Die Große Mainzer Jupitersäule - Sehenswürdigkeit in Mainz

Große Mainzer Jupitersäule

Die Große Mainzer Jupitersäule auf dem Deutschhausplatz vor dem Palais, in dem der Landtag Rheinland-Pfalz in Mainz seinen Sitz hat, ist die Kopie eines Relikts aus jenen annähernd 500 Jahren (13/12 v. Chr. – 450), in denen Mainz noch dem Römischen Reich angehörte und demzufolge den lateinischen Namen Mogontiacum trug. Nachdem Bronzefragmente (ein Fuß mit Sandale sowie Teile eines Blitzkeils) des gegen Ende des Römischen Reiches systematisch und willentlich zerstörten Originals im Dezember 1904 bei Bauarbeiten in der Sömmeringstraße Nr. 6 gefunden wurden, begann ein Team des Römisch-Germanischen Zentralmuseums mit den mehrwöchigen Nachgrabungen. 

Später wurden die knapp 2000 Bruchstücke vom bedeutenden Mainzer Prähistoriker und Leiter des Zentralmuseums – Ludwig Lindenschmit dem Jüngeren (1850; † 1922) – in mühseliger Feinarbeit zusammengesetzt. Kurios ist hierbei, dass Bronze – also das Material, aus der die überlebensgroße Jupiter-Statue geschaffen wurde – Anfang des 20. Jahrhunderts ein extrem wertvoller Werkstoff war und deshalb später wieder eingeschmolzen wurde. Deshalb ist heute von der ursprünglichen Statue nur noch der eingangs erwähnte linke Fuß samt Sandale, der Blitzkeil, eine Klaue des neben Jupiter stehenden Adlers, ein Finger sowie kleinere Teile der unteren Rumpfpartie Jupiters übrig geblieben. Es konnte indes nicht rekonstruiert werden, ob der ursprüngliche, über 3 Meter messende Aufsatz auf dem Kalksteinschaft der Säule mit einem sitzenden oder stehenden Jupiter aus vergoldeter Bronze erschaffen wurde. Obwohl schnell klar war, dass es sich hier um einen außerordentlichen Fund im überregionalen Ausmaße handelte, erteilte man der restaurierten Säule keinen besonderen Schutz. Im Gegenteil, sie wurde über mehrere Jahrzehnte an unterschiedlichen Plätzen im Freien aufgestellt, ehe sie 1963 in die Steinhalle des heutigen Landesmuseum Mainz verlegt wurde. Hier ist sie auch heute noch als Bestandteil der etwa 2000 Einzelstücke umfassenden Ausstellung “Schätze aus der Römersammlung“ zu besichtigen. 

Die Jupitersäule in Mogontiacum

Die Einwohner von Mogontiacum weihten die aufwendig gearbeitete, circa 12,5 Meter hohe Jupitersäule der obersten Gottheit der Römer – Jupiter – im dritten Viertel des ersten Jahrhunderts n. Chr., um auf diese Weise für das Heil des Kaisers Nero (37; † 68 n. Chr.) zu sorgen. Die Besorgnis um Neros Gesundheit schien nicht unbegründet, denn schon vor seinem Sturz und dem darauffolgenden Selbstmord wurde seine Mutter (59 n. Chr.) ermordet und ein Attentat auf ihn von den Angehörigen der römischen Senatsaristokratie erfolglos ausgeführt (65 n. Chr.). 

Es wird also von Historikern angenommen, dass die Säule zum Dank der Vereitelung dieses Attentates noch während der Regierungszeit von Nero errichtet wurde. Infolge der nach Neros Selbstmord auferlegten Verdammung seines Andenkens durch den neu installierten Senat wurden im ganzen Reich sämtliche Relikte, die an den alten Kaiser erinnerten oder ihn in irgendwelcher Weise huldigten, beschädigt. So auch die Große Mainzer Jupitersäule: In der zweiten und dritten Zeile der Weiheinschrift, die auf der Vorderseite eines der unteren Sockel gemeißelt worden war, wurden sein Name und Titel zerstört, um sie unleserlich zu machen. Auch hier wieder ohne Erfolg, denn man kann die ursprüngliche Adressierung noch entziffern:

“Dem Jupiter Optimus Maximus (haben geweiht) für
das Heil des Nero
Claudius Caesar
Augustus Imperator
die Bewohner der Canabae auf Grund eines öffentlichen Aktes
(dieses Denkmal), als Publius Sulpicius Scribonius
Proculus Statthalter war.
Durchführung und Kosten haben übernommen
Quintus Julius Priscus und
Quintus Julius Auctus“

Auf den zwei Sockelsteinen und den auf ihnen platzierten fünf aufgetürmten Säulentrommeln finden sich insgesamt 28 verschiedene Gottheiten aus der römisch-keltischen Mythologie. Unter den Gottheiten werden neben Jupiter selbst Fortuna (Göttin des Glücks), Minerva (Göttin der Weisheit), Mercurius (Gott des Handels), Herkules (Gott der Athletik und der Reise), Apollo (Gott der Musik), Neptunus (Gott der Meere), Diana (Göttin der Jagd), Victoria (Göttin des Sieges), Mars (Gott des Kriegs), Vulcanus (Gott der Schmiedekunst) und weitere dargestellt.

Die Mainzer Jupitersäule als Vorbild und ihre Nachbildungen

Die Jupitersäule verkörpert die älteste und größte ihrer Art im gesamten deutschsprachigen Areal. Der historische Wert der Mainzer Jupitersäule lässt sich an der Tatsache ermessen, dass es im Raum der ehemaligen römischen Provinzen von Untergermanien und Obergermanien zahlreiche Funde von jüngeren Jupitersäulen gibt, die hauptsächlich aus dem zweiten oder dritten. Jahrhundert stammen und sich in Bezug auf das reiche Reliefdekor an der Großen Mainzer Jupitersäule orientierten.
 Weitere Nachbildungen der Großen Mainzer Jupitersäule befinden sich unweit südlich der Saalburg - eines ehemaligen Kastells des römischen Limes - auf dem Taunuskamm nordwestlich von Bad Homburg sowie in Paris (Musée d'Archéologie Nationale in Saint-Germain-en-Laye) und Rom (Museo della Civiltà Romana in Rom).

Andere Sehenswürdigkeiten in Mainz
Sehenswertes in Wiesbaden