Der Mainzer Hauptfriedhof

Der 1803 durch den französischen Präfekten Jeanbon St. André (1749; † 1813) gegründete und als Vorbild für den im darauffolgenden Jahr angelegten Friedhof Père Lachaise in Paris geltende Mainzer Hauptfriedhof ist die größte Begräbnisstätte in der Hauptstadt von Rheinland-Pfalz. Damals lag der Friedhof allerdings noch außerhalb der in jener Zeit geltenden Stadtgrenzen auf dem Areal eines ursprünglichen Klosterfriedhofes. Die Zeit, in der das Gelände des jetzigen Friedhofes als Begräbnisstätte gedient hat, reicht allerdings noch viel weiter als 1803 zurück – nämlich bis in die Ära des Römisches Reiches. Auch die Bischöfe von Mainz sollen hier begraben worden sein, beispielsweise im ersten Drittel des fünften Jahrhunderts der Heilige Aureus (436; † um 436 oder 451), der vermutlich an diesem Ort einen Märtyrertod erlitt, nachdem er von Hunnen überfallen worden war. Daher rührt auch die typische Mainzer Redewendung “Komm, wir gehen zum Aureus“, um einen Besuch auf dem Hauptfriedhof anzukündigen. 

Der Hauptfriedhof dient etlichen prominenten Mainzern – bedeutsamen Fabrikanten, Wissenschaftlern, Musikern, Schriftstellern, Fastnachtern und Politikern – der vergangenen 200 Jahre als letzte Ruhestätte, so etwa dem Mainzer Komponisten und Dichter Peter Cornelius (1824; † 1874), dem Philosophen und Gründungsintendanten des ZDFs Karl Holzamer (1906; † 2007), dem Maler Philipp Veit (1793; † 1877) sowie dem Chemiker und einem der Entdecker der Kernspaltung Fritz Straßmann (1902; † 1980). Der besondere Charakter des um die 2 km² fassenden Friedhofes wird auch geprägt von den Ehren- und Kriegsgräberanlagen, die auf dem Gelände verstreut sind. Heutzutage finden hier nur in den seltensten Fällen noch Beisetzungen statt. Stattdessen wird der 2005 als einer der bedeutsamsten Friedhöfe in Europa ausgezeichnete Hauptfriedhof heute mit seinen mehr als 230 denkmalgeschützten Grabsteinen als auch Denkmälern und dem alten Bestand an Bäumen und Pflanzen eher als eine der maßgeblichsten Grünanlagen und historischen sowie kunstgeschichtlichen Stätten von Mainz angesehen. Ein Spaziergang auf dem Hauptfriedhof ermöglicht den aufmerksamen Besuchern, in den Inschriften und Symbolen auf den Grabmälern sowie in der pompösen und pathetischen Architektur der Grabstätten (beispielsweise in den “Gruftstraßen“ mit den Gruften der Familien Kupferberg, Henkell und Schutt) wie in einem offenen Buch über den Wandel im Umgang mit Tod und Leben, Bestattungen und Totengedenken ab dem 18. Jahrhundert zu lesen. 

Die Gründung des Mainzer Hauptfriedhofs

Die oben erwähnte Gründung des Hauptfriedhofes ging auf ein Kaiserliches Dekret nach der französischen Besetzung des linken Rheinufers zurück, welches bestimmte, dass Grabstätten nicht mehr Teil der städtischen Kirchhöfe sein dürften, sondern vor der Stadt ausgelagert und von der politischen Gemeinde kontrolliert werden müssten – auch um so in der damaligen Zeit vorherrschende hygienische Mängel zu beheben. Der Bürgermeister von Mayence, wie Mainz in jener Zeit hieß, Franz Konrad Macké (1756; † 1844), befolgte die Order, indem er den neuen zentralen, christlichen Friedhof auf einem Grundstück in Zahlbachtal – wegen der Ruhestätte von Aureus auch als “Heiliges Tal“ bekannt – anlegen ließ, welches bis dahin noch dem Kloster Dalheim bei Mainz angeschlossen war. Das ursprünglich annähernd rechteckige Areal maß damals elf Morgen, verfügte allerdings über keine Wege. Im Verlauf der folgenden zwei Jahrhunderte hat sich in puncto Größe und Landschaftsgestaltung allerdings eine Menge getan, besteht der Friedhof in seiner  heutigen Form doch aus 75 Feldern im Hauptteil sowie weiteren 14 Feldern im ostwärts abseits gelegenen Urnenhain. Das geometrische Wegenetz wird von Alleen strukturiert. 

 

In der nordöstlichen Ecke des Friedhofes befand sich eine bezaubernde Trauerhalle aus Holz. Ihr Bau im Jahr 1804 galt damals deutschlandweit als Unikum. Leider fiel sie 1945 genauso wie die Aureuskapelle den Bombenangriffen der Alliierten zum Opfer. Auf dem Friedhofsgelände befinden sich zwei Krematorien: Das ältere, 1903 eingeweihte Krematorium – seinerzeit auch eines der ersten Bauwerke dieser Art in Deutschland – wurde 2010 aus Umweltgründen stillgelegt und im Gegenzug dafür ein Neues in Betrieb genommen.

Sehenswertes auf dem Hauptfriedhof

Neben den zahlreichen alten Grabdenkmälern für Familien oder einzelne Personen sind besonders die verstreuten Denkmäler und Gräber besuchenswert. Hervorzuheben wären beispielsweise das vom französischen Bildhauer Louis-Henri Nicot (1878; † 1944) erschaffene “größere Franzosendenkmal“ in Erinnerung an die in Mainz gefallenen Soldaten, das “Preußen-Denkmal“ zum Gedenken an den Straßenkampf der Mainzer Revolutionäre im Jahre 1848 sowie das Denkmal an die Pulverturmexplosion von 1857. Das Letzere wurde aus den Überresten des explodierten Turms erbaut. Der älteste Grabstein ist logischerweise auch derjenige, der zuerst aufgestellt wurde, nämlich im Jahre 1805, also zwei Jahre nach Einweihung des Friedhofes. 

Veranstaltungen
Seit 2004 wird alljährlich zu Allerheiligen am 1. November der Tag des Friedhofes gefeiert. Ein Tag, den sich Besucher merken sollten, denn dann kann man an Führungen über den Friedhof, zu speziellen Gruften und dem Krematorium teilnehmen. 

Wer an diesem Tag keine Zeit hat, kann sich auch über die Webseite selbst einlesen und sich  mithilfe einer überaus anschaulichen und informativen Karte – https://www.nekropolis-moguntia.de/ – einen guten Überblick über die Sehenswürdigkeiten des Hauptfriedhofes verschaffen. Es ist auch ein Spaziergang über den Friedhof eingezeichnet, der 1,3 Kilometer lang ist und etwa eine Stunde in Anspruch nimmt. Das Thema dieses ausgelegten Spazierganges ist typische Friedhofspflanzen und ihre Symbolik. 

 

Über den Mainzer Hauptfriedhof ist auch ein Buch von Wolfgang Stumme, "Der Mainzer Hauptfriedhof - Menschen und ihre letzten Ruhestätten", Leinpfad Verlag; Auflage: 1. Aufl. (1. November 2010) erschienen, in dem biografische Porträts von Mainzer Persönlichkeiten vorgestellt werden, die hier an diesem außergewöhnlichen Ort begraben liegen. Eine perfekte Lektüre zum Vor- oder Nachbereiten eines Besuches des Friedhofes.

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Die Lage des Friedhofs

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Erreichbarkeit des Friedhofs

Mit Bus und Straßenbahn
Die Anreise mit den öffentlichen Verkehrsmitteln gestaltet sich einfach. Die Straßenbahnlinie 52 hält an der Haltestelle “Hauptfriedhof“ am Eingang Untere Zahlbacher Straße, während die Buslinien 54, 55, 58, 68, 56, 57, 64, 65, 6 und 6A in Richtung Johannes Gutenberg-Universität den östlichen Eingang an der Saarstraße anfahren – Haltestelle „Universität“.

Mit dem Auto
Parkplätze gibt es am Hauptfriedhof nur wenige. Am Besten nutzen Sie die Parkmöglichkeiten am Gelände der Universität entlang der Albert-Schweitzer-Straße oder Sie Parken auf dem Seitenstreifen der Zahlbacher Straße.