Erbprinzenpalais in Wiesbaden - Sitz der Industrie - und Handelkammer

Erbprinzenpalais in Wiesbaden

Das Erbprinzenpalais in Wiesbaden ist eines der drei von dem Architekten und Herzoglichen Bauinspektor Johann Christian Zais im Stil des Klassizismus entworfen Gebäude in Wiesbaden. Das von ihm geplante alte Kurhaus wurde im Jahre 1904 durch ein anderes Bauwerk ersetzt und das ebenfalls aus seinem Tuschestift stammende Hotel „Vier Jahreszeiten“ wurde im Jahre 1945 Opfer der Bombenangriffe. Daher ist das Erbprinzenpalais der letzte Nachweis der Arbeiten von Zais. Es ist daneben aber auch eines der wenigen Baudenkmäler aus der Epoche des Hochklassizismus, die sehr oft im altgriechischen Stil errichtet wurden. 

Das Bauwerk, das hin und wieder auch als Kronprinzenpalais bezeichnet wird, befindet sich auf dem Grundstück Wilhelmstraße 24 und dieses liegt der Parkanlage Warmer Damm direkt vis-á-vis. Der Park Warmer Damm wurde in der Zeit von 1860 bis 1861 am Rande des Historischen Fünfecks der Altstadt als englischer Landschaftsgarten eingerichtet. Man darf den Warmen Damm jedoch nicht mit dem in der Nähe liegenden Kurpark Wiesbaden verwechseln, auch wenn er an das Kurhaus angrenzt. 

Der Name Warmer Damm kommt von einem Damm der mittelalterlichen Befestigung Wiesbadens, der den sogenannten Warmen Weiher umschloss. In diesen Weiher ergossen sich die Abflüsse der insgesamt 26 Thermalquelle Wiesbadens. Im Rahmen der Schaffung der Wilhelmstraße im Jahre 1810 wurde der Weiher zugeschüttet. Der Name Warmer Damm ging dann auf ab dem Jahre 1860 vom Gartenbaudirektor Carl Friedrich Thielemann entworfenen Landschaftsgarten über.

Die vielen in der Nähe liegenden heißen Thermalquellen begünstigen schon sehr früh im Jahr eine üppige Pflanzen- und Blütenpracht. Daher findet man hier auch in Deutschland seltene Bäume wie Zierquitten, Pagodenbäume, Tulpenbäume, Robinien, Gingkos, Zaubernuss und Sternmagnolien. Seit 1980 wurden zahlreiche Skulpturen im Park aufgestellt und 1988 wurde ein Teich mit einer Wasserfontäne angelegt. Auf dem Weiher tummeln sich Graureiher, Teichrallen, Stockenten und ägyptische Nilgänse. Die Wiese vor dem Staatstheater erfreut sich im Sommer großer Beliebtheit und während des jährlich veranstalten Wilhelmstraßenfestes ist hier eine Freiluftbühne aufgestellt.

Nach der Gründung des Herzogtums Nassau im Jahre 1806 wurde das Palais für den nassauischen Erbprinzen Wilhelm errichtet. Das Herzogtum Nassaus war Mitglied im Deutschen Bund. Dieses Land hatte nur für 60 Jahre Bestand. Seine Grenzen waren denen der heutigen Bundesländer Rheinland-Pfalz und Hessen ähnlich. Die Hauptstadt war bis 1816 Weilburg. Danach verlegte der Herzog seinen Regierungssitz nach Wiesbaden. 

Nassauern

In diesem Zusammenhang muss man auch auf den Begriff „Nassauer, nassauern“ eingehen, der umgangssprachlich als Synonym für Schmarotzer oder Parasit verwendet wird und damit keineswegs pflanzliche oder tierische Spezies meint, sondern Menschen, die auf Kosten anderen einen Vorteil erreichen wollen. Für die etymologische Erklärung des Begriffs gibt es alternative Ansätze. 

Der erste bezieht sich darauf, dass das Herzogtum Nassau keine eigene Universität besaß. Daher schloss Herzog Wilhelm von Nassau-Weilburg mit dem Königreich Hannover am 28. 10. 1817 einen Staatsvertrag, um die Einrichtungen der königlich-hannoverschen Georg-August-Universität in Göttingen als Nassauische Landesuniversität nutzen zu können. 

Um den Studierenden die Aufnahme des Studiums im mehr als 300 Kilometer entfernten Göttingen zu erleichtern, gewährte der Herzog Stipendien über den Nassauischen Zentralstudienfonds in der Form von kostenlosen Speisen. Jeder nassauische Stipendiat konnte bei einem vertraglich gebunden Gastwirt kostenfrei zu essen bekommen. Da die Nassauer Studenten dieses Angebot nur selten annahmen, nutzen häufig Fremde das freie Mahl, in dem sie sich als Nassauer ausgaben. So prägten sich unter den Studenten im Laufe der Zeit die Begriffe „nassauern“ und „Nassauer“.

Der zweite Ansatz geht davon aus, das Nassauer eine scherzhafte Verformung des Begriffs „for nass“, der „kostenlos“ bedeutet. Der Berliner Ausdruck geht auf den rotwelschen Begriff „nassen“ zurück, der dem westjiddischen „nossenen“ `= schenken entnommen sein soll.

Unterschiedliche Nutzung des Erbprinzenpalais

Herzog Friedrich August von Nassau-Usingen hatten keine männlichen Nachkommen, da seine beiden Söhne schon in jungen Jahren verstarben. Daher war schnell klar, dass die Regentschaft über das Herzogtum auf die Linie Nassau-Weilburg übertragen würde. Friedrich Wilhelm von Nassau-Weilburg war der 30 Jahre jüngere Cousin Friedrich Augusts und beide teilten sich schon seit Beginn des Herzogtums die Regierung, da Friedrich Wilhelm die Herzogswürde einmal erben sollte. 

Friedrich August ließ ab 1813 das Erbprinzenpalais für seinen Cousin Wilhelm erbauen, der in nicht allzu ferner Zeit die Regentschaft übernehmen würde und dann dort residieren sollte. Aber leider kam es dazu nicht. Friedrich August verstarb am 24. 3. 1816 im Alter von 77 Jahren. Aber zu diesem Zeitpunkt war Friedrich Wilhelm auch nicht mehr am Leben, denn er starb am 9. 1. 1816 bei einem tragischen Treppensturz. Sein Sohn Wilhelm wurde daher schon im frühen Alter von 23 Jahren Herzog und zog in das noch nicht ganz fertige Erbprinzenpalais ein und zog kurze Zeit später in das Schloss Biebrich um.

Daher wurde das Erbprinzenpalais in einen Verwaltungsbau umgewandelt. Im Jahr 1821 zog   die spätere Landesbibliothek Hessens ein. Dann wurde das Palais von den auch noch heute unter dem Dach Museum Wiesbaden vereinten Kunstmuseum, Naturwissenschaftliches Museum und Altertumsmuseum genutzt. Zwischen 1913 bis 1915 erhielten diese Museen einen neuen Standort in der Friedrich-Ebert-Allee. Danach wurde das Erbprinzenpalais als städtisches Behördenzentrum genutzt und in Altes Museum umbenannt. 

Die Hessische Landesregierung mietete nach dem 2. Weltkrieg das Museum für sein Justizministerium an. Dann im Jahr 1968 wurde das Gebäude der Stadt Weisbaden von der Industrie- und Handelskammer für 1,2 Mio. DM abgekauft. Da die Bausubstanz wegen Vernachlässigung in einem desolaten Zustand war, entschloss sich die Industrie- und Handelskammer es von Grund auf zu restaurieren. Diese wurde mit rund 5,2 Mio. DM wesentlich teurer veranschlagt, als man damals erwartete. Daher gab es Überlegungen, das Erbprinzenpalais abzureißen und auf dem Gelände einen wesentlich günstigeren Neubau zu errichten. Auf Betreiben des damaligen Präsidenten der Industrie- und Handelskammer kam es jedoch glücklicherweise nicht dazu.

Sehenswürdigkeiten in Wiesbaden
  • Die Fasanerie ist ein schön gestalteter Tier- und Pflanzenpark
  • Das Biebricher Schloss am Rheinufer ist eines der architektonischen Highlights
  • Sehenswert ist auch der Schlossplatz im Zentrum der Stadt
  • Das Museum Wiesbaden ist besonders für seine Kunstaustellungen bekannt
  • Die Wilhelmstraße ist Wiesbadens Prunkstraße und führt direkt am Kurhaus vorbei
  • Ein Ausflug zum Jagdschloss Platte lohnt vor allem im Sommer
Interessante Museen in Frankfurt
Lage der Sehenswürdigkeit in Wiesbaden
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