Jagdschloss Platte in Wiesbaden - Schloss am Rande des Taunus: Jagdschloss Platte

Das Jagdschloss Platte in Wiesbaden

Wilhelm I. (1792-1839) erbaute während seiner 23-jährigen Regierungszeit als Herzog des Herzogtums Nassau das dreigeschossige Jagdschloss Platte im Norden von Wiesbaden. Der Bau des einst klassizistischen Schlosses mit 54 Zimmern erstreckte sich von 1823 bis 1826. Seinen Namen bezieht das Gebäude aus seinem Standort – einem 500 Meter hohen Plateau auf dem ”Steinhaufen“. Hier handelt es sich freilich nicht um einen gewöhnlichen Steinhaufen, sondern um einen Berg, der Teil des wunderschönen Naturparks Rhein-Taunus im hessischen Mittelgebirge ist.

Das vom Hofbaumeister Friedrich Ludwig Schrumpf erbaute Schloss diente fortan als Jagdschloss und wurde somit vornehmlich in den Sommermonaten von teils sehr illustren Gästen wie zum Beispiel dem russischen Kaiser Alexander II. oder Eugénie de Montijo, der letzten Kaiserin von Frankreich, bewohnt. Das würfelförmige Schloss bestach durch seine zurückhaltenden Fassadenwände, die allesamt durch einen mittigen Vorsprung dekorativ gegliedert waren, sowie ein pyramidenförmiges Dach, das als Aussichtsplattform mit einem atemberaubenden Panoramablick südwärts weit in das Rheintal über Wiesbaden hinweg bis nach Speyer diente.
Gemäß der Funktion als Jagdschloss wurden links und rechts vor dem Toreingang zwei Bronzeplastiken platziert, die zwei liegende Hirsche mit riesigen Geweihen darstellten. Diese Jagd-Symbolik reichte sogar bis in das Empfangszimmer von Wilhelm I., dessen Möbel vollständig aus Hirschgeweih hergestellt wurden. Ein Kuriosum ist, dass das Schloss während der Abwesenheit des Herzogs auch für gewöhnliche Bürger und Kurgäste für Besichtigungen und Veranstaltungen frei zugänglich war. Die gegenwärtige Nutzung des Jagdschlosses, die weiter unten in diesem Artikel noch erläutert wird, schließt sich also nahtlos an den Willen des Urbesitzers des heutigen Schlossdenkmals an.

Obwohl Nassau nach der Niederlage im Deutschen Krieg 1866 von Preußen in Beschlag genommen war, gehörte das Schloss nach wie vor Adolf I., dem Sohn Wilhelms I., welcher mittlerweile im Jahre 1893 verstorben war. Zwischen 1890 und 1913 befand sich das Schloss auf einer Reise, ohne sich freilich auch nur einen Millimeter vom Fleck gerührt zu haben: Dadurch, dass Adolf I. 1890 zum Großherzog von Luxemburg ernannt wurde, fiel das Jagdschloss in den Besitz Luxemburgs. 1913 konnte Wiesbaden das Anwesen für 400.000 Goldmark wieder zurückkaufen, denn Adolf I. war inzwischen verstorben. Leider waren zu jenem Zeitpunkt die zwei Bronzehirsche nicht mehr auf dem Anwesen. Das Schloss fiel drei Monate vor Ende des Zweiten Weltkrieges einem Bombenangriff der britischen Luftwaffe zum Opfer. Bis dahin hatte das Gebäude aufgrund seiner Höhenlage als Flugabwehrleitstelle gedient, von der nun einzig die äußeren Mauern übrig waren.

Daran änderte sich leider auch bis 1987 nichts, als dann endlich eine Initiative, die heutige Stiftung Jagdschloss Plate e.V. gegründet wurde, welche sich für den Erhalt und die Nutzung des geschichtlichen und stark einsturzgefährdeten Baus einsetzte und zwei Jahre später die ersten Sicherungsarbeiten einleitete. Bereits 6 Jahre später, 1993, war dieses Ziel mit den ersten Veranstaltungen, die auf dem Jagdschloss nach 48 Jahren als Ruinen stattfanden, halbwegs verwirklicht. Doch die Bewahrung des Jagdschlosses alleine half dem Kulturdenkmal nicht, es musste außerdem noch vor weiterem Verfall geschützt werden.

Nachdem das Schloss 2003 eine moderne Dachkonstruktion aus Glas und Stahl verliehen bekam und 2006 mit weiteren Innenausbauarbeiten fortgefahren war, alles mithilfe von Spendengeldern, steht das Gebäude heutzutage ohne Einschränkung der Allgemeinheit zur Verfügung für Hochzeiten, Feiern, Tagungen, Präsentationen und anderweitige Events. 2010 konnte die Initiative mithilfe von viel Diplomatie gegenüber dem Land Luxemburg für 77.000 Euro Kopien der zwei Bronzehirsche herstellen lassen, die das Jagdschloss Platte nun wieder wie eh und je bewachen.

Der erste Blick auf das aktuelle Baukunstwerk, dessen Restaurierungsarbeiten nicht auf den Anspruch der Originaltreue beruhen, fällt sicherlich auf die riesige und dennoch luftige Dachkonstruktion und die dazugehörige Aussichtsplattform. Über eine Treppe gelangt man zu einer Brücke, die über das Dach spannt. Durch dessen Durchsichtigkeit erhält der Besucher einen faszinierenden Einblick in das Innere des Jagdschlosses mit den vier “Kelchen“, die den in vier Quadrate unterteilten Glasbaldachin tragen sowie dem imposanten Paar an gegenseitig verlaufenden Wendeltreppen, das als einziger Baubestandteil originalgetreu restauriert wurde. Das Glas wurde freilich bewusst als Dachmaterial gewählt, um die Geschichtlichkeit und das Ruinenhafte der heutigen Veranstaltungsstätte, selbst wenn diese restauriert wurde, zu bewahren. Interessant ist hierbei, dass die ursprüngliche Dachpyramide nun in Glasform umgekehrt auf den Außenmauern des Jagdschlosses aufliegt und seine Fassade weit überragt. Ein Schutzschirm, sozusagen, der neu und alt gleichermaßen überspannt. Auf diese Weise bleibt dem Gebäude sein geschichtliches Ambiente erhalten, ohne auf gegenwärtige Relevanz verzichten zu müssen.

Jagdschloss Platte als Veranstaltungsort

Die ganzjährig begehbare Ruine kann im Erd- und Obergeschoss bis zu 600 Personen fassen bzw. im 370m² großen Obergeschoss Banketts für 260 Gäste beherbergen. Des Weiteren verfügt das 280m² große Erdgeschoss über einen großzügigen Küchenbereich. Die einzigartige und angenehm ausgefallene Location, der Reiz der Verbindung von Alt und Neu, ein modernes Klimasystem und nicht zuletzt die grandiose Aussicht machen das Schloss zu einem beliebten Ort für Events von Firmen sowie Privatleuten, dessen Verwaltung und Vermietung der Kurhaus Wiesbaden GmbH obliegt. Die Veranstaltungsfläche bietet zudem sanitäre Anlagen im Souterrain, einen Personenaufzug und auf beiden Etagen genügend Stromanschlüsse.
Rund um das Schloss befinden sich ein Gasthof, eine Minigolf-Anlage, eine Grillhütte sowie ein großer Spielplatz für Kinder. Zusammen mit den umliegenden weitläufigen artenreichen Wäldern, mit Wanderwegen an die 600 km Gesamtlänge, zwei UNESCO-Welterbe-Stätten im Naturpark sowie den vielen Betätigungsmöglichkeiten zum Biken, Rodeln und Skilaufen birgt ein Besuch des Jagdschlosses Platte also einen ausreichenden Schatz an entdeckenswerten Orten und Erlebnissen zu allen vier Jahreszeiten, um einen Ganztagesausflug für die gesamte Familie zu diesem Ziel zu organisieren.

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Lage des Jagdschlosses in Wiesbaden


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Erreichbarkeit des Schlosses

Der Anfahrweg vom Wiesbadener Stadtzentrum per Auto dauert nur wenige Minuten. Das Jagdschloss Platte befindet sich an der B 417 (Platter Straße), welche über die eigene Ausfahrt “Jagdschloss Platte“ verfügt.
PKW-Parkplätze sind direkt vor dem Schloss in ausreichender Zahl vorhanden. Auch die Anreise mit den öffentlichen Buslinien 270 und 271 gestaltet sich sehr bequem, da diese jeden Tag im stündlichen Rhythmus fahren.