Die Drosselgasse - Touristenmagnet in Rüdesheim

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Die Rüdesheimer Drosselgasse

Rüdesheimer Drosselgasse
© Thomas Max Müller / pixelio.de

Die Drosselgasse in der alten Winzerstadt Rüdesheim ist zwar nur 144 Meter lang und drei Meter breit, stellt aber dennoch das unbestrittene Herzstück der Altstadt am Rhein dar, und ist ein dementsprechend beliebter Treffpunkt der Einheimischen. Und auch für die ungefähr drei Millionen Touristen aus aller Welt pro Jahr wäre ein Besuch in Rüdesheim ohne einen kurzen Spazierganggang auf den Kopfsteinpflastern der historischen Gasse unvorstellbar.

Um den Namen der Gasse ranken sich viele Geschichten. Haben die Winzer sie nach der Weindrossel benannt, die ihnen so gerne die Trauben stibitzt? Oder ist der Name dem Zufall zu verdanken, dass in den umliegenden Gärten gerade Drosseln zum Gesang anstimmten? Und wenn ja, was würde das für die benachbarte Amselgasse bedeuten...? Zuverlässligere Quellen als diese Deutungsspiele zeigen auf, dass die Drosselgasse 1650 den Namen „Druschelgasse“ trug, was Mundart für ein plumpes Frauenzimmer ist.

Ein Blick in die Geschichte der Drosselgasse

Es gibt sechs Gassen, die die Rüdesheimer Oberstraße mit der Rheinuferpromenade verbinden. Die bekannteste unter ihnen ist die Drosselgasse mit ihren Wohnungen, Innenhöfen und den charakteristisch schmalen Hausfluren, die im 15. Jahrhundert als Unterkunft für Rheinschiffer erstmals urkundliche Erwähnung findet. Aus diesen Anfängen entwickelten sich im Laufe der kommenden Jahrzehnte richtiggehende Schifferdynastien in Rüdesheim.

Drei bis vier Jahrhunderte später siedelten hier dann die ersten Winzergasthäuser und saisonal geöffnete Winzergastbetriebe mit selbst erzeugtem Wein in Kelterhäusern und Weinkellern, was anfangs Mitglieder der illustren Gesellschaft, höhere Beamte, ja, 1814 sogar Johann Wolfgang Goethe höchstpersönlich, auf einen Reiseabstecher in die Drosselgasse lockte und später auch bürokratische Einrichtungen wie 1854 die herzoglich-nassauische Amtsverwaltung und ab 1896 die königlich-preußische Oberförsterei.

Die Beliebtheit der Lokale, insbesondere des „Drosselhofes“, des ältesten Winzergasthauses in traditionell rheinfränkischer Bauweise, stieg im Verlauf des auslaufenden 19. Jahrhunderts extrem an. Hier wurde zu Live-Musik getanzt und Trinklieder beschwipst zum Besten gegeben. Johannes Müller, der damalige Inhaber vom Drosselhof, war quasi der Vorbereiter für das, was wir heute Massentourismus nennen. Er wollte die Magnetkraft seines bekannten Ausflugslokals durch selbstgeschriebene fröhliche Rhein- und Trinklieder verstärken. Ein solches Trinklied ist das 1887 von Otto Hausmann komponierte Lied „Zu Rüdesheim in der Drosselgass’“ mit dem Refrain: „Rüdesheimer Wein / Schöne Mägdelein / Sind des Glückes A und O / Drum, Freund, ich denke so: / Lieb dein Leben lang / Wein und Becherklang / Und die hübschen Mägdelein / Schließ tief ins Herze ein.“, der das lebensfrohe Treiben in der Drosselgasse bis heute so treffend auf den Punkt bringt. Auch ein Brand im Jahr 1883, dem die Häuser im unteren Teil der Gasse zum Opfer fielen, vermochte den Boom des Nachtlebens in der Gasse nicht aufzuhalten. „Hotel zur Post“, „Lindenwirt“, „Drosselmüller“ und „Rüdesheimer Schloss“, die Weinhäuser schossen wie Pilze aus dem Boden. Was nach außen hin wie rheinischer Frohmut wirkte, war in Wirklichkeit ein äußerst hart geführter Konkurrenzkampf der Lokalbesitzer, der nicht selten dekadente Blüten trieb. Verschmutze Straßen, Ruhestörung nach der Polizeistunde und Schlägereien stand nahezu an der Tagesordnung.

Der Zweite Weltkrieg beziehungsweise die Bewegung des Nationalsozialismus ging auch an der Drosselgasse nicht spurlos vorbei. Die von der NS-Organisation zur Freizeitgestaltung „Kraft durch Freude“ organisierten Ausflugsgruppen schienen sich hier heimisch zu fühlen, und dies war wahrscheinlich auch einer der Gründe für das 1933 durch Landrat Mülhens angeordnete Verbot von „unarisch“ anmutender Musik, insbesondere Jazz, in den Lokalen. Selbigen missfiel es auch, wenn das Deutschlandlied und das Horst-Wessel-Lied nach übermäßigem Alkoholkonsum von trinkfreudigen Besuchern entstellt wurde. Ein Bombenangriff der alliierten Mächte am 25. November 1944 hinterließ die Mehrzahl der Häuser in der Drosselgasse in Schutt und Asche. Die Baulücken wurden dann in den Nachkriegsjahren nach und nach mit Wein- und (erstmals!) Bierlokalen, Straußwirtschaften, Esslokalen wie „Der Engel“, „Die ewige Lampe“ oder „Bei Hannelore“ sowie Geschenkartikel-und Souvenirgeschäften, häufig in Fachwerkbauweise und teilweise mit Weinreben umrankt, aufgefüllt, was maßgeblich zum Charme der heutigen Drosselgasse und ihrem touristischen Phänomen beigetragen hat.

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Das Angebot der Rüdesheimer Drosslegasse

Bis dato haftet der Drosselgasse der Ruf des von Johannes Müller initiierten und in den Jahren 1920-1940 sowie 1950-1980 weiterentwickelten Massentourismus an. Dabei ist das in der Gasse vorzufindende Angebot breiter und vielfältiger denn je und lange nicht mehr nur nach dem Mainstream ausgerichtet. Egal ob Sie eher an der regionalen oder internationalen Küche, an Imbissgerichten oder gehobener Gastronomie, an einem Cocktail oder Rüdesheimer Kaffee, an romantischen Abenden im Weingarten oder fetzigen Sausen in einer Bar, an Blas- oder Diskomusik interessiert sind, in der Drosselgasse kann jeder etwas für seinen Geschmack finden. Viele Lokale bieten zwischen April und Dezember Live-Konzerte an.

 
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