Sehenswürdigkeit Fastnachtsbrunnen auf dem Schillerplatz in Mainz

Der Fastnachtsbrunnen in Mainz

Mainzer Fastnachtsbrunnen
© Gert Mülller-Grahl / pixelio.de

Der Fastnachtsbrunnen liegt am südlichen Ende des Schillerplatzes in der Mainzer Innenstadt, direkt vor dem geschichtsträchtigen Osteiner Hof Ecke Schillerstraße/Ludwigsstraße. Der rote Sandsteinbrunnen mit einer turmartigen Bronzeskulptur ist für die Mainzer kein gewöhnlicher Brunnen, denn das Denkmal gilt als das fastnachtliche Wahrzeichen ihrer Stadt. Drei Jahre dauerte seine Herstellung, ehe er am 14. Januar 1967 der Öffentlichkeit vorgestellt und feierlich enthüllt wurde. 

Die Pläne für das Denkmal stammen aus der Feder vom Mainzer Architekten Helmut Gräf sowie von Professor Blasius Spreng (1913–1987), einem Maler, Bildhauer, Glasmaler und Mosaizist aus München, und wurden im Rahmen einer offiziellen Ausschreibung der Stadt Mainz und des Stifters Ludwig Eckes unter 234 Bewerbungen ausgewählt. Andere bekannte Objekte, deren geistiger Urheber ebenfalls Spreng ist, sind zum Beispiel die Pfalzsäule in Ludwigshafen und die Liederhalle in Stuttgart.

Der Fastnachtsbrunnen sollte ein Beitrag zur Verschönerung des Mainzer Stadtbildes leisten, welches unter den Auswirkungen des Zweiten Weltkrieges besonders gelitten hatte, und war von vornherein als Denkmal für die fastnachtliche Lebensfreude konzipiert. Dr. Gottfried Edel, Vorsitzender der Mainzer Akademie für Weltkultur, nennt den Brunnen "ein sprechendes Kunstwerk, in dem sie selbst, Mainz und die Mainzer zur Sprache kamen." Der Zusammenhang zur Mainzer Fastnacht tritt seit 1982 umso mehr zum Vorschein, denn alljährlich am 11. November um 11:11 Uhr wird vom Balkon des Osteiner Hofes, also genau gegenüber vom Fastnachtsbrunnen, die närrische fünfte Jahreszeit ausgerufen. 
    Der Brunnen mutet nicht wie ein normaler Brunnen an: Inmitten eines Wasserbeckens, das von rotem Sandstein umrandet wird, richtet sich ein an die neun Meter hoher bronzener Turm auf, in dem über 200 bronzene Figuren und sinnbildliche Darstellungen miteinander verwoben sind. Die Stadtgöttin Moguntia, Vater Rhein mit Tochter Mosel, Till Eulenspiegel, der Narr Bajazz mit seiner Laterne, der Mann mit dem Brett vor dem Kopf, der Kater am Aschermittwoch, Hanswurst, Schwellköpp (aus dem Mainzer Rosenmontagszug bekannt), Weck, Worscht un Woi (Mainzer Dialekt für Brötchen, Wurst und Wein), um nur einige Motive exemplarisch zu nennen – die faszinierende Vielfalt und Eindringlichkeit dieser Figuren, aus denen sich der Fastnachtsbrunnen zusammensetzt, laden Mainzer und Reisende gemeinsam ein, stundenlang über die Bedeutung der unendlichen Details zu sinnieren und gleichzeitig immer wieder neue Figuren zu entdecken. Dabei muss beachtet werden, dass diese Charaktere, Motive und Fabelwesen beileibe nicht beliebig gewählt wurden, sondern sehr eng mit der Stadt- und Fastnachtsgeschichte von Mainz verbunden sind. So symbolisiert beispielsweise der Eselreiter trotz des Paragraphenzeichens keinen Paragraphenreiter, sondern eine Ehrenstrafe, die die Narrenzunft in Rottweil im 17. Jahrhundert über einen Mann verhängt hätte, der sich von seiner Frau schlagen ließ.

Die Brunnenskulptur ist in drei Stufen angelegt: Die untere Stufe zeigt den greifbaren Alltag des Lebens, die mittlere Stufe stellt die ironische Welt der Fastnacht dar, und die obere Stufe zeigt das menschliche Streben nach Freiheit und Loslösung, bevor das Wasser wieder auf die untere Stufe in das alltägliche Allerlei fällt. 
  Der Narrenturm ist kein solider, gleichförmiger Turm, sondern ein gebrochenes Gebilde, das nach unten hin schmaler wird. Quasi wie eine Kirche, die auf den Kopf gestellt ist. Und tatsächlich lässt sich, wenn man den Fastnachtsbrunnen von der Westflanke des Schillerplatzes aus in Richtung Dom anschaut, in dem Denkmal der kopfstehende Hauptturm des Mainzer Doms ausmachen. Ein prächtiges Symbol für die närrische Zeit mit ihren eigenen Gesetzen!

Auf den Bronzefiguren hatten sich im Laufe der Jahre teilweise bis zu fünf Millimeter dicke Kalkschichten abgelagert und Risse gebildet. 2010 wurde der Fastnachsbrunnen daher über den Zeitraum von drei Monaten einer vollständigen Säuberung und Restauration unterzogen, deren Kosten sich insgesamt auf 250.000 Euro beliefen. Seitdem läuft das Brunnenwasser durch eine runderneuerte Wassertechnik, erstrahlen die närrischen Motive wieder in ihrer ganzen Detailhaftigkeit und der Bronzekunstguss mit einer mehrfarbigen Beleuchtung in der Nacht. 
Ein Jahr später, im Mai 2011, wurde eine Informationsstele neben dem Brunnen aufgestellt, um interessierten Touristen die Bedeutung und Geschichte des Kulturdenkmals, auf das alle Mainzer so stolz sind, in gebührender Weise vorzustellen.

Kurioses aus der Geschichte des Fastnachtsbrunnens

Etwas Kurioses ereignete sich gegen Ende des Jahres 2008, als beim Internetauktionshaus eBay das original bronzene, ungefähr 60 cm hohe Wettbewerbsmodell des Fastnachtsbrunnens aus dem Nachlass Sprengs auftauchte und zu einem Einstiegspreis von 4.800 Euro angeboten wurde. Leider gelang es den Mainzer Fastnachtsvereinen anscheinend nicht, das historisch wertvolle Objekt als Ausstellungsstück für das Mainzer Fastnachtsmuseum im restaurierten Proviant-Magazin am Schillerplatz zu gewinnen.

Weitere Sehenswürdigkeiten in Mainz

  • Das Römische Theater begeistert Fans der Antike
  • Anhänger des Künstlers Chagall bewundern die Fenster der Kirche St. Stephan
  • Das Landesmuseum Mainz ist in ganz Rheinland-Pfalz bekannt
  • Viel Grün gibt es im Volkspark & Stadtpark von Mainz

Mehr Fastnacht in Rhein-Main

Lage des Fastnachtsbrunnens in der Mainzer Altstadt

Mainzer Fastnachtsbrunnen auf einer größeren Karte anzeigen
Bus, Straßenbahn & Co: Verkehrsmittel am Fastnachtsbrunnen (Schillerplatz)

Buslinien, die den Schillerplatz anfahren: 54, 55, 56, 57, 60, 61, 62, 63, 71, 91 (Nachtlinie), 92 (Nachtlinie)

Straßenbahnlinien am Schillerplatz: 50,51,52

Parkhäuser am Schillerplatz: Parkhaus Schillerplatz (zw. Proviantmagazin und Finanzamt)