Sehenswürdigkeiten in Mainz: Deutschhaus und Zeughaus

Deutschhaus und Zeughaus - Sitz der Landesregierung von Rheinland-Pfalz

Deutschhaus in Mainz
© Gerhard Rolinger / pixelio.de

Das Deutschhaus und das Neue Zeughaus stellen kulturell und politisch gesehen eines der bedeutendsten Gebäudeensembles in Mainz dar. 
Die beiden Bauten, in deren wechselvollen Geschichte sich entscheidende Punkte rheinischer sowie deutscher als auch europäischer Geschichte gleichsam widerspiegeln, sind in einer Flucht gebaut und befinden sich am Deutschhausplatz. Auf diesem ist eine Kopie der 1904 gefundenen Mainzer Jupitersäule aufgestellt, deren Original aus der zweiten Hälfte des ersten Jahrhunderts im Landesmuseum Mainz aufbewahrt wird. Während das Deutschhaus, auch bekannt als das Deutschordenshaus, der Ort ist, an dem der rheinland-pfälzische Landtag seit 1951 seinen Sitz aufgeschlagen hat, beherbergt das sich südöstlich unmittelbar anschließende Neue Zeughaus die Staatskanzlei von Rheinland-Pfalz.

Das Deutschhaus

Der barocke Bau des Deutschauses an der Rheinseite der Stadt wurde zwischen 1730 und 1737 unter der Leitung vom kurmainzischen Kämmerer und Architekten Anselm Franz Freiherr von Ritter zu Groenesteyn (1692; † 1765) für Franz Ludwig von Pfalz-Neuburg (1664 † 1732), Kurfürst von Trier und Mainz, sowie Reichserzkanzler des Heiligen Römisch Reiches Deutscher Nation gebaut. Obwohl dieser in Funktion als Erzbischof von Mainz bereits im unweit gelegenen Kurfürstlichen Schloss über eine Hauptresidenz verfügte, sollte dieses dem französischen Barock angelehnten Ordensritterpalais ihm als zusätzliche Residenz im Amt des Hochmeisters des Deutschen Ordens dienen. Die Legung des Grundsteins nahm der ranghohe Bauherr im Jahre 1730 selbst vor. In den sieben Jahren bis zur Fertigstellung des Haupthauses und der beiden den Hof flankierenden Pavillons waren viele einflussreiche Künstler wie etwa der Augsburger Freskomaler des Barock und Rokoko Christoph Thomas Scheffler (1699; † 1756), der Würzburger Hofbildhauer des Barock Burkard Zamels (1690; † 1757) sowie die berühmte Stuckatoren-Familie Castelli aus Würzburg an der Ausgestaltung des prächtigen Palais beteiligt. Das Gebäude, das vom Erzbischof wegen seines Todes nicht mehr abgenommen werden konnte, wurde nach der Fertigstellung stummer Zeitzeuge von so manchen Persönlichkeiten und politischen Entwicklungen. 

In der kurzen Phase der demokratischen Mainzer Republik (1792/93) diente das Palais beispielsweise dem gesetzgebenden Organ, dem Rheinisch-Deutschen Nationalkonvent, als    Sitz des ersten Parlaments auf deutschem Boden. Im gleichen Jahr wurden die Räumlichkeiten als Parlament für die von Frankreich besetzten linksrheinischen Areale und ab 1798 dann für 16 Jahre als Residenz des französischen Generals, Staatsmannes und Kaisers Napoleon Bonaparte (1769; † 1821) genutzt. Nach der erneuten Angliederung der Stadt Mainz an das Großherzogtum Hessen-Darmstadt in den Jahren 1815/16 fungierte das Palais als Nebenresidenz des zuständigen Großherzogs Ludwig I. von Hessen-Darmstadt (1753; † 1830). 1842 war das Deutschhaus im Zuge der zunehmenden Industrialisierung vier Wochen lang der Schauplatz der ersten deutschen Industrieausstellung, in der 720 Aussteller aus 21 deutschen Staaten über 7.000 Produkte – von Kinderkleidung bis hin zu Lokomotiven – vorstellten. Im deutsch-französischen Krieg 1870/71 wurde das Deutschhaus dann als deutsches Hauptquartier verwendet und während der Rheinlandbesetzung als Sitz des Oberbefehlshabers der französischen Besatzungstruppen. Brandbombenangriffe in den Endzügen des Zweiten Weltkrieges 1945 ließen nur noch die Fassadenmauern übrig. Alle Fresken und nahezu der gesamte Stuck wurden im Feuer zerstört. Doch bereits sechs Jahre später, 1951 also, stand das Deutschhaus wieder. 


Einzug der Landesregierung von Rheinland-Pfalz
In den ersten fünf Nachkriegsjahren war die Zerstörung von Mainz noch so gegenwärtig, dass sich Koblenz in den kommenden Jahren mehr und mehr als administrativer Regierungssitz des Landes herauszukristallisieren schien. Die ersten großen Landessitzungen wurden etwa im Koblenzer Theater oder im großen Rathaussaal von Koblenz abgehalten. 1950 wurde dann jedoch auf Beschluss des Landtags angeordnet, das Deutschhaus in Mainz wieder aufzubauen und dort die Landesregierung und den Landtag unterzubringen. Sein schneller Wiederaufbau war dem Bemühen der kurfürstlichen Residenzstadt zu verdanken, so viele Repräsentationsbauten so schnell wie möglich aus dem Boden zu stampfen. Dabei wurde nur bei der Rekonstruktion der Außenwände auf Originalgetreuheit geachtet, dem Innenbau kam nicht annähernd das gleiche Maß an Sorgfältigkeit zu, sondern wurde vielmehr der Zweckmäßigkeit unterstellt. Seither fungiert das einstige Palais als Plenargebäude des Landtags von Rheinland-Pfalz, in dessen Plenarsaal eine erhaltene Original Fahne in schwarz-rot-gold hängt, die 1832 Teil des Hambacher Fests war. Letzte Umgestaltungen im Plenarsaal fanden 1986/87 statt, sein Aussehen blieb bis dato unverändert. 

Im Deutschhaus beziehungsweise Landtag selbst befindet sich ein Restaurant, das von den Angestellten und Mitgliedern der Landtagsverwaltung sowie der Landesregierung frequentiert wird, aber auch der Öffentlichkeit bereitsteht. Neben einer exzellenten Küche bietet das Restaurant ein modernes Ambiente, einen Blick auf das Kurfürstliche Schloss zu Mainz und eine malerische Sommerterrasse mit alten Bäumen. 

Auf der Webseite des Landtags Rheinland-Pfalz können Sie an einer virtuellen Tour durch das Deutschhaus teilnehmen. Die ideale Vorbereitung auf einen realen Besuch.

 

Das Neue Zeughaus

Das sich im Nordwesten des Deutschhauses befindliche Neue Zeughaus ist ebenso wie das Deutschhaus im Barockstil gebaut. Der Bau wurde in seiner Ursprungszeit zwischen 1738 und 1740 vom Architekten und Oberbaudirektor Johann Maximilian von Welsch (1671; † 1745) – der sich seinerzeit durch seine Entwürfe von Festungsbauten in Deutschland einen hervorragenden Ruf aufgebaut hatte – als zweigeschossiges Waffenarsenal mit den gestalterischen Charakteristiken eines Palais entworfen. Den Dreiecksgiebel an der Fassade unterhalb des Mansardendaches zieren dementsprechend Mars, der Gott des Krieges, sowie ein springender Löwe und das Mainzer Rad, welche das Wappen des Mainzer Kurfürsten und Reichserzkanzlers des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation – Philipp Karl von Eltz-Kempenich (1665; † 1743) – darstellen. Die Figur des Mars wurde von Burkard Zamels erschaffen, der – wie oben erwähnt – bereits an der Ausgestaltung des Deutschhauses beteiligt war. Während Kriegselemente wie Fahnen, Wappen und Schilde die vergitterten Rundbogenfenster im Erdgeschoss schmücken, sind die Fenster im Obergeschoss mit Helmen verziert. Kriegsstrategisch gesehen war das Zeughaus wegen seiner Nähe zur Kaserne der kurfürstlichen Truppen und zum Rhein von Bedeutung. So konnten schwere Kriegsgeräte leicht durch die weiten Tore abtransportiert und auf Schiffe verladen werden. 

Nach der Zerstörung des Zeughauses bis auf die Keller und Außenmauern im Zweiten Weltkrieg begann 1956 ein vier Jahre andauernder Aus- und Umbau des Gebäudes, dessen Resultat heute als das Neue Zeughaus bezeichnet wird. 1960 konnte dann die Rheinland-Pfälzische Staatskanzlei vom Bassenheimer Hof in das auf vier Etagen aufgestockte Neue Zeughaus einziehen. Unter dem Mansardendach befinden sich nun zudem Büros. Der Festsaal im Obergeschoss auf der Rheinseite wird für Staatsempfänge genutzt, und der Stresemann-Saal für Kabinettsitzungen. Im Letzteren ist eine weiße Steintafel an der Wand angebracht, auf der Zitate des Politikers Sir Joseph Austen Chamberlain (1863; † 1937) und den beiden Friedensnobelpreisträgern von 1926, Aristide Briand (1862; † 1932) sowie Gustav Stresemann (1878; † 1929), verewigt sind. 

“In diesem großen Zeitalter geht es nicht nur um die Beziehungen von einem Volk zum Anderen. Sondern um eine Idee. Die Mehr ist als die Phrase um eine Idee Europäischer Kultur. Um eine Idee der Menschheitsentwicklung.“ (Stresemann)

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Lage des Landtags und der Staatskanzlei

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Erreichbarkeit von Deutschhaus und Zeughaus in Mainz

Bushaltestellen in der Nähe:
Haltestelle Landtag 6, 6a, 9, 70

Parkmöglichkeiten in der Nähe:
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Schloss-Parkplatz auf dem Ernst-Ludwig-Platz