Burg Sonnenberg in Wiesbaden - Von den Raubrittern zum Museum

Burg Sonnenberg

Die Geschichte der Burg Sonnenberg ist ein etwas eigenartiges Beispiel für das im Mittelalter weitverbreitete Raubrittertum. Die gräflichen Brüder Heinrich II. und Ruprecht von Nassau ließen ab 1200 auf einem Berg über dem Örtchen Sonnenberg bei Wiesbaden eine Burg errichten. Leider gehörte ihnen dieses Grundstück überhaupt nicht. Es gehörte dem Mainzer Domkapitel. Aber offensichtlich waren die Machtverhältnisse nicht so, dass es für das Mainzer Domkapitel opportun oder politisch klug war, gleich eine Strafexpedition nach Sonnenberg zu entsenden, sondern man geduldete sich bis zum Jahre 1221, bis die Grafenbrüder öffentlich eingestanden hatten, den Grund widerrechtlich in Anspruch genommen zu haben. Danach konnte die Brüder den Grund vom Domkapitel kaufen und die Burg als Lehen bekommen.  

Die Situation im Mittelalter

Heinrich der II. und Ruprecht von Nassau haben die Burg wohl zum Schutz von Wiesbaden und als Festung gegen die Herren von Eppstein, die in der Nachbarschaft herrschten und zudem lange Zeit den Erzbischof von Mainz aus ihren Reihen stellten, errichtet. Daher kam es auch immer wieder zu Streitigkeiten über die Abgrenzung des Eigentums und des politischen Einflusses. Wahrscheinlich aus Dank für die Unterstützung bei den Romfeldzügen von Friedrich I. wurde das Haus Nassau mit dem Königshof Wiesbaden belehnt. Im Jahre 829 wird der Wiesbadener Königshof erstmals als Sitz der Verwaltung des von Karl dem Großen geschaffenen Königssondergaus erwähnt. 

Dieser Königssondergau wurde lange Zeit zu Unrecht mit dem Rheingau gleichgesetzt. Er lag am nördlichen Ufer des Oberrheins um Wiesbaden und umfasste ungefähr den Verwaltungsbezirk der ehemaligen römischen Civita Mattiacorum. Es wird vermutet, dass Karl der Große zu Beginn seiner Herrschaft (also nach 771) diesen Gau als Eigentum für den König der Franken und seine Erben eingerichtet hat. Da sich der Gerichtssitz des Gaus jedoch auf dem Gebiet des Hauses Eppstein befand, kam es immer wieder zu Streitigkeiten und kämpferischen Handlungen. 

Diese notgedrungene Bindung an Mainz war für Sonnenberg sehr lange sehr nachteilig, da im 13. Jahrhundert das Adelshaus der Eppsteiner, den ausgesprochenen Widersachern der Nassauer, insgesamt vier der Erzbischöfe von Mainz stellten. 

Burg Sonnenberg und die Besitzverhältnisse

Ruprecht trat dem Deutschen Orden (auch Deutschherrenorden) bei und so war Graf Heinrich II. der Alleinherrscher. Daher wurde die Burg Sonnenberg eine der neun Burgen, die den Nassauern gehörten. Im Jahre 1255 erfolgte die erste Besitzaufteilung im Nassauischen Adelshaus. Otto I. Und Walram II. spalteten die Familie in eine ottonischen und einen walramischen Zweig auf. Die Burg Sonnenberg mit der Stadt Wiesbaden wurde der walramischen Linie zugeschlagen. Adolf von Nassau, der Sohn von Walram und der spätere Deutsche König, baute die Burg weiter aus, nachdem sie während der Nassauisch-Eppsteinischen Fehde vor 1283 erheblich zerstört wurde. 

Gemeinsam mit Gerhard II., dem Erzbischof von Mainz gelang es den Eppsteiner, nach dem Tod Adolfs im Jahre 1298, die Burg wieder einzunehmen und nahezu zu zerstören. Der Sohn Adolfs, Gerlach I., konnte jedoch aus der Burg gerettet werden. Nach langen Jahren der Spannungen zwischen den Adelshäusern konnte sich Gerlach I. mit seinen früheren Widersachern versöhnen und er erweiterte danach die Burg erheblich. Unter seiner Aegide wurde die Burg Sonnenberg zu einem bedeutsamen Ort. Im Jahre 1338 stattete der Kaiser Ludwig der Bayer der Burg und dem Burgherren einen Besuch ab, was sicherlich Beweis für die Größe und Sicherheit der damaligen Burg Sonnenberg war.

Sonnenberg erhielt im Jahre 1351 von Kaiser Karl IV. Stadtrechte und eine eigene Gerichtsbarkeit verliehen. Dies war dem besonderen Bemühen der zweiten Frau des Grafen, Irmgard von Hohenlohe-Weikersheim zu verdanken, die die Burg bereits im Jahr 1337 als Witwensitz zugesprochen erhielt. Die unterhalb der Burg befindlichen Häuser konnten jetzt durch eine sie umgebende Mauer in den Burgenkomplex eingefügt werden. Dadurch erhielten die Einwohner einen gewissen Grad an Sicherheit. Das Tal selbst wurde ebenfalls befestigt. 

Graf Gerlach verstarb im Jahre 1361 auf Burg Sonnenberg. Daher wurde Ruprecht, sein Sohn aus der zweiten Ehe mit Irmgard von Hohenlohe-Weikersheim der neue Graf und der im Jahre 1355 neu errichteten Herrschaft Nassau-Sonnenberg. Ruprecht erlangte eine gewisse Berühmtheit als letzter fahrender Ritter. Er führte mehrere Fehden um das Erbe der Anna von Nassau-Hadamar, die seine Ehefrau war, aber es gelang ihm immer, Schaden von seiner Hausburg fernzuhalten. Im Jahre 1384 legte er sein Schwert anlässlich der Stiftung des der Heiligen Katharina gewidmeten Altars im Kapellenturm feierlich nieder. 

Graf Ruprecht VII. überließ die Burg Sonnenberg im Jahre 1365 seiner Frau als Witwensitz. Er selbst starb im Jahre 1390 ohne Nachkommen. Aber auch im Mittelalter blieb ein großer Besitz wie eine Burg nicht lange ohne männliche Vorherrschaft. So buhlte der Graf Diether VII. von Katzenelnbogen um Anna und heiratete sie im Jahre 1391, was ihm einen Besitzanteil an der Burg Sonnenberg einbrachte. Nach dem Tod von Anna ging die Burg Sonnenberg samt der Herrschaft Hessen-Sonnenberg auf die Grafen von Idstein und Weilburg zu gleichen Teilen über. Dies verhinderte aber nicht, dass die Burg in den darauf folgenden 200 Jahren dem Verfall preisgegeben wurde. Dies änderte sich, als der Graf Philipp von Nassau-Idstein in den Jahren 1558 bis 1566 auf der Burg wohnte. Die ehemals glanzvollen Tage der Burg kamen für diese Zeit zurück. Auch er starb zum ausgehenden 16. Jahrhundert und so war die Burg seit dieser Zeit unbewohnt. Während des Dreißigjährigen Krieg von 1618 bis 1648 wurde die Burg Sonnenberg zum Unterschlupf für die kriegerischen Banden der Zeit. Nach dem Krieg wurde die Burg zum Steinbruch, der von den Bewohnern Sonnenbergs zum Wiederaufbau ihre im Krieg zerstörten Häuser nutzten. Daher wurde die Burg Sonnenberg sehr schnell zu einer Ruine.

Burg Sonnenberg heute

Heute ist im Bergfried ein Museum untergebracht und jedes Jahr finden auf dem Berg in der Nähe der Kapelle die Wiesbaden-Sonnenberger Kulturtage statt. Seit 1998 gibt es hier auch ein Restaurant der gehobenen Gastronomie.

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Übrigens

Im Ort Sonnenberg starb am 1. August 1911 der Vater der deutschen Rechtschreibung, Konrad Duden.