraum und seine Tier- und Pflanzenwelt aus unterschiedlichen und neuen Perspektiven kennenlernen. Man kann über Rampen und Podeste spazieren, durch Tunnel kriechen, auf Plattformen klettern oder Spuren folgen. Es gibt ein sog. grünes Klassenzimmer sowie ein Waldauditorium, die für Schulklassen, Seminare und Vorträge zur Verfügung stehn.

Das Bioversum

Das Bioversum ist das zweite Museum, das sich im Jagdschloss Kranichstein befindet. Bioversum ist ein neu geschaffener Begriff und soll die Aufgabe des Museums in einem Wort verdeutlichen. Das Bioversum Kranichstein liegt in einer außergewöhnlich vielfältigen Kulturlandschaft mit vielen Lebensformen und Lebensräumen, die vom Buchenwald mit natürlichen Bachverläufen über Wiesen, Felder und Fischteiche bis zum historischen Park des Jagdschlosses reicht.

In Deutschland, und mit Hessen in der Spitzenposition, gibt es den größten Anteil an Buchenwald. Dieser bildet daher im Bioversum den Mittelpunkt. Hier am heimischen Buchenwald wird die Biodiversität besonders deutlich.

Unter dem Motto „Alles hängt mit allem zusammen – Raum 'Biologische Vielfalt im Wald'" kann der Besucher in eine riesige Vitrine schauen, in der auf kleinstem Raum ein Stück Buchenwald dargestellt wird. Mit 17 Themenstationen wird die Vielfalt des Lebens im Buchenwald dargestellt. Wie in einer Waldwerkstatt können hier kleine und große „Naturforscher“ Säugetiere, Pilze, Mikroorganismen und die Waldstockwerke genauer betrachten.

Unter dem Motto „Nichts bleibt wie und wo es ist – Raum 'Biologische Invasionen'" werden die natürlichen und vom Menschen verursachten Auswirkungen auf Fauna und Flora aufgezeigt. Jede Spezies ist bemüht, ihren Lebensraum und Bestand zu auszuweiten und der Mensch griff schon immer in diese Prozesse ein.

Direkt hinter dem Gebäude schließt sich ein großes Außengelände an, das zu einem Freilandlabor umgestaltet wird, im dem Besucher die bilogische Vielfalt hautnah erleben können.

Lage der Sehenswürdigkeit in Darmstadt

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So erreichen Sie Schloss Kranichstein

Mit dem Auto
über A5
Ausfahrt Weiterstadt, auf B 42 Richtung Darmstadt, dann Richtung Rödermark, später der Beschilderung Kranichstein folgen

über A3 / A661
Am Offenbacher Kreuz auf die A 661, in Richtung Egelsbach, Ausfahrt Langen, Richtung Offenthal. In Offenthal Richtung Messel, an der Ampel rechts Richtung Darmstadt (Kranichsteiner Straße).

 
Mit Öffentlichen Verkehrsmitteln
Buslinie U: Haltestelle Jagdschloß Kranichstein

Buslinie H: bis Kranichstein „Kesselhutweg“; ca.5 Min Fußweg entlang der Kranichsteiner Straße (Radweg)

Buslinie F: bis zum Oberwaldhaus und ca. 15 Min Fußweg durch den Wald

Straßenbahn 4/5: Siemensstraße oder Kranichsteiner Bahnhof, umsteigen in Buslinie U oder ca. 15 Min. Fußweg