Eschenheimer Turm am Eschenheimer Tor in Frankfurt

Der Eschenheimer Turm

Direkt am Eschenheimer Tor
© bildpixel / pixelio.de

Der zu Beginn des 15. Jahrhunderts vom Frankfurter Dom- und Stadtbaumeister, Bildhauer und spätgotischen Künstler Madern Gerthener (1360; † 1430) vollendete Eschenheimer Turm, ein Wahrzeichen von Frankfurt am Main, bildet mit seiner stolzen Höhe von 47 Metern und seinen zweieinhalb Meter dicken Mauern im wahrsten Sinne des Wortes eine geschichtliche Insel am nördlichen Rand der Frankfurter Innenstadt. Der Stadt, die sich in den Nachkriegsjahren quasi neu erfinden musste und ihren architektonischen Neuanfang so radikal gestaltete wie wahrscheinlich keine zweite deutsche Stadt es tat beziehungsweise wagte. Wenige Meter voneinander entfernt, treffen hier Welten aufeinander, zwischen denen mehr als 600 Jahre liegen: auf der einen Seite der erdfarbige Rundturm aus Stein, der sich über einem Durchgangstor im quadratischen Sockelbau erhebt. Auf der anderen Seite der moderne Hochausbau mit einer ästhetischen Glasfassade in der benachbarten Bleichstraße, der seinem mittelalterlichen Artgenossen aus luftiger Höhe kühl zublinzelt.

Inmitten des treibenden Verkehrs rundherum auf der Eschenheimer Straße scheint es fast, als ob der Eschenheimer Turm mit seinen vier kleinen Erkertürmchen nach wie vor Wacht über die Stadt Frankfurt am Main hält. Ganz nach seiner Bestimmung im Spätmittelalter, als er einer unter ungefähr 60 Wachtürmen Teil der gotischen Stadtbefestigung war. Von diesen ehemals 60 Türmen existieren neben dem Eschenheimer Turm heute nur noch der Rententurm am Römerberg sowie der Kuhhirtenturm in Alt-Sachsenhausen. Das Eschenheimer Torturm-Denkmal aber, das als der höchste und prächtigste Wach- und Wehrturm der Frankfurter Verteidigungsanlage galt, ist heutzutage das älteste nahezu komplett erhaltene Bauwerk in der Frankfurter Neustadt.

Die damals so rasant anwachsende freie Reichsstadt Frankfurt stieg gegen Beginn des 14. Jahrhunderts an ihre räumlichen Grenzen. Es wurde so dringend neuer Baugrund benötigt, dass seinerzeit in vereinzelten Fällen selbst vor der Schutzmauer, der sogenannten Staufenmauer, also im schutzlosen Raum gebaut wurde. 1333 gab Kaiser Ludwig IV. der Bayer, Kaiser des Heiligen Römischen Reichs (1282; † 1347) sein Einverständnis für den Bau der zweiten Stadterweiterung, mit der sich die Stadtfläche gleich verdreifachte. Zehn Jahre danach folgte dann die Errichtung einer neuen Stadtmauer zur besonderen Absicherung des neuen Stadtteils “Neustadt“. Obwohl der Bau der Stadtbefestigung sich noch über 100 Jahre hinziehen sollte, wurde aus strategischen Überlegungen an der Stelle des gegenwärtigen Eschenheimer Turms bereits gegen 1350 ein “runder Turm“ aufgerichtet. Wiederum zehn Jahre später wurde dieser vom Zimmermann Klaus Mengoz wieder abgerissen und durch einen quadratischen Unterbau mir einem Torbogen ersetzt, welcher dann – wie anfangs bereits erwähnt – von Gerthener fünf Jahre später ab 1426 innerhalb von nur zwei Jahren vollendet wurde. Das heißt, er ließ den eigentlichen Turm auf das Tor aufsetzen. Fortan diente der Eschenheimer Turm als nördlicher Torturm in der Stadtmauer. Viel später wäre auch der Eschenheimer Turm der preußischen Anordnung zum Abriss der Stadtmauer in den Jahren 1806-1812 fast zum Opfer gefallen, hätte nicht Graf d'Hédouville, damaliger Botschafter der französischen Besatzungsmacht sein Veto gegen diesen Plan eingelegt. Fortan besaß der Eschenheimer Turm den Status eines Denkmals. 

Architektur des Eschenheimer Turms

Der Torturm besteht aus acht Stockwerken sowie zwei Dachgeschossen und verläuft nach oben hin zu einem langen steilen Kegeldach mit Turmspitze. Die oben erwähnten vier Erkertürme sind durch einen vorspringenden Wehrgang mit Zinnenkranz miteinander verbunden. Die Eschenheimer Straße, die heute am Turm vorbei führt, verlief damals noch mitten durch seinen gotischen Torbogen hindurch. Eindringlinge konnten durch ein Falltor abgehalten werden. Die Wohnung des Turmwächters befand sich im zweiten Obergeschoss und wurde noch bis 1956 bewohnt. Die Treppenanlage als auch der Zwischenboden im Turm sind größtenteils nach wie vor im Originalzustand aus der Bauphase mit Architekt Gerthener. Ein Wappenrelief mit dem Wappen der Freien Reichsstadt – ein silberner Adler vor rotem Hintergrund – ziert auf der Höhe der zweiten Etage die stadtwärts gewandte Seite des Eschenheimer Turms, das Kaiserwappen hingegen – ein schwarzer zweiköpfiger Adler – die Seite, die dem Land zugewandt ist. Eine Symbolik, die einleuchtet. Die neun Löcher in der metallenen Wetterfahne auf der Turmspitze rühren der Legende nach von den Schießkünsten des Wilddiebes Hans Winkelsee her, dessen perfekt geschossene Zahl 9 den Stadtrat so sehr rührte, dass er Winkelsee von der Todesstrafe begnadigte. 

Die Freunde Frankfurts und Turm

Der 1966 gegründete Verein Die Freunde Frankfurts / Verein zur Pflege der Frankfurter Tradition e.V. hat viel getan für den Eschenheimer Turm und viel in Bewegung gesetzt. Ziel des Vereins ist es, historische Bauwerke in Frankfurt wiederaufzubauen, Konzepte zur Erhaltung zu erarbeiten und sich für den Denkmalschutz stark zu machen. Durch Veranstaltungen wie Lesungen, Vorträge, Ausflüge, Besichtigungen, Ausstellungen und Publikationen versucht er, die richtigen Hebel in Gang zu setzen, um ein stärkeres Bewusstsein für die Geschichte der Stadt Frankfurt am Main zu formen. Im speziellen Falle des Eschenheimer Turms hat die Arbeit des Vereins bereits erste Früchte getragen, gingen doch die letzten 4-jährigen Renovierungsarbeiten, die dem Wahrzeichen der Stadt 1992 zum neuen Glanz verhalfen, auf die Bemühungen des Vereins zurück, um eine öffentliche Lobby für die Renovierung und Wiederbelebung des Turms zu erreichen. Bis 2010 fanden die regelmäßige Vereinstreffen im ehemaligen Kaminzimmer der Turmwächter im Parterre des Eschenheimer Turms statt. Ein Blick auf die Vereinswebseite lohnt sich allemal.

Andere Sehenswürdigkeiten in Frankfurt

Heutige Nutzung

Nach der Renovierung des Eschenheimer Turms wurde das “Tower – Bar & Restaurant“ im Torbogen eingerichtet. Im geschichtlichen Ambiente kann man hier im Herzen Frankfurts förmlich den Atem der städtischen Vergangenheit spüren. Beispielsweise im Kaminzimmer, dessen stilgerechte gotische Einrichtung aus Spenden von Frankfurter Bürgern finanziert wurde. Der Eingang zu dem Restaurant befindet sich auf der stadtwärts gewandten Seite des Eschenheimer Turms. Darüber ist ein Portraitrelief angebracht, von dem vermutet wird, es stelle den Architekten Gerthener selbst dar. Auf der Webseite des Restaurants gibt es auch eine Menge an historischen Aufnahmen vom Eschenheimer Turm zu entdecken: https://www.tower-bar.de/ 

Der großflächige Platz, an dem der Eschenheimer Turm steht, ist das Eschenheimer Tor, nach dem auch der U-Bahnhof “Eschenheimer Tor“ direkt unterhalb des Platzes benannt ist. 
Nachdem der Platz – und somit auch der Turm – jahrelang für Fußgänger unzugänglich waren, ist er nun mit der Fußgängerzone Schillerstraße verbunden. 

Noch mehr Sehenswertes

  • Das Höchster Schloss am Main
  • Die Wallanlagen in Frankfurt ziehen sich rund um die Innenstadt
  • Das Museum für Moderen Kunst ist im ganzen Land bekannt
  • Die Hauptwache liegt im Zentrum der Stadt
  • Einen Besuch ist auch die Westendsynagoge wert
Die Lage des Eschenheimer Turms

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Erreichbarkeit des Turms

Anreisende nehmen am Hauptbahnhof die S-Bahn auf Gleis 101 oder 102 Richtung Innenstadt und steigen an der Station “Hauptwache“ aus. Fahren Sie nun mit der U1, U2 oder U3 weiter in Richtung Ginnheim, Gonzenheim oder Hohemark und steigen dann am “Eschenheimer Tor“ aus. Das Ziel Ihres Ausflugs befindet sich nun genau über Ihrem Kopf.

Parkmöglichkeiten in der Nähe
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