Landeshaus in Wiesbaden - Sehenswürdigkeit an der Ringstraße

Das Landeshaus in Wiesbaden

Die Kurstadt Wiesbaden hat viele touristische Perlen zu bieten. Eine darunter ist sicherlich auch das bildschöne neobarocke Landeshaus am Kaiser-Friedrich-Ring 75 in unmittelbarer Nähe des Wiesbadener Hauptbahnhofs sowie der Lutherkirche. Der ehemalige Wirtschaftsminister Hessens, Alois Rhiel, sah das 2007 genauso, als er sagte: „Das Landeshaus stellt auf dem ansteigenden Gelände der Ringstraße eine architektonische Attraktion dar.“

Entstanden ist das Gebäude, das in seiner Bauweise an ein barockes Schloss erinnert, zwischen 1903 und 1907 für etwa 1,3 Millionen Mark, was den anfänglich eingeplanten Etat von 860.000 Mark bei Weitem übertraf. Die verantwortlichen Architekten waren der Wiesbadener Architekt und Maler Friedrich Wilhelm Werz (1868; †1953) und sein Partner, der Schweizer Architekt Paul Huber, deren gemeinsames erfolgreiches Architekturbüro „Werz & Huber“ zuvor gerade den Auftrag für den Bau der Kaiser-Friedrich-Halle in Mönchengladbach erhalten hatte. Nachdem das Gebäude im Anschluss an den Zweiten Weltkrieg zeitweilig von der US-Wirtschaftskommission für „Greater Hesse“ (Groß-Hessen) genutzt wurde, bildet das Landeshaus seit 1949 ununterbrochen den Sitz des Hessischen Wirtschaftsministeriums, das heute die Bezeichnung Hessische Ministerium für Wirtschaft, Verkehr und Landesentwicklung, kurz HMWVL, trägt.

Verschiedene Nutzungen des Landeshauses

Ursprünglich war das Bauwerk als Verwaltungssitz des Kommunal-Landtages samt des Landesausschusses und der Landesdirektion sowie als Wohnsitz des Landeshauptmanns der preußischen Provinz Hessen-Nassau (Regierungsbezirk Wiesbaden) geplant, versinnbildlicht durch die eingearbeiteten Steinfiguren im weiten Giebeldreieck. Werz & Huber setzten sich in der Ausschreibung gegen 51 Konkurrenten durch. Teil der Jury war im Übrigen der Architekt Friedrich von Thiersch (1852; †1921), Erbauer des Wiesbadener Kurhauses, der kurioserweise auch der Lehrer von Werz an der Technischen Hochschule München war. Ihr Entwurf stellte ein repräsentatives Bauwerk aus rotem Main-Sandstein mit hohem Mansarddach dar, an dessen Seitenflügeln ein imposanter Mittelvorsprung mit Kolossalsäulen und ein Säulengang mit geradem Gebälk eingebracht ist. Im Mittelteil des Gebäudes tritt der Besucher in das Haupttreppenhaus. Von hier aus gelangt man in die ovale Wandelhalle sowie in den Sitzungssaal am äußersten Ende, der mit Mosaikböden, Marmor- und Granitsäulen, kunstvoll verarbeiteten Holzvertäfelungen sowie auf die Fenster gemalten Wappen der fünfzig Städte Naussauens recht prunkvoll ausgestattet ist. 1923 war das Gebäude dann Ort eines politischen Internmezzos: Nach dem Ausruf einer Staatsgründung nutzte die sogenannte Rheinische Republik das Landeshaus als ihren vorübergehenden Sitz. Der Bau erfuhr im 20. Jahrhundert gleich zwei Erweiterungen: Im Jahre 1929 wurde am westlichen Teil des geschichtlichen Gebäudes ein winkelförmiger Flügel zum Gutenbergplatz hin angebaut – in dem von 1929 bis 1994 die Nassauische Brandversicherungsanstalt Wiesbaden unterkam – und 1990/91 dann ein weiterer, jedoch weit abstrakterer und klarerer Anbau auf der anderen, der südöstlichen Seite des alten Baus in Form eines gebrochenen Würfels. Zwischen dem modernen Anbau und dem Landhaus setzten die Architekten Bangert, Jansen, Scholz und Schultes aus Berlin mit einem zylinderförmigen Treppenhaus eine Art Verbindungsbrücke zwischen Vergangenheit & Gegenwart. In die gleiche Zeit fiel auch jener homogene Bau im Süden, der beide Flügel des Landeshauses in einem Halbkreis um den Sitzungssaal herum verbindet. 

Zusammen mit der Lutherkirche, der Gutenbergschule und der Dreifaltigkeitskirche verkörpert das Landeshaus ein städtebauliches Gebäude-Ensemble an der Wiesbadener Ringstraße, das die Blicke vieler Touristen auf sich lenkt. Gemeinsam mit dem Wiesbadener Kurhaus feierte das Landeshaus 2007 seinen 100. Geburtstag. Ein Geburtstag, der auch wegen seines Sinnbildes für „hundert Jahre Staatsbaukunst in Wiesbaden“ (Zitat aus der Festrede von Gottfried Kiesow, langjährigem Präsidenten des Hessischen Landesamts für Denkmalpflege und Vorsitzenden der Deutschen Stiftung Denkmalschutz) feierlich begangen wurde. Eben jener Kiesow ist es auch, der sich aktiv um die Bewerbung Wiesbadens für die Aufnahme als Weltkulturerbe verdient gemacht hat. 

Im Zuge des hundertsten Jubiläumsjahres wurde allerdings auch eine scharfe Zäsur vorgenommen: Das Land Hessen verkaufte das Landeshaus in einem Gesamtpaket mit 36 weiteren Landesgebäuden für 768 Millionen Euro an eine österreichische Immobilien Anlagen Aktiengesellschaft. Durch eine Rückmietung bis zum Jahre 2037 kann das HMWVL aber bis auf Weiteres seinen Sitz im Landeshaus beibehalten. 

Eine dunkle Seite in der wechselvollen Geschichte des Landeshauses Wiesbadens stellt der Zeitraum zwischen 1934 und 1945 dar, in dem das Gebäude von den Schreibtischtätern der Euthanasie im Amt für Erb- und Rassenpflege zu makabren Praktiken der kruden nationalsozialistischen Philosophie genutzt wurde. Infolge der hier verwalteten arischen Reinigungsaktionen wurden Tausende Zwangssterilisationen und Morde an „lebensunwerten“ Geisteskranken oder Menschen mit unerwünschtem Glaubens- oder Herkunftshintergrund systematisch angeordnet. 

Sehenswürdigkeiten in Wiesbaden

  • Auf dem Neroberg steht die Russisch-Orthodoxe-Kirche, außerdem gibt es einen Kletterwald
  • Besuchen Sie auch das Römische Freilichtmuseum in Wiesbaden
  • Sehenswert ist auch der Kochbrunnenplatz mit seiner heißen Quelle
  • Für seine Bilder von Jawlenski ist das Museum Wiesbaden weltbekannt
  • Ein Ausflug ans Rheinufer zum Biebricher Schloss lohnt sich ebenfalls

Bedeutende Bauwerke in Rhein-Main

  • Der Main Tower in Frankfurt lockt vor allem wegen der Aussichtsplattform
  • Das Isenburger Schloss ist eines der beeindruckendsten Gebäude in Offenbach
  • Sehenswert ist die Mathildenhöhe in Darmstadt - Zentrum des Jugendstils
  • In Mainz ist vor allem der Fastnachtbrunnen auf dem Schillerplatz sehenswert
  • Das Niederwalddenkmal bei Rüdesheim thront weithin sichtbar über dem Rhein
Die Lage des Landeshauses in Wiesbaden

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Informationen für Besucher

Sollten Sie das Landeshaus besichtigen wollen, sein Sie nicht überrascht: aus Sicherheitsgründen wird das Vorzeigen eines gültigen Ausweisdokumentes verlangt.