Palais Thurn und Taxis mit Palaisquartier im Zentrum Frankfurts

Palais Thurn und Taxis & Palaisquartier

Wenn man über die neuste städtebauliche Entwicklung am Rande der Altstadt von Frankfurt redet, muss man den Neubau des Palais der von Thurn und Taxis sowie das Palaisquartier in einem Atemzug nennen. 
Was den Berlinern für ihren Neubau des Museumsviertels nicht gelungen ist, hat in Frankfurt geklappt, zumindest was die Finanzierung angeht. Der Begriff „Palaisquartier“ klingt recht ansprechend und wurde daher für einen Gebäudekomplex inklusive Einkaufszentrum in der Frankfurter Innenstadt verwendet.

Palais Thurn und Taxis früher und heute

Dabei werden sich nur wenige Menschen, Frankfurter wie Auswärtige, an das ursprünglich Palais Thurn und Taxis erinnern können. Denn dieses wirklich herrliche Bauwerk im Barockstil wurde im 2. Weltkrieg so gut wie ganz zerstört. Glücklicherweise hat der Historiker Fried Lübbecke das Palais umfangreich dokumentiert, dabei hat er auch über 60 Farbfotos der wertvollen Deckengemälde von Luca Antonio Colomba gemacht. Nach mehreren Brandbombentreffern kam dann das Aus für das Palais am Abend des 22. 3. 1944. Denn da explodierte eine fast 4 Tonnen schwere Luftmine im Palais. Dabei stürzte die Hauptfassade in den Innenhof, die Flügel des Palais wurden ebenfalls zerstört. Nur die zum Garten hin gelegene Rotunde blieb teilweise verschont. 

So konnte diese Dokumentation und die Originalbaupläne des Hofarchitekten des französischen Sonnenkönigs, Ludwig IVX., zum Wiederaufbau des Palais Thurn und Taxis verwendet werden. Der französische Architekt Robert de Cotte arbeitete daneben auch für den Fürsten Anselm von Thurn und Taxis, der seine Residenz auf Anraten des damaligen Kaisers von Brüssel nach Frankfurt verlegen wollte. Neben dem Palais gehört auch der Büroturm NEXTOWER, das Hochhaushotel Jumeirah und das Einkaufszentrum MyZeil zum neuen Palaisquartier, das somit vielfältige geschäftliche Nutzungsmöglichkeiten bietet. Im Palais selbst soll es Einzelhandelsgeschäfte, Büros, einen Ballsaal und ein Restaurant der gehobenen Gastronomie geben – bisher ist allerdings noch kein Mieter in dieses Gebäude eingezogen.

Auf dem ehemaligen Platz des Hauptgebäudes des Palais und des Gartens stand von 1952 bis 2003 das 70 Meter hohe Fernmeldehochhaus. Dieses wurde erstmals in Deutschland in der Stahlskelettbauweise errichtet und war der Knoten des Fernmeldenetzes Deutschlands. Südlich und östlich vom Hochhauses befanden sich zwei Verwaltungsgebäude mit einer Höhe von 33 bzw. 40 Metern. In den sechziger Jahren arbeiteten hier bis zu 5.000 Menschen. Das Hochhaus wurde im Jahre 2004, um Platz für den Wiederaufbau des Palais Thurn und Taxis und des Palaisquartiers zu schaffen, gesprengt.

Das wiederaufgebaute Palais konnte selbstverständlich nur in der Architektur des Spätbarock erfolgen. Dabei hat man auf einige Einzelheiten, wie das Eingangstor zum Palaishof verzichtet. Auch ist der Grundriss in den Ausmaßen kleiner als das originale Bauwerk. Die Rekonstruktion ist heut nach allen Seiten offen. Daher haben die beiden Seiten des Cour d´honneur nach Süden und Norden Schaufassaden, die wegen der früheren Lage zu den Nebenhöfen nicht vorhanden waren. Diese beiden Fassaden sind in einem komplett neuen Entwurf entstanden. Ebenso musste die zum Garten hin gelegene Fassade des Corps de Logis neu gestaltet werden, damit mit sie zur neuen Kubatur des Neubaus passt. Das neue Palaisgebäude ist in Stahlbeton ausgeführt und hat ein Dach aus Stahlstreben. Obwohl mit neuem Material errichtet, behält das Palais nach wie vor sein äußeres historisches Aussehen.

Das Palaisquartier in Frankfurt

Hinter dem neuen Palais befindet sich am neu gebauten Thurn-und-Taxis-Platz 6 der 135 Meter hohe NEXTOWER. Er ist ein Bürogebäude und weist eine leicht destruktivistische Architektur auf. Daher sind die Fassaden aus mattem Aluminium und Glas gegeneinander abgeknickt. Das Hochhaus hat 48 Stockwerke und insgesamt eine nutzbare Fläche von 48.000 Quadratmetern. Die unteren Stockwerke haben eine Lobby und einige Konferenzräume. Im vierten Stock gibt es einen unmittelbaren Zugang zum sich anschließenden Einkaufszentrum MyZeil. Auf 90 Meter Höhe befinden sich zwei, für die Öffentlichkeit unzugängliche Dachterrassen. 

Neben dem NEXTOWER steht am Thurn-und-Taxis-Platz Nr. 2 ein etwas kleineres Hochhaus, das nur 24 Stockwerke und eine Höhe von 96 Metern hat. Hier wird im Jahre 2011 ein Hotel der Jumeirah Group aus Dubai in den Vereinigten Arabischen Emiraten entstehen. Diese Gruppe ist auf den Betrieb von Luxushotels spezialisiert. Da es das erste Hotel der Jumeirah Group in Deutschland sein wird, kann man von dem Fünf-Sterne-Hotel mit 219 Zimmern sicherlich etwas Besonderes erwarten. 

Der Publikums- und Käufermagnet für das PalaisQuartier und die Frankfurter Zeil, der Einkaufsstraße Frankfurts, wird wohl das neue Einkaufszentrum MyZeil sein. Hier wurde auch einer der längsten Rolltreppen Deutschlands mit 46 Metern (zum Vergleich: Die Fahrtreppe des Ruhrmuseums Zeche Zollverein ist 68 Meter lang), eingebaut, die die ersten sechs Stockwerke miteinander verbindet. Die Gesamtfläche unterhalb des mit ungefähr 3.200 dreieckigen Elementen aus Glas überwölbten Gebäudes ist mit 77.000 Quadratmetern angegeben. Davon entfallen auf den Einzelhandel in den unteren drei Stockwerken insgesamt rund 52.000 Quadratmeter. Als sogenannte Ankermieter sind im Kellergeschoss ein Lebensmittelmarkt, der Herrenausstatter Ansons auf drei Teilstockwerken und im dritten und vierten Stockwerk der Elektronikmarkt Saturn vertreten. Die weiteren oberen Stockwerke beherbergen einen sogenannten Gastroboulevard mit Restaurants, einen Fitnessclub mit einem Höhenschwimmbad und einem Bereich zur Betreuung von Kindern. Alle Laden- und Büroflächen sind unterdessen vermietet. Der Mietpreis für einen Quadratmeter wird mit 485 Euro genannt. Dies ist der zweithöchste Quadratmetermietpreis in Deutschland. 

Das gesamte Palaisquartier mit dem Nachbau des Palais des Anselm von Thurn und Taxis ist sicherlich eine Bereicherung für den Frankfurter Innenstadtbereich. Nur dürfte wohl die Rekonstruktion des Palais nicht ganz so gelungen sein. Erstens sieht es heute eher wie ein neoklassizistisches Gebäude aus und irgendwie eine Mogelpackung. Wer vor einem barocken Palais einer der schon für seine Zeit reichsten Adelsfamilien steht, möchte sicherlich nach dem Betreten eines Palais ein wenig von dem Prunk und dem Pomp der vergangenen Tage erleben und sich auch ein wenig in diese Zeit zurückversetzt sehen. Aber die modernistische Innenarchitektur, die man wohl aus Kostengründen einer teilweisen Rekonstruktion der auch einmal im Barockstil ausgekleideten Räume vorgezogen hat, ernüchtern den Besucher jedoch sofort. Dies mag wohl auch der Grund sein, warum bis zum Zeitpunkt des Erscheinens dieses Artikels nur wenige der Geschäftsflächen vermietet werden konnten. 

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Erreichbarkeit des Palais Thurn und Taxis

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Direkt in den Gebäudekomplex integriert ist ein Parkhaus.
Parkhaus MyZeil / PalaisQuartier
Große Eschenheimerstraße 10-14
60313 Frankfurt