Fastnachtsmuseum in Mainz - Fastnacht und Karneval im Mainzer Fastnachtsmuseum

Mainzer Fastnachtsmuseum

Fastnachtsmuseum Mainz
© Thomas Siepmann / pixelio.de

Fastnacht, Fastnet, Fasching und Karneval sind die fünfte Jahreszeit des Rheinlands. Das Ende des Winters und der Beginn der katholischen Fastenzeit werden in ganz Deutschland in unterschiedlichen Weisen gefeiert. 
Mainz ist neben Köln und Düsseldorf eine sogenannte Hochburg des mehr oder weniger organisierten Frohsinns dieser Zeit. Während der Karneval in Köln oder Düsseldorf eher derbe Züge trägt, durchzieht alle Mainzer Karnevalsveranstaltungen, einschließlich der Karnevalssitzungen und -umzüge eine zu Weilen feine politische und gesellschaftliche Satire. Wenn man es so behaupten möchte, ist der Mainzer Karneval irgendwie auch immer mit der Stand-up Comedy und dem politischen Kabarett eng verbunden. 
So ist es nicht verwunderlich, dass es in einigen Städten ein Karnevals- oder Fastnachtsmuseum gibt. Diesem Trend wollte die Stadt Mainz auch nicht nachstehen und so wurde im Jahre 2004 im Proviantmagazin der Festung Mainz das Fastnachtsmuseum eröffnet. Zugegebenermaßen ist es mit gerade einmal 350 Quadratmetern kein sehr großes Museum, aber es gibt sich dafür sehr viel Mühe, dem Nicht-Karnevalisten das Wesen, die Struktur und die Geschichte des Mainzer Karnevals nahe zu bringen. Es werden hier Narrenkappen, Orden, Zepter und Gardeuniformen, allesamt unverzichtbare Attribute des Karnevals, ausgestellt. Daneben gibt es viel Fotomaterial über Persönlichkeiten und Gegebenheiten aus der Tradition des Karnevals in Mainz. An das Museum angeschlossen ist das Mainzer Fastnachtsarchiv, das es seit 1972 auf die Initiative des Ehrenbürgers der Stadt Main, Karl Delorme gibt und das über 22.000 Exponate enthält. 

Das Proviant-Magazin der Festung Mainz wurde zu Zeiten des Deutschen Bundes aus Sandstein gebaut und weist insgesamt sieben Etagen auf. Das Proviant-Magazin ist eines der wenigen historischen Gebäude in Mainz, das die schweren Luftangriffe der alliierten Luftstreitkräfte während des 2. Weltkriegs nahezu ohne Schäden überstanden hat. Das Gebäude stand jedoch lange leer und es wurde lange über eine geeignete Nutzung diskutiert. Das Bauwerk wurde 1966 renoviert und die Wohnbau Mainz wandelte es teilweise in Eigentumswohnungen um. Daneben sind hier das schon genannte Fastnachtsmuseum und auch das Deutsche Kabarettarchiv untergebracht. 

Aber was möchte das Fastnachtsmuseum Mainz dem Besucher vermitteln? Diese Frage ist recht einfach zu beantworten. Der nicht in Mainz aufgewachsene Mitbürger soll etwas mehr über die Sitten und Gebräuche des Karnevals in der Stadt erfahren. Wer nicht mit dem Karnevalsbrauch schon mit der Muttermilch versorgt wurde, hat schon einige Verständnisschwierigkeiten nachzuvollziehen, warum in nicht weiter Ferne des Osterfestes eine ganze Stadt plötzlich irgendwie kopfsteht und in vielen Veranstaltungen und Straßenumzügen eine Fröhlichkeit herauskehrt, die man sonst über das Jahr schmerzlich vermisst. Aber lieber Leser, liebe Leserin oder Besucher und Besucherin von Mainz während der Karnevalshochzeit, lassen Sie sich nicht täuschen, denn dieser Frohsinn ist harte Arbeit und wird in vielfältigen Vereinen mehr oder weniger bierernst organisiert.

Geschichte der Mainzer Fastnacht

Die Tradition der Mainzer Fastnacht geht bis in das 16. Jahrhundert zurück, in dem schon die ersten närrischen Veranstaltungen in der Stadt stattfanden. Die ersten Fastnachtsvereine wurden dann im 19. Jahrhundert gegründet. 

Im Jahr 1837 organisierte der Mainzer Kaufmann Nikolaus Krieger den „Krähwinkler Landsturm“, der ein farbenfroher Umzug von Narren war. An diesem Vorläufer des Rosenmontagszuges in der heutigen Form nahm auch eine aus 15 Personen bestehende närrische Bürgerwehr teil, die die Keimzelle der von dem Mainzer Großkaufmann Johann Kertell gegründeten Mainzer Ranzengarde teil. 

Die offizielle Gründung des Bataillons der Ranzengarde fand im gleichen Jahr statt. Die Uniform dieser soldatesken Parodie soll von den Uniformen der Füsiliere des letzten Mainzer Kurfürsten Friedrich Karl Joseph von Erthal abgeschaut worden sein. 
Ab 1838 übernahm die Ranzengarde den sogenannten militärischen Schutz der Sitzungen des sich gerade formierenden Mainzer Carneval Vereins. Die Garde verstand sich in den nachfolgenden Jahren auch als Leibgarde des jedes Jahr gewählten Karnevalsprinzen. Dabei musste ein Gardist der Ranzengarde mindestens 100 kg in Uniform wiegen und sechs Fuß groß sein. Dies wurde als Parodie auf die „Langen Kerls“ des preußischen Königs Friedrich Wilhelm eingerichtet. Die Garde verdankt ihren Namen den dicken Bäuchen, in Mainzer Mundart „Ranzen“. Heute werden diese Körpermaße nicht mehr ganz so eng ausgelegt.

Mit der Gründung des Mainzer Carnevalsvereins (MCV) zog dann auch die Organisation in den Frohsinn ein. Denn mit der Genehmigung der Statuten des MCV wollte die hessische Provinzialregierung dem bisherigen wilden Treiben auf den Mainzer Straßen und in den Ballsälen, das bisher immer maskiert und vermummt stattfand eine Ordnung und ästhetische Gestaltung verleihen und somit kontrollierte Rahmenbedingungen verschaffen. Aus diesem Grund war der Mainzer Carnevalsverein dazu verdonnert, ab sofort „Frohsinn und Wohltun“ im organisierten Frohsinn die Fastnacht zu feiern. 

Allerdings konnte die damalige Obrigkeit nicht vorausahnen, dass der nunmehr in Bahnen gelenkte Frohsinn auch politischer Themen annehmen würde. So feierte man bei den ersten Rosenmontagsumzügen die Hochzeit des Königs Karneval mit der Jungfrau Moguntia und die Geburt des Hanswursts in einer riesigen auf dem Marktplatz aufgestellten Weinflasche.

Schon im Gründungsjahr des MCV wurden die „tollen Tage“ durch vielfältige Fastnachtspossen und Karnevalssitzungen vorbereitet, so wie es das Vorbild, der Kölner Karneval, vormachte. 

Der Rosenmontagszug, nun in seiner organisierten Form, wurde zur Persiflage der zeitgenössischen Umstände. Herolde auf Pferden eröffneten den Rosenmontagszug und ihnen folgten die Standarten- und Fahnenträger und natürlich die Ranzengarde in neu gestalteten Uniformen, die dicke ausgestopfte Bäuche und lange Zöpfe zeigten. Der Höhepunkt des Rosenmontagszuges war das Spektakel um den närrischen Helden, der in einer Staatskarosse und einem Hofstaat auf dem Markt den Umzug beendete. 

Schon seit Beginn des organisierten Frohsinns hatte jeder Rosenmontagsumzug ein jährliches Motto, auf das der politisch engagierte Präsident des MCV und spätere Abgeordnete in der Paulskirche Franz Zitz und der Demokrat Philipp Wittmann einen großen Einfluss bei der Auswahl ausübten. 

Die im sogenannten Vormärz aufkeimende Diskussion um die Beschränkung der Pressefreiheit wurde auch ein Hauptthema bei den Fastnachtssitzungen und dem Rosenmontagszug. Die Sitzungen fanden ab 1842 im Hotel Frankfurter Hof statt. Um der Kritik ein sichtbares Zeichen zu setzen, wurde eine als Denkmal verpackte Zensur vor dem Theater von Mainz in Brand gesteckt. 

In den 1940ern wurde die politische Satire durch die herausgegebenen Fastnachtszeitungen „Narhalla“ und „Neue Mainzer Narrenzeitung“ noch schärfer. Dies wird heute als Geburtsstunde der besonderen literarisch-politischen Fastnacht in Mainz bezeichnet.

So entwickelte sich die Fastnacht in Mainz in den Folgejahren immer mehr zum Spiegel der politischen Umstände, der gesellschaftlichen Verhältnisse und auch der Mainzer Lebensart.

Die Mainzer Fastnacht heute

Fastnacht in Mainz
© Landeshauptstadt Mainz

Heute nimmt die Fastnacht, wie in fast jeder Stadt im Rheinland, einen wichtigen Platz im jährlichen Veranstaltungskalender der Stadt Mainz ein. Eingeleitet wird die närrische Zeit am 11. 11. um 11:11 Uhr eines jeden Jahres mit der Verkündung der Fastnachtgesetze durch den Oberbürgermeister vom Balkon des Mainzer Rathauses. 

Die Fastnachtssitzungen, oder auch Saalfastnacht genannt, beginnen erst nach dem Umzug der Narren am Neujahrstag. Sie finden bis zum Rosenmontagszug eine enorme Steigerung.
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Der Fastnachtsbrunnen

Fastnachtsbrunnen in Mainz
© Landeshauptstadt Mainz

Nicht nur zur närrischen Zeit ist der Fastnachtbrunnen am Schillerplatz in Mainz ein beliebter Treffpunkt. Er wurde vom Münchner Bildhauer Blasius Spreng im Jahre 1967 geschaffen und zeigt ungefähr 200 Bronzefiguren, die die Mainzer Stadtgeschichte und die Mainzer Fastnacht widerspiegeln. Darunter sind berühmte närrische Figuren wie der Bajazz mit der Laterne, Gott Jokus, Till Eulenspiegel, Vater Rhein und seine Tochter Mosel, der Narrenhimmel und römisch Legionäre zu erkennen. Bei beinahe jedem Besuch des Brunnens kann man neue Elemente an dem neun Meter hohen Turm erkennen.

Lage des Fastnachtsmuseums am Schillerplatz

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Erreichbarkeit des Museums

Buslinien, die den Schillerplatz anfahren: 54, 55, 56, 57, 60, 61, 62, 63, 71, 91 (Nachtlinie), 92 (Nachtlinie)

Straßenbahnlinien am Schillerplatz: 50,51,52

Parkhäuser am Schillerplatz: Parkhaus Schillerplatz (zw. Proviantmagazin und Finanzamt)