Burg Frankenstein - Gruselruine bei Darmstadt

Burg Frankenstein an der Bergstraße

Burg Frankenstein bei Damrstadt
© Sita /pixelio.de

Es gibt in Deutschland wohl kaum eine Burg, um die sich so viele Legenden, Märchen, Sagen und Unwahrheiten ranken. Wer jetzt schon vermutet, dass die Burg Frankenstein oder dem mit dieser in einem Atemzug genannte Alchimist und Arzt Johann Konrad Dippel Vorlage für das Buch „Frankenstein oder der moderne Prometheus“ von Mary Shelly und den vielen darauf basierenden Verfilmungen um das von Frankenstein geschaffenen Monsters, sei, der muss enttäuscht werden. Es gibt keinerlei Hinweise darauf, dass die Autorin die vielen Sagen um Dippel gekannt hätte Es gibt noch viele weitere sagenhafte Geschichten zu der Burg.

Dennoch kann man wohl behaupten, dass das Buch von Mary Shelley die Bekanntheit der Burg Frankenstein sicherlich gefördert hat. Dies drückt sich in den heute immer noch regelmäßig stattfindenden Events auf und um die Burg aus. Die bekannteste Veranstaltung ist wohl das Halloween Burgfestival, das seit den Siebziger Jahren des vorigen Jahrhunderts jedes Jahr im Oktober und November an den drei Wochenenden um Halloween stattfindet. Dieses Fest geht auf ein von den in Darmstadt und Umgebung stationierten US-Streitkräfte veranstaltete Halloween Party auf der Burg zurück. Die Besucher werden von verkleideten Schauspielern und vielen Spezialeffekten erschreckt und natürlich auch unterhalten. Dieses Fest ist sehr beliebt und wegen des Andrangs an Besuchern werden die Zufahrtswege zur Burg gesperrt und ein Buspendelverkehr eingerichtet.

Die Interessengemeinschaft Mediaevalis Cultus (mittelalterliche Lebensart) trifft sich bei gutem Wetter jeden Sonntag auf der Burg. Diese Ritter der Burg Frankenstein zeigen das Handwerk, das Rittertum und das Leben der Adligen und Bauern im Mittelalter. Es werden auch historische Schwertkämpfe aufgeführt.

Ein Blick in die Geschichte der Burg Frankenstein

Die Burg Frankenstein wurde vermutlich schon vor dem Jahr 1252 auf einem 370 Meter hohen Ausläufer des Langenbergs erbaut. Diese Jahreszahl wird aufgrund einer Urkunde, in der die Burg im Zusammenhang mit einem Konrad II. Reiz von Breuberg und seiner Ehefrau Elisabeth von Weiterstadt erwähnt wird. Die genaue Entstehung der Burg steht nicht fest, manche Historiker sind der Ansicht, dass sie bis auf die Frankenzeit zurückgeht.

Die Adelsfamilie der Herrn von und zu Frankenstein, wie sie sich selbst später nannten, hat ihren Ursprung in der Ehe des Konrad II. Reiz von Breuberg und Elisabeth von Weiterstadt. Schon kurz danach wurden die von und zu Frankensteiner Oberherren von Eberstadt, Nieder-Beerbach, Schmalbeerbach (heute: Lautertal im Odenwald), Ober Beerbach, Stettbach (beide Orte gehören heute zu Seeheim-Jugenheim), Allerthofen (heute Modautal), Bobstadt (heute Bürstadt) und Ockstadt bei Friedberg.

Im Jahre 1292 erklärte Friedrich von Frankenstein sich zum Burgmann der Grafen Wilhelm I. Und Diether VI. von Katzenelnbogen. Diesen räumte er uneingeschränkten Zugang zur Burg und im Kriegsfall seine Unterstützung zu. Es kam aber nie zu einer Belagerung der Burg.

Das Frankensteiner Geschlecht spaltete sich im 14. Jahrhundert in zwei Linie auf. Die Burg wurde in einem in 1363 geschlossenen Vertrag peinlichst genau aufgeteilt. Aber dennoch kam es danach immer wieder zu rechtlichen Streitigkeiten. Ungefähr im Jahr 1400 nahm der Einfluss der von und zu Frankenstein zu. Die Burg wurde zu klein und sie wurde um eine Vorburg erweitert und modernisiert. Zusammen mit Nieder-Beerbach wurde die Burg in 1402 Reichslehen und somit vom mächtigen Grafen von Katzenelnbogen unabhängig.

Im 16. Jahrhundert schien des denen von und zu Frankenstein wirtschaftlich sehr gut zu gehen. Daher wurde die Burg in einem Ausmaß ausgebaut, wie es heute noch zu sehen ist. Zu unzähligen Rechtstreiten vor dem Reichskammergericht kam es jedoch, da die Landgrafen von Hessen das Zehntrecht auf alle Eberstädter Besitzungen hatten und dies auf das dem Reich unterstehende Nieder-Beerbach ausdehnten. Der der politische Druck der Landgrafen zu Hessen war jedoch so stark, dass die Frankensteiner klein beigeben mussten und die Oberherrschaft Hessen-Darmstadts über ihren Herrschaftsbereich tolerieren.

Obwohl das damalige Oberhaupt des Hauses Frankenstein testamentarisch verfügt hatte, niemals an Hessen zu verkaufen sondern eher auf Unterstützung der Kurmainzer zu warten, die aber an einem Kauf der Burg samt Zubehör nicht interessiert waren, wurde Hessen-Darmstadt im Jahre 1662 Käufer. Die von und zu Frankensteins verkauften die Burg und die Herrschaft für 109.000 Gulden an den Landgrafen Ludwig VI. Von Hessen-Darmstadt. Die von und zu Frankensteins wurden 1670 Freiherren und hatte sich nach Ullstadt in Franken zurückgezogen, wo sie eine neue Herrschaft erworben hatten. Deren Nachkommen leben noch heute dort.

Dem Landgrafen ging es weniger um die Burg sondern mehr um den Landbesitz der von und zu Frankensteins. Obwohl die Burg sich bei ihrem Verkauf in einem guten Zustand befand, verfiel sie in den Folgejahren immer mehr. Sie war dann bis ins 18. Jahrhundert hinein ein Invalidenhaus. Dann kam das Gerücht auf, das in der Burg ein Schatz versteckt sei. Um den Schatz zu finden wurden Mauern und Kellerdecken zerstört. Daher war die Vorburg zur Mitte des 18. Jahrhunderts weitestgehend verfallen. In der Folgezeit wurde die Kernburg durch die Ehefrau des damaligen Verwalters ruiniert. Sie verkaufte alles, was nicht niet- und nagelfest war, darunter auch das Blei von den Dächern, Ziegel und die Holztreppen. Daneben wurde die Burg von den Bauern der Nachbarschaft als günstiger Steinbruch missbraucht. Es blieb so gut kein Stein mehr auf dem anderen. Mitte des 19. Jahrhunderts ließ der Großherzog Ludwig III die Burg im Stil der zeitgenössischen Burgenromantik zum Teil restaurieren. Aber diese Arbeiten wurden äußerst ungeschickt und wenig präzise durchgeführt.

Johann Konrad Dippel

Zum Schluss noch einige Informationen über den eingangs erwähnten Johann Konrad Dippel. Er wurde am 10. August 1673 auf Burg Frankenstein geboren und er starb am 24. April 1734 auf Schloss Wittgenstein bei Berleburg. Er war deutscher Theologe, Alchimist (heute würde man Chemiker sagen), Anatom und Arzt. Er war aber auch unter den Pseudonymen Christianus Democritus, Ernst Christian Kleinmann und Ernst Christoph Kleinmann bekannt.

In der Zeit von 1704 und 1707 versuchte er in Berlin, aus Silber und Quecksilber Gold zu machen. Er studierte danach bis 1714 in Leiden in Holland Medizin, wo er auch promovierte und als Mediziner erfolgreich wirkte. Von 1714 bis 1717 hielt der sich in Altona auf und wurde dort wegen der Verleumdung durch einen hohen Beamten zu lebenslänglicher Haft verurteilt, aus der er aber 1726 entlassen wurde. In der Zwischenzeit war er zum radikalen Pietisten geworden. Er verfasste viele Schriften gegen die Orthodoxie. Daher besuchte er ab 1728 auch seien Anhänger in Lauenburg, Lüneburg, Celle, Hannover und Goslar. Er wurde dann aber im Jahre 1729 von dort vertrieben.

Da bekannt war, dass er als Alchemist tätig war, hielt sich hartnäckig das Gerücht, dass er auf Burg Frankenstein auch mit Nitroglyzerin zum einen als Arzneimittel zum anderen als Sprengstoff experimentiert hätte. Dies ist aber wirklich nur als Gerücht zu bezeichnen, da zu Lebzeiten Dippels das Nitroglyzerin noch gar nicht erfunden war. Auch ist zweifelhaft, ob er sich jemals wieder längere Zeit auf Burg Frankenstein aufgehalten hat.

 
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