Stadtschloss in Wiesbaden ist heute Sitz des Hessichen Landtages

Stadtschloss / Landtag in Wiesbaden

Das vom süddeutschen Architekten und Stadtplaner Georg Moller (1784; † 1852) entworfene Stadtschloss im sogenannten Historischen Fünfeck, dem eng bebauten Altstadtkern der hessischen Landeshauptstadt Wiesbaden, wurde 1842 nach einer dreijährigen Bauzeit feierlich eröffnet. Die beiden Flügel des spätklassizistischen und angenehm zurückhaltenden dreigeschossigen Eckgebäudes – errichtet auf den Fundamenten einer Burg aus der Zeit des Fränkischen Reiches (zwischen 5. und 9. Jahrhundert) – diente dem Bauherrn, Wilhelm I. (1792; † 1839), zweiten Herzog des 1806 gegründeten Herzogtums Nassau, als Residenz, die er gegen Ende seiner 23-jährigen Regentschaft beziehen wollte, um fortan mehr Nähe zu den Bürgern Wiesbadens zu zeigen. Der verfrühte Tod von Wilhelm I., drei Jahre vor Fertigstellung des schlichten, zum Schlossplatz hin ausgerichteten Stadtpalais, war richtungsweisend für die wechselvolle Geschichte, die das Schloss als stummer Zeitzeuge durchleben sollte. Seit 1946 hat der Hessische Landtag seinen Sitz in den historischen Räumen des Stadtschlosses (Balkonzimmer, Roter Salon, Gelber Salon, Kleiner Saal, Kuppelsaal und Musiksaal) und angrenzenden Gebäuden (Kavalierhaus, Wilhelmsbau, Mittelbau). Dem Landtag ist seit 2008 zudem das Atriumhaus – zuvor das Verwaltungsgericht – sowie das vom Darmstädter Büro Waechter + Waechter Architekten entworfene moderne Plenargebäude mit dem neuen Plenarsaal angegliedert. Die gut erhaltenen historischen Räume des alten Palais bieten einen ausgezeichneten repräsentativen Rahmen bei Empfängen und sonstigen Events.

Aus der Geschichte des Gebäudes

1839 trat Adolf I. (1817; † 1905), der Sohn Wilhelms I., nach dem tödlichen Schlaganfall seines Vaters mit 22 Jahren dessen Nachfolge als Herzog von Nassau an und behielt dieses Amt bis 1866 inne. Das Stadtpalais wurde von ihm allerdings lediglich als Winterresidenz verwendet. Im Verlauf der 1848 anrollenden Märzrevolution ist Adolf I. der erste, der sich den liberalen und demokratischen Forderungen der Nassauer noch am 4. März beugte. Nachdem das Herzogtum Nassau 1866 den Deutschen Krieg auf der Seite des Deutschen Bundes gegen die Preußen verloren hatten, wurde es von Preußen annektiert. Fortan diente das Stadtschloss als königlich-preußische Residenz für den Preußischen König und Deutschen Kaiser Wilhelm I. (1797; † 1888), wenn er sich gelegentlich in Wiesbaden aufhielt. Er ist der Namensgeber der Kaiser-Wilhelm-Heilanstalt, die zwischen 1868 und 1871 errichtet wurde. Das ehemalige Militärhospital, heute nur Wilhelmsbau genannt, bildet im Westen vom Stadtschloss, mit dem Kavalierhaus in ihrer Mitte, auch heute noch den dritten Teil der großen Fassade des Gebäudeensembles des Hessischen Landtags entlang der Nordseite des Schlossplatzes. Der Enkelsohn von Wilhelm I., Wilhelm II. (1859; † 1941), übernahm 1888 das Amt als letzter Deutscher Kaiser und König von Preußen. Unter ihm erfuhr das Stadtpalais insofern eine Aufwertung, als es von ihm und seiner Gefolgschaft regelmäßig mindestens einmal im Jahr bewohnt wurde. Während seiner Regierungszeit blühte Wiesbaden als Kaiser- und Weltkurstadt förmlich auf. 

Dies sollte sich jedoch ändern, als das Kaiserreich 1918 mit dem Sturz der Monarchie zugrunde ging und das Stadtschloss nach der Novemberrevolution neuen, gänzlich anders gesinnten Bewohnern als Räumlichkeiten diente. Zwischen 1918 und 1946 wurde das Palais als Versammlungsort des Arbeiter- und Soldatenrats, dann als militärischer Verwaltungssitz der französischen, später der britischen Armee und im Zweiten Weltkrieg dann schließlich der deutschen Wehrmacht genutzt, nachdem es ab 1930 als Museum der Preußischen Staatlichen Schlösserverwaltung fungiert hatte. Gegen Ende des Zweiten Weltkriegs wurde das Stadtschloss Opfer von Bombenangriffen, die glücklicherweise nur einen kleinen Teil des Gebäudekomplexes, insbesondere des Kavalierhauses, zerstörten. 1946 wurde infolge der Entscheidung, Wiesbaden zur Hauptstadt des gerade gegründeten Bundeslandes Groß-Hessen zu ernennen, das Stadtschloss als Sitz des Hessischen Landtags gewählt. Nach den ersten durchgeführten Gemeinde- und Kreiswahlen verabschiedete die neu formierte Landesversammlung die neue Verfassung Hessens. Am 1. Dezember 1946 findet dann die erste Landtagswahl im Musiksaal des Stadtschlosses statt – ein Meilenstein in der Demokratiebewegung des neuen Bundeslandes Hessens! Anfang der 1960er Jahre wurde die herzogliche Reithalle, welche sich einst im Innenhof befand, abgerissen und durch einen neuen (ersten) Plenarsaal ersetzt. In den folgenden Jahren wurden nach und nach auch andere Teile des Gebäudekomplexes als Räumlichkeiten für die Landtagsverwaltung übernommen, so beispielsweise 1974 das Kavalierhaus und 1988 der Wilhelmsbau. 2008 wurde dann nach einer 4 Jahre langen Bauphase das neue Plenargebäude eingeweiht, welcher das nicht mehr zeitgemäße erste Plenargebäude im Innenhof mit einem kreisrund bestuhlten Plenarsaal unter dem Motto “Demokratie braucht Transparenz“ ersetzte. Gleichzeitig wurde auch das Atriumhaus, welches früher als Verwaltungsgericht diente, dem Landtag als Ort für Sitzungen und die Verwaltung angegliedert. 

Der Haupteingang vom Hessischen Landtag liegt am runden Verbindungsteil der beiden Schlossflügel, direkt am Schlossplatz. Über dem Eingang, auf Höhe des zweiten Stocks, thront anstelle des Fensters das Wappen des Hauses Nassaus. Vom Eingang gelangt man in beide Flügel aber auch in einen von aussen uneinsehbaren dritten Flügel, zu dem das Haupttreppenhaus mit elegantem Tonnengewölbe und bronzenem Treppengeländer führt. Der dritte Flügel verbindet zum Mittelbau und Wintergarten. Die historischen   Repräsentationssäle bestechen durch feinste Freskenmalereien an Decken und Wänden, Statuen im antiken Stil, kunstvolle Gemälde, prächtige Möbel, edel bemalte Stofftapeten und aufwendig verzierte Parkettböden. Der Musiksaal wird über die offiziellen Empfänge hinaus auch für öffentliche Konzerte und Veranstaltungen verwendet. 

Im Untergeschoss des Mittelbaus, einem Teil des ehemaligen Marstallgevierts des Palais, ist das Landtagsrestaurant untergebracht, das der Öffentlichkeit gehobene und abwechslungsreiche Küche bietet. Der Eingang ist von der Nordseite des Gebäudekomplexes aus über die Grabenstraße zu erreichen. 

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Lage von Landtag bzw. Stadtschloss in Wiesbaden

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Informationen für Besucher des Landtags

Jeden Samstag um 15 Uhr werden kostenlose Führungen durch die historischen und modernen Gebäude durchgeführt. Bei dem Rundgang kann man vieles über den Alltag der Abgeordneten erfahren. Einen virtuellen Rundgang bietet die Webseite des Hessischen Landtags Ihnen bereits zuhause, um sich auf einen realen Besuch schon mal einzustimmen: https://www.hessischer-landtag.de/systemstatic/internet/flash/rundgang.html