Die Augustinerkirche in Mainz hießt ursprünglich Liebfrauenkirche

Die Mainzer Augustinerkirche

Die zwischen 1768 und 1771 im mainfränkischen und süddeutschen Barockstil errichtete Augustinerkirche in der Altstadt von Mainz dient seit 1805 als Seminarkirche des Bistums Mainz, welches eine 1.600 Jahre alte Diözese der römisch-katholischen Kirche in Deutschland ist. Das Gebäudeensemble, das die 1737 bis 1753 erbauten Konvents- und Seminargebäude südlich und östlich der Kirche mit einschließt, beherbergt seit 1805 das Priesterseminar des von Napoleon 1802 wieder gebildeten Bistums. 

Eigentlich heißt die Kirche richtigerweise Liebfrauenkirche, denn so wurde sie 1851 bei einer erneuten Einweihung nach einem in der Kirche verübten Mordanschlag getauft. Die Mainzer nennen sie dennoch weiterhin Augustinerkirche. 

Ursprünglich wurde die Kirche vom im 13. Jahrhundert gegründeten Augustinerorden (ehemals Augustiner-Eremiten genannt) als Kloster genutzt. Die Augustinerkirche hatte während des Zweiten Weltkrieges das nötige Glück, das so wenigen anderen historischen Gebäuden in der Stadt am Rhein zuteilwurde, indem es die Bombenangriffe in den letzten Kriegswirren weitgehend unbeschadet überstand. Im Nachkriegs-Mainz war die Augustinerkirche somit die einzige Kirche, die sofort für die Durchführung von Gottesdiensten zur freien Verfügung stand. Somit bietet die Kirche ihren Besuchern, abgesehen von Renovierungen, die gegen Ende des 19. und des 20. Jahrhunderts getätigt wurden, eine seltene und absolute Authentizität, die die Geschichte des Kirchenhauses lebendig hält. 

Es ist zwar nicht überliefert, wer der Architekt des turmlosen Kirchenhauses war, aber zuständig für den vier Jahre andauernden Bau war der Steinmetz Johann Georg Schrantz. Es ist klar, dass bereits im ab 1260 erstellten gotischen Vorgängerbau der Bettelorden der Augustinerbrüder ansässig war. Das, wie oben bereits erwähnt, 1771 neu errichtete Kloster – also die heutige Augustinerkirche – wurde noch bis 1803 von diesem Orden weitergeführt, ehe sich ihre Bruderschaft und das Kloster auflösten. Charakteristisch für die Augustinerkirche ist heutzutage die mächtige Fassade aus rötlichem Main-Sandstein, die die anderen Altstadtbauten zwar bei Weitem überragt, ansonsten aber nahtlos in die Häuserzeile der Augustinerstraße eingebunden ist. 

  In das schwungvoll gestaltete Portal ist das gevierteilte Wappen des Kurfürsten Emmerich Joseph von Breidbach zu Bürresheim (1707; † 1774) mit seinen Symbolen für das Erzstift sowie das Fürsterzbistum Mainz, einem silbernen Rad mit sechs Speichen und einem roten Drachen eingearbeitet. Darüber zeigt eine 1753 vom Mainzer Bildhauer und Lehrer Nikolaus Binterim (gest. 1776) erstellte Figurengruppe die Krönung Mariens. Maria, die Königin des Himmels, in der Mitte wird hier vom heiligen Augustinus von Hippo (354; † 430) – bedeutender Kirchenlehrer und Philosoph und gleichzeitig Schutzpatron des Augustinerordens und Ersteller der Augustinusregeln – und seiner Mutter, der heiligen Monika, auch als Monika von Tagaste (332; † 387) bekannt, als Zeichen der Verehrung seitlich flankiert. Darüber ist im Bogenfeld eine Plastik platziert, die die Heilige Dreifaltigkeit thematisiert. Vom selben Bildhauer befindet sich am Südflügel des Komplexes ein weiteres imposantes Figurenportal, das in die Kirchenfassade integriert ist. Hier allerdings ohne beigefügtes Wappen.

Der reich ausgeschmückte Kircheninnenraum tut sich hinter dem modernen gläsernen Eingang in all seiner Rokoko-Pracht vor dem Besucher auf, die sich als Erstes darin offenbart, dass das Langhaus – ein vierjochiger Saalbau – nicht getrennt vom Chor erscheint, sondern eine Einheit bildet, wie es für das Rokoko maßgeblich war. Auch die Altäre und die Kanzel sind im Rokoko-Stil gehalten, obwohl sich gerade bem Letzterem bei genauerem Hinsehen bereits Andeutungen von Louis XVI, also Elemente des vorrevolutionären Klassizismus ausmachen lassen. Beim Blick nach oben zeigen sich die sowohl gewaltigen als auch lichten Deckengemälde (über das Leben des Kirchenvaters, den heiligen Augustinus) des deutschen Barockmalers Johann Baptist Enderle (1725; † 1798), die mit dem schlichten Weiß und dem erhabenen Goldapplikationen im Kirchenraum in hervorragender Weise harmonieren. Das gotische Gnadenbild mit der Figur der Muttergottes aus dem Jahre 1420 in einer Nische zwischen den Seitenaltaren im südlichen Teil der Kirche ist aus Lindenholz geschnitzt und stammt ursprünglich aus der gotischen Liebfrauenkirche gegenüber des Doms. Nach deren Abbruch aufgrund eines vorhergegangenen Brandes wurde die heiter lächelnde Figur mit dem spielenden Jesuskind dann 1807 in die Augustinerkirche verlegt.

Bedeutende Orgel in der Augustinerkirche
Bemerkenswert ist in jedem Falle die geteilte Barockorgel mit Mittelfenster des    renommierten Orgelbauers Johann Philipp Stumm (1705; † 1776) aus dem Jahre 1773 auf der Westempore, welche frei in das Langhaus schwingt. Der Erbauer war Mitglied der zweiten Generation der Familie Stumm, einer der renommiertesten Orgelbauerfamilien Deutschlands. Die Stumm-Orgel in der Augustinerkirche zählt zu den bedeutsamsten Spätbarockorgeln Mitteleuropas und ist zum größten Teil im Originalzustand zu besichtigen. 


Bei der Pforte zum Priesterseminar in der Augustinerstraße 34 sind detailliertere Ausführungen zur Geschichte der Augustinerkirche sowie Postkarten erhältlich. Zum Schreiben eben jener Postkarten eignen sich perfekt die vielen Cafés, Restaurants und Weinhäuser in der pittoresken Augustinerstraße, welche auch als Flaniermeile der Mainzer Altstadt gilt.

Sehenswürdigkeiten in der Nähe

  • Der Kirschgarten, ein wunderschönes Ensemble in der Mainzer Altstadt
  • Das Museum für Antike Schifffahrt liegt nicht weit entfern
  • Auch das Römische Theater ist zu Fuß gut zu erreichen
  • Das Gutenberg-Denkmal und das Staatstheater liegen ebenfalls in der Nähe
  • Der Blick auf den Mainzer Dom wird nur durch die Fassaden und Dächer der benachbarten Gebäude versperrt

Bedeutende Kirchen im Rhein-Main-Gebiet

  • Die Frankfurter Paulskirche ist eine der bekanntesten Kirchen in Deutschland
  • Der Dom St. Peter steht in Worms
  • Auch in Frankfurt gibt es einen Dom: Kaiserdom St. Bartholomäus
  • Die Stiftskirche St. Peter und Alexander in Aschaffenburg lohnt einen Besuch
  • In Wiesbaden prägt die eindrucksvolle Marktkirche das Stadtbild
  • Auch die Stadtkirche in Darmstadt ist äußerst sehenswert

Lage der Augustinerkirche in der Mainzer Altstadt


Augustinerkirche auf einer größeren Karte anzeigen
Erreichbarkeit der Kirche mit Bus, Bahn und Auto

Wer mit öffentlichen Verkehrsmitteln anreist, kann zwei Haltestellen in der Nähe der Augustinerkirche nutzen. Von dort sind es nur wenige Minuten zu Fuß.

Buslinien an der Haltestelle Höfchen: 54, 55, 56, 57, 60, 61, 62, 63, 71

Buslinien an der Haltestelle Holzhof: 64, 65, 70


Parkmöglichkeiten in der Nähe:
Parkplatz Hopfengarten
Hopfengarten
55116 Mainz

Parkaus Fort Malakoff Park
Rheinstraße 4
55116 Mainz