Bolongaroplast und Familie Bolongaro - Sehenswürdigkeit in Frankfurt

Bolongaropalast

Der Bolongaropalast befindet sich im Frankfurter Stadtteil Höchst auf der Südseite der Bolongarostraße. Der sich südlich erstreckende Palastgarten liegt an der Mündung der Nidda in den Main auf dem Hochufer. 
Der Bolongaropalast ist das größte privat errichtete Bauwerk des Barock. Der Bau dieses Palastes ist eng mit dem Aufstieg und dem Niedergang der aus Italien stammenden gleichnamigen Kaufmanns- und Bankiersfamilie verbunden. Daher wird im zweiten Teil des Artikels auch auf die Familie Bolongaro und ihre Geschichte eingegangen.

Der Bolongaropalast und sein Park

Die Front der Fassade im Norden des Palastes ist 117 m lang. Der Palast hat drei Flügel und ist hufeisenförmig angelegt. Der Park befindet sich auf der Rückseite des Palastes. Er fällt in zwei Geländestufen zum Main ab und hat im unteren Teil zwei Pavillons. Diese sind symmetrisch angeordnet und lehnen sich an die Architektur des Palastes an. Sie erscheinen natürlich deutlich zierlicher. Dies hat in der Hauptsache mit den Pagodendächern zu tun. Diese waren im Rokkoko wegen der allgemeinen Affinität für die Chinoiserie, den chinesischen Dekors und Formen, sehr en vogue. Mitten im Parkgarten ist ein Neptunbrunnen als Blickfang aufgestellt. 

Wie im Barock üblich wurden die Räume prunkvoll ausgestattet. Sie verfügen über Deckenmalereien, Seidentapeten und Spiegelwände. Im Bolongaropalast sollte man sich die Hauskapelle und den üppig ausgestalteten Festsaal ansehen. Auf der 1. Etage ist eine einzigartige und vollständige Sammlung Alt-Höchster Porzellanreproduktionen untergebracht. Die Sammlung wurde von der Stadt Höchst bei der Passauer Manufaktur bestellt. Dort befindet sich ein Frankfurter Schrank. 

Ein Frankfurter Schrank ist ein barocker Schrank mit zwei Türen, der im Allgemeinen aus  mit Nussbaumholz furniertem Holz bestand. Seine Namen erhielt er, da er zum ersten Mal in der Stadt Frankfurt oder der nächsten Umgebung gezimmert wurde. Es sind aber auch Modelle aus massiver Kiefer oder Eiche bekannt. Der barock gestaltetet Schrank diente damals zur Unterbringung von Kleidern oder Hauswäsche (Bettlaken, Bettbezüge, Kopfkissenbezüge, Tischtücher etc.). Sie waren auch Repräsentationsmöbel, da sie in der Regel im Flur einer Wohnung oder eines Hauses aufgestellt wurden. Aber die Frankfurter Schränke standen nicht nur in den Residenzen der reichen Patrizier, sondern auch beim gemeinen Volk. Nur waren sie aus schlechterem Holz und nicht so aufwendig gearbeitet. Die Ausmaße des Schrankes zeigten den im Haushalt vorhandenen Wäschevorrat an und seine Machart den Wohlstand seiner Besitzer. Heute findet man Frankfurter Schränke neben dem Bolongaropalast auch im Frankfurter Römer und im Goethe-Haus


Insgesamt zeigen der Kapellensaal, die reichlich mit Stuck und Wandverkleidungen aus Stoff ausgestalteten Räume sowie die Größe des gesamten Palastes, wie wohlhabend die Familie Bolangaro zu ihrer Zeit war.

Die Bolongaros

Eine Beschreibung des Bolongaropalastes ist natürlich ohne die Nennung der Erbauer und Eigentümer, der Familie Bolongaro nicht vollständig. Von der Familie ist Folgendes zu berichten:

Die Brüder Jakob Philipp und Josef Maria Markus Bolongaro haben sich im Jahre 1735 in Frankfurt niedergelassen. Sie stammten aus Stresa am Lago Maggiore in Italien. Jakob Philipp arbeitet in dem Schnupftabak, Tee- und Kaffeekontor „Gebrüder Matthey“. Der letzte männliche Inhaber dieses Kontors ernennt Jakob Philipp im Mai 1734 zu seinem Vertreter. Er heiratet um 1745 Anna Maria Matthey und übernimmt in diesem Jahr als Schwiegersohn und einziger Erbe gemeinsam mit seinen Brüdern das Kontor und spezialisiert es auf Schnupftabak. 

Zum Handel mit Schnupftabak kommt bald eine Schnupftabak-Fabrikation. Jakob Philipp übernimmt eine Filiale in Amsterdam, sein Bruder Joseph führt die Geschäfte in Frankfurt und Bruder Franz übernahm die Vertretung in Leipzig. Dies zeigt den gewaltigen geschäftlichen Umfang der damaligen Firma. Aber trotz des unermesslichen Wohlstands war es der Familie nicht gestattet, in Frankfurt Bürgerrechte zu erhalten. Dies lag sicherlich daran, dass er als Italiener römisch-katholisch war und dies im lutherischen Frankfurt politisch nicht gerne gesehen war. Daher konnte Philipp durch Fürsprache der kaiserlichen Prinzessin Maria Theresia das Recht eines Beisassen (soll wohl mit dem neudeutschen Duldungsrecht verwandt sein) gegen Zahlung einer Sondersteuer für den „persönlichen Schutz“ zu erhalten. 

Aber auch sein Schwiegersohn war in Frankfurt nicht geduldet. Mehrere Anträge auf die Beisasseneigenschaft wurden in den Jahren 1770 und 1771 abschlägig beschieden. Auch  der Hinweis der Bolongaros, dass die Handwerker Frankfurts am Hause um die 20.000 Gulden im Jahr verdienen würden, hat den Rat der Stadt Frankfurt wenig beeindruckt. So wandte sich der in einer kurzen Dauer so wichtig gewordene Handelsherr kurzerhand an „Emmerich“,den Churfürsten und Erzbischof von Mainz. Von diesem erhielt Joseph das Patent eines ersten Patriziers in Höchst, dass zu dieser Zeit unter Churmainzer Herrschaft stand und er durfte dort auch seinen Palast und eine Fabrikstadt zu errichten. 


Dies geschah dann auch in den Jahren 1772 bis 1775 und mit der Verlegung des Kontors nach Höchst gingen dann der Stadt Frankfurt hohe Zoll- und Steuereinnahmen für die Verladung und Verarbeitung sowie den Verkauf des Tabaks verloren. 

Neben der Familie Bolongaro beherbergte der Palast während der Koalitionskriege von 1792 bis 1815, auch Napoleonische Kriege genannt, verschiedene Heerführer. Der Bekannteste darunter war Napoléon Bonaparte, der in der Nacht vom 1. auf den 2. November 1813 übernachtete, nachdem er in der Völkerschlacht bei Leipzig besiegt wurde. Dies war seine letzte Nacht auf damaligem deutschen Boden, denn das nicht weit entfernte Mainz gehörte zu dieser Zeit zu Frankreich. Er wurde vom preußischen Marschall Blücher verfolgt, der dann in der Zeit vom 17. November bis zum 27. Dezember 1813 den Palast als Quartier nutzte. 

Der Bolongaroplast heute

Heute befindet sich dort die Stadtbezirksverwaltung in dem Pavillon im Westen des Parks das Höchster Standesamt. 

Außerdem finden in den heutigen Tagen im Kapellensaal literarische Veranstaltungen und Konzerte statt. Im Sommer finden im Palastgarten Theateraufführungen statt, so auch seit dem Jahre 2004 im Spätsommer das Barock am Main Theaterfestival. Dort kommen dann Theaterstücke des französischen Dramatikers Jean-Baptiste Molière zur Aufführung, die von Wolfgang Deichsel in den südhessischen Dialekt übersetzt wurden. Mitbegründer und auch Hauptdarsteller ist der Kabarettist und Schauspieler Michael Quast. Im Jahre 2007 fiel an einem Wochenende bei dem Stück der Eingebildete Kranke der Darsteller des Doktor Diafoirus, Matthias Scheuring, aus und für ihn sprang der bekannte Kabarettist Harald Schmitt ein. Des Südhessischen nicht mächtig, schwäbelte er einfach. 

Der Palast nach den Bolongaros

Im Jahre 1862 wurde der Palast von der Familie Bolongaro an den aus Mainz stammenden Fabrikanten Friedrich August Sonntag verkauft, der ihn in eine Fabrik für Wasser- und Gasleitungen umwandelte. Dann im Jahre 1880 ging der Palast in das Eigentum des Rödelheimer Pfarrers Eduard Lohoff über. Dieser teilte das Grundstück in kleinere Parzellen auf und verkaufte einige von ihnen. Der Palast wurde auch weiterhin als Fabrik genutzt. Dies führte dann zu weiteren Beschädigungen der üppig ausgestalteten Räumlichkeiten. 

In der Zeit von 1907 und 1908 erwarb die Stadt Höchst die Parzellen wieder und restaurierte den Palast mit rund 400.000 Reichsmark aufwendig. Er diente dann wieder repräsentativen Zwecken als Rathaus der Stadt Höchst. Das Rathaus wurde bei der Eingemeindung Höchsts nach Frankfurt im Jahre 1928 aufgegeben.

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So erreichen Sie den Bolongaropalast in Frankfurt Höchst

Haltestelle "Bolongaropalast"
Buslinien 51, 54, 55, 59
Straßenbahnlinie 11

Parkmöglichkeiten
In direkter Nähe befinden sich weder ein Parkhaus noch ein öffentlicher Parkplatz.
Einige Parkgelegenheiten gibt es in der nahe gelegenen Straße "Seilerbahn".