Schuh- und Ledermuseum in Offenbach am Main

Deutsches Ledermuseum und Deutsches Schuhmuseum in Offenbach

Das Deutsche Ledermuseum befindet sich in Offenbach am Main in der Frankfurter Straße im Gebäude des ehemaligen „Städtischen Lagerhaus“. Es stellt die auf der Welt verbreitete Verwendung von Leder im Alltagsleben sowie in der Kunst dar. Das Museum hat über 30.000 Ausstellungstücke, die auf einer Fläche von 2.500 Quadratmetern präsentiert werden.

Unter dem Dach des Deutschen Ledermuseums befinden sich das Ledermuseum, ein Museum für angewandte Kunst und ethnologisches Museum sowie eine Kunstgalerie, die sich um das Hauptthema Leder drehen.

Der ehemalige Direktor der Technischen Lehranstalten, die heute Hochschule für Gestaltung Offenbach am Main heißen, hat während seiner Arbeit an der Hochschule erkannt, dass  „für die Ausbildung von Formgestaltern von morgen, die Begegnung mit dem historischen Objekt unerlässlich ist“. So entstand bald eine entsprechende Sammlung an der Hochschule. Da damals Offenbach ein wichtiges Zentrum der deutschen Lederwarenindustrie war, wurde das Leder zum zentralen Thema. Eberhard konnte am 13. 3. 1917 das Deutsche Ledermuseum in der Frankfurter Straße eröffnen. Als Architekt betreute er später den Umbau des klassizistischen „Städtischen Lagerhaus“ und war bemüht, die Spuren der Offenbacher Wirtschaftsgeschichte nicht zu verwischen, daher befindet sich hier auch eine Buchbinderwerkstatt.

Seit dem 13. 3. 2011 zeigt das Deutsche Ledermuseum seine Sammlungen in der neuen Wilhelm-Düncher-Galerie nach eine Phase des Umbaus wieder.
Diese Sammlungen umfassen die prächtigsten Exemplare der angewandten Lederbearbeitungs- und Verarbeitungskunst vom Mittelalter bis ins Barock. So findet man reichlich verzierte Minnekästchen aus dem Mittelalter, die Renaissance ist durch kostbare Futterale aus Leder, per Hand vergoldete Ledertapeten und edle Lederbucheinbände vertreten.

Das gläubige und höfische Zeremoniell, die das Leben des Adels im Mittelalter beherrschten, werden mit Kästchen, die von Prinzessinnen, Drachen, Rittern, den Heiligen Bartholomäus und Barbara, wilden Gesellen und liebreizenden Jungfrauen verziert sind, dargestellt. Die entsprechenden mittelalterlichen Szenen wurden in Leder geschnitten, gepunzt (d. h. gestempelt oder geprägt) sowie aufgemalt. Dies geschah, bevor im 16. Jahrhundert die neue Technik der Vergoldung vom Orient her nicht nur die neue Technik der Vergoldung die europäischen Werkstätten der Kunsthandwerker beherrschte und Königinnen, Könige und Kronprinzen die Liebe für die Aneinanderreihung von Initialen und den Arabesken entdeckten. Daher wurden bald die Innenräume mit goldenen handbemalten Ledertapeten und Tafelaufsätzen in aufwändigen Lederarbeiten ausgestattet. Der Adel ließ sich über die verschlammten Straßen in bemalten Sänften tragen und in Venedig schaukelten der Adel und die Dogen in Prunksesseln auf Gondeln über den Canale Grande.

Im Museum für Angewandte Kunst werden in der Hauptsache historische Lederprodukte aus dem alten Ägypten, dem Kunsthandwerk aus verschiedenen Jahrhunderten bis hin zu den Erzeugnissen jüngerer Zeit, die in Industriebetrieben oder Manufakturen hergestellt wurden, gezeigt. Die Ausstellungstücke reichen von Taschen, Gürteln, prunkvollen Schilden und Waffen über Masken und Rüstungen bis hin zu Minnekästchen und Bucheinbänden aus Leder. Besondere Exponate sind z. B. die Aktentaschen von Napoleon Bonaparte und seiner Ehefrau Josefine, Koffer der Edelmarken Luis Vuitton sowie Rimowa und ein von Professor Stefan Heiliger entworfenes Chaise-Longue.

Von den Besuchern des Museums wird die hohe handwerkliche Qualität der per Hand vergoldeten, bemalten und geprägten Tapeten, Reliquienbehältnisse und Kabinettschränkchen sowie die feinen Dekorationen der Sättel, Gürtel und Taschen und Kleidungsstücke aus Leder und die geschmückten und aufwändig gearbeiteten Bucheinbände aus dem Orient und Europa, bewundert.
Das Gebiet des internationalen Schuh- und Taschendesigns der 20. und 21. Jahrhunderts findet dabei eine besondere Aufmerksamkeit. Die Museumsverantwortlichen venachlässigen aber auch nicht den lokalen Bezug zur Lederstadt Offenbach und den vielen kleinen Betrieben, deren Mitarbeiter und Inhaber im Offenbacher Volksmund ironisch, jedoch liebevoll als „Babbscher“ tituliert werden.

Im späten 18. Jahrhundert von Zunftzwang befreit, konnten die Ledererzeugnisse, anstatt genäht zu werden, auch ohne Komplikationen von angelernten ArbeiterInnen hergestellt (zusammen gepappt) werden. Die anfänglichen kleinen Heimbetriebe entwickelten sich zu großen Fabrikationen für exklusive Koffer, Taschen und Etuis, die sogar weltweit in Läden mit dem Label „Offenbacher Lederwaren“ vertrieben wurden. Die Produktion einiger dieser Produkte erfolgt heute nahezu vollständig im Ausland. An die große Blüte der Lederindustrie in Offenbach und Deutschland erinnert das Deutsche Ledermuseum in der Abteilung „Vom Handwerk zur Industrie“.

Weitere Ausstellungsbereiche des Offenbacher Museums

Das unter dem Dach des Deutschen Ledermuseums untergebracht Ethnologische Museum zeigt in seinen Sammlungen weltweit bedeutende Exponate an chinesischen, orientalischen und südostasiatischen Schattenspielfiguren und aus den Kulturen Chinas, Tibets, Japans und den Regionen um den Polarkreis. Wenn Sie einmal ein originales Inuit Kajak oder eine Rüstung eines Samurai sehen möchten, können Sie diese hier finden wie auch afrikanische Maskenkostüme aus Angola oder Nigeria oder sogar ein voll ausgestattetes Lederzelt der Tuaregs.

Die Amerika Abteilung wurden in Zusammenarbeit mit den Museen in Darmstadt und Frankfurt zu einer über die Stadtgrenzen hinaus bekannte Sammlung mit dem Schwerpunkt der Eingeborenen Amerikas, vornehmlich den Indianern, eingerichtet. Diese Sammlung ist so umfassend, dass man nicht erstaunt sein muss, dass man hier den einen oder anderen Hopi, Blackfoot oder auch Navajo antreffen kann, der die Geschichte seines Volkes nachvollziehen möchte.

Das Deutsche Schuhmuseum und Weltschuhmuseum im Deutschen Ledermuseum hat über 15.000 Exponate. Sie stellen die internationale Geschichte der Kostüme aus sieben Jahrtausenden dar und bietet daher einen Einblick in die Kultur- und Geistesgeschichte der Menschen. Es zeigt u. a. 3.500 Jahre alte Sandalen, die man in den ägyptischen Mumiengräbern gefunden hat, aus dem 8. Jahrhundert vor Christus stammende Stiefelamulette und schuhförmige Gefäße aus Luristan, mit Perlen bestickte Mokassins aus den amerikanischen Great Plains, Chopinen aus der italienischen Renaissance, chinesische Gin Lien, Plateausandalen aus den osmanischen Harems, die Seidenstiefeln der österreichischen Kaiserin Sissy und die Turnschuhe von Joschka Fischers, die er anlässlich seiner Amtseinführung als Außenminister getragen hat.

Neben einigen weiteren Neuerwerbungen werden jetzt auch die rekonstruierten Bergschuhe der im Ötztal gefunden vorzeitlichen Mumie gezeigt. Diese sind fein genähte Lederpantoffeln mit einem stabilen Innenschuh aus Faserschnüren und einer Heufüllung. Daneben trug Ötzi schon vor über 5.000 Jahren „Leggins“ wie die nordamerikanischen Indianer.

Informationen für Besucher des Museums

Öffnungszeiten
Dienstag - Sonntag von 10:00 - 17:00 Uhr
Montag ist Ruhetag

Anreise
Mit öffentlichen Verkehsmitteln
Die S-Bahnen der Linie S1, S2, S8 und S9 halten an der Station "Ledermuseum", so auch Busse der Linie 104.

Parkmöglichkeiten in der Nähe
Das nächstgelegene Parkhaus befindet sich im City-Center / Cinemaxx.