Römersteine in Mainz - Zeugnisse der Römerzeit in Mainz

Römersteine

Die Römersteine
© Landeshauptstadt Mainz

Die Römersteine im Ortsteil Zahlbach von Bretzenheim, einem Stadtteil von Mainz, sind die Überreste eines Aquädukts - der römischen Wasserleitung - , die von Finthen bis in das römische Mainz führte. 
Der Begriff Aquädukt stammt aus dem lateinischen und ist aus dem Wort „aqua“ für Wasser und „ductus“ für Führung oder Leitung zusammen gesetzt. Aquädukte sind Wasserbauwerke, die schon die alten Ägypter kannten und daher ist zu vermuten, dass die Römer diese Art der Zweckarchitektur von den Ägyptern übernommen haben. Ein Aquädukt dient dazu, die erbaute Wasserleitung über Täler hinweg zu führen. 
Ein ähnliches, in seiner Substanz etwas besser erhaltenes Äquadukt, die von der Eifel ins römische Köln führte, ist in Mechernich-Vussem in der Eifel zu besichtigen. 

Man sollte annehmen, dass es im römischen Mainz ausreichend Wasser gegeben haben muss, um die Militärlager und die sich entwickelnde Stadt mit Wasser zu versorgen. Dies mag wohl auch so gewesen sein, aber die Römer waren Freunde des fließenden Wassers und Pumpen waren zu dieser Zeit noch nicht erfunden. Bei Ausgrabungen hat man sogar entdeckt, dass es zur Römerzeit sogar schon Hauswasserleitungen, zwar aus Holz, gegeben haben muss. So mussten das Trinkwasser und das Wasser für die öffentlichen und privaten Badehäuser einen gewissen Druck haben. Daher wurden in höher liegenden Gebieten von den Römern dort liegende ergiebige Quellen eingefasst und das Wasser in Wasserleitungen oftmals über viele Kilometer hinweg zu den Verbrauchern gebracht. 

Da es zur Zeit der Römer noch keine Stahl-, Beton- oder Steinzeugrohre gab, ist die römische Wasserleitung tatsächlich gemauert worden. Dazu verwendeten die Maurer zu dieser Zeit besonders gebrannte Tonziegel, die zu einem Gewölbe vermauert wurden, das am Fuße stark verjüngt war. Aufgrund der Mauertechnik ergab sich ein Querschnitt der Wasserleitung, der groß genug war, dass ein Mensch in gebückter Haltung durch sie hindurchlaufen konnte. Erstaunlich für die Zeit ist, dass die römischen Wasserleitungen so gebaut waren, dass sie immer ein gleichbleibendes Gefälle aufwiesen, was für die damalige   Zeit eine überragende Ingenieurleistung darstellte. Daher beschrieb Plinius der Ältere den römischen Stolz auf ihre Leistung mit den folgenden Worten (aus dem Lateinischen übersetzt): „Doch wer die Fülle des Wassers sieht, das so geschickt in die Stadt geleitet wird, um öffentlichen Zwecken zu dienen ...; wer die hohen Aquädukte betrachtet, die erforderlich sind, um die richtige Beförderung zu garantieren; wer an die Berge denkt, die deshalb durchstoßen, und die Täler, die aufgefüllt werden mussten, der wird zugeben, dass der Erdkreis nichts Bewundernswerteres aufzuweisen hat."

Und in der Tat erforderte das gleichbleibende Gefälle der Wasserleitung, dass eine besondere Strecke für die Leitung ausgesucht werden musste. Vielfach standen dem natürliche Hindernisse wie Berge und Täler und manchmal auch größere Bäche und Flüsse entgegen. Berge wurden zur Römerzeit mühsam per Hand durchstoßen und bei den anderen Hindernissen wurden große und kleine Aquädukte errichtet. Dass dabei vielfach architektonische und von der Ingenieurskunst beeindruckende Bauwerke entstanden, die nicht nur für den Wassertransport errichtet wurden, kann man am Beispiel der römischen Aquäduktbrücke Pont du Gard im Süden Frankreichs sehen.

Geschichtlicher Hintergrund der Römersteine

Die innenpolitischen Machtkämpfe der Jahre 68 bis 69 nach Christus, dem sogenannten Vierkaiserjahr, in dem Galba, der seit 68 n. Chr. Nachfolger von Nero war, und Otho, Vitellius und Vespasian um den Kaiserthron stritten und Vespasian als Sieger aus diesem Streit hervorging und das Geschlecht der Flavier gründete sowie der Bataveraufstand sind am römischen Mainz, Mogontiacum, nicht spurlos vorübergegangen. Unter Kaiser Vespasian wurde das Doppellegionslager in Mogontiacum von einer Erde-Holz-Konstruktion in eine Festungsanlage aus Stein umgewandelt. Vermutlich wurde in diesem Zusammenhang auch im Jahre 69 nach Christus der Bau der steinernen Wasserleitung begonnen, um das Lager und auch die Lagervorstadt besser mit Wasser zu versorgen. Es ist archäologisch und historisch nicht genau zu ermitteln, ob dies die erste Wasserleitung war oder ob eine schon bestehende Holzkonstruktion hierdurch ersetzt wurde. Wie lange die Wasserleitung selbst in Betrieb war, ist nicht überliefert.

Länge und Verlauf der Mainzer Wasserleitung

Eine erste Angabe über die Länge und den Quellort der römischen Wasserleitung findet man in den Ausführungen des Joseph Fuchs, einem Benediktinerpater, in seinem Buch „Alte Geschichte von Mainz“ aus dem Jahre 1771. Dort wird die Länge mit insgesamt 9 Km erwähnt. Als Quellort gibt Fuchs einen Königsborn, der bei Finthen gelegen haben soll, an. Diese Vermutungen wurden von anderen Autoren in der nachfolgenden Zeit immer wieder ungeprüft übernommen. Erst im 19. Jahrhundert kam eine These auf, dass die Wasserleitung auch aus Quellen um Drais gespeist worden sein könnte. 

Bis zum Jahre 2008 konnten bisher lediglich 3,8 km des Verlaufs der römischen   Wasserleitung gesichert nachgewiesen werden. Dieses Teilstück verlief zu Zeiten der Römer wohl oberirdisch vom Flurstück „Bettzieg“ im Süden des Draisberghofes und endete am Wasserschloss in der Nähe der auf dem Gelände der Universitätsklinik liegenden Frauenklinik. Auf dieser Strecke wurde das Zaybachtal bei Zahlbach durch ein Aquädukt überspannt. Vom Talboden aus gesehen, muss das Aquädukt eine lichte Höhe von rund 25 Metern aufgewiesen haben, was es zu einem der größten, nördlich der Alpen gelegenen Aquädukt machen würde.

Ein unterirdischer Verlauf von den gefassten Quellen bis zu einem Übergang ins Oberirdische ist bisher noch nicht gefunden worden. Auch ist keine Verzweigung zu Quellen im Bereich von Drais gefunden worden. Dies kann vermutlich daran liegen, dass in den vielen Jahrhunderten die Ziegel, aus denen die Wasserleitung gebaut wurde, von den Menschen einfach zum Bau ihrer Häuser und Stallungen verwendet wurden. Auch war es in diesen Jahrhunderten durch aus üblich, den harten Sinter aus dem Bodenbereich der römischen Wasserleitung zum Bau zu verwenden. Für die römische Wasserleitung von der Eifel nach Köln gibt es hier durchaus Nachweise. Es könnte aber auch einfach sein, dass die Lehmziegel einfach bis zur Unkenntlichkeit verwittert sind, was der heutige Zustand der Römersteine sehr nahelegt.

Die heute noch erhaltenen Überreste werden allgemein als Römersteine bezeichnet. Das Aquädukt war eine zweireihige Bogenkonstruktion, die eine Höhe von bis zu 25 Metern über dem Talgrund erreichte, der vom Wildgraben Bach durchschnitten wird. Heute kann man noch 69 der ursprünglichen Pfeiler sehen. Bei einigen ist auch noch ein Stück der Ummantelung erhalten.

Auch auf dem Sportgelände des USC der Universität zu Mainz oder zwischen Finthen-Drais und Bretzenheim sind weitere Pfeiler gefunden worden. Auf dem Gelände der Universitätsklinik sind noch Überreste eines Auffangbeckens erhalten.

Zum Schluss noch eine kleine Anekdote: Angeblich soll in der Nähe der Überreste des Aquäduktes bis zum Mittelalter die Ritter von Ageduch gewohnt haben. Der Name soll eine Verballhornung des Begriffs Aquädukt sein. Das Wappenschild der Ritter soll auch einen Aquäduktbogen enthalten haben. Inzwischen hat es sich herausgestellt, dass dies eine gefälschte Legende des oftmals zitierten Geschichtsforschers Franz Joseph Bodmann aus dem Mittelalter ist, der die Zeichnungen nach den angeblich verschwundenen Grabsteinen frei erfunden hatte.

Sehenswürdigkeiten in Mainz

  • Die Kirche St.Stephan ist vor allem wegen ihrer Chagall Fenster bekannt
  • Der Schillerplatz ist einer der zentralen Plätze in Mainz
  • Im Landesmuseum werden Kunstwerke und Funde aus der Römerzeit gezeigt
  • Im Deutschhaus tagt heute der rheinland-pfälzische Landtag
  • Das Gutenberg-Denkmal erinnert an den Erfinder des Buchdrucks
  • Etwas unscheinbar, aber dennoch sehenswert ist die Altmünsterkirche

Ebenfalls sehenswert

Lage der Römersteine in Mainz-Bretzenheim

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Erreichbarkeit dieser Sehenswürdigkeit

Mit öffentlichen Verkehrsmitteln
Mit der Straßenbahnlinie 52 fahren Sie bis zur Haltestelle "Römersteine / Hildegardis-Krankenhaus". von dort sind es etwa drei Minuten Fußweg bis zu den Römersteinen.

Mit dem Auto
Auf dem Randtsreifen der Unteren Zahlbacher Straße finden Sie eigentlich immer einen freien Parkplatz.