St. Stephan in Mainz - Katholische Kirche St. Stephan mit Chagall Fenstern in Mainz

St. Stephan in Mainz

Die Pfarrkirche St. Stephan in Mainz ist nicht nur wegen ihres Alters (über 1.000 Jahre) und der gotischen Architektur weltweit bekannt, sondern in der Hauptsache wegen ihrer von Marc Chagall geschaffenen Kirchenfenster. Jährlich besuchen über 200.000 Menschen die Kirche St. Stephan, um sich die Fenster anzusehen. 

Die Fenster von St. Stephan sind die einzigen, die der jüdische Maler und Künstler Marc Chagall (1887 bis 1985) je für eine deutsche Kirche geschaffen hat. Chagall wurde in Russland geboren, aber die längste Zeit seines Lebens verbrachte der Künstler in Frankreich.

Dem damaligen Pfarrer Klaus Mayer war es nach Restaurierung der im Zweiten Weltkrieg zerstörten Kirche in den 1970ern gelungen, Marc Chagall für die Schaffung eines Fensters in Glasmalerei zu erwärmen. Mit diesem Kirchenfenster sollte im Ostchor von St. Stephan ein Zeichen der christlich-jüdischen Verbundenheit und Völkerverständigung entstehen. Dieses Fenster wurde 1978 in die Apsis eingebaut. Bis 1985 schuf Chagall noch zwei weitere Fenster. Bemerkenswert ist, dass Chagall die Fenster nicht nur entwarf, sondern trotz seines hohen Alters in den Neunzigern auch noch selbst malte. Nach seinem Tod schuf Charles Marq, ein Schüler des Künstlers, bis zum Jahr 2000 die Fenster des Langhauses und des Westchors. Diese Glasmalereien sind kein Plagiat des Werkes Chagalls, sondern zeigen eine eigene künstlerische und malerische Leistung.

Geschichte der katholischen Pfarrkirche Sankt Stephan

St. Stephan wurde im Jahre 990 von dem Erzbischof Willigis auf der höchsten Erhebung von Mainz gegründet. Die Auftraggeberin und auch Kostenträgerin wahr vermutlich die Kaiserwitwe Theophanu. Erzbischof Willigis hatte den Plan, mit St. Stephan eine „Gebetsstätte des Reiches“ zu begründen. Auf dies weist auch die Namenswahl hin. Stephan kommt aus dem Altgriechischen und heißt Kranz, Krone oder die Stadtkrone oder auch die Reichskrone.

Zunächst war in der Kirche ein Kollegiatsstift untergebracht. Ein Kollegiat war eine mittelalterliche Vereinigung von Chorherren, die keinem Orden oder Ähnlichem angehörten. Der Probst des Stiftes verwaltete daher auch ein Archidiakonat, eine mittelalterliche kirchliche Verwaltungseinheit, die in etwa den heutigen Dekanaten entspricht. 

St. Stephan wurde 990 in Holz errichtet. Die heutige Form in Stein entstand ab dem Jahre 1043. Dann in 1267 wurde ein Nachfolgebau nach dem alten Grundriss der ursprünglichen Holzkirche von Erzbischof Willigis ausgeführt. Durch die Gestaltung als Kirche mit einem Doppelchor ist St. Stephan die älteste gotische Hallenkirche des Mittelrheingebietes.

In den Jahren 1462 bis 1499 wurde der Südseite der Kirche ein Kreuzgang hinzugefügt. In der Zeit des Barock wurde das Innere der Kirche zeitgenössisch ausgestattet. Diese Innenausstattung ging jedoch bei der Explosion eines in der Nähe von St. Stephan gelegenen Pulverturms verloren. Aber die Kirche diente auch technischen Zwecken, wenn auch nur kurzzeitig. Ihr Glockenturm war vom Herbst 1813 bis zum Januar 1814 eine Station der optischen Telegraphenlinie nach Metz.
Im Zweiten Weltkrieg wurde St. Stephan während der Luftangriffe auf Mainz stark beschädigt. Bei dem großen Luftangriff vom 27. 2. 1945 gingen dann auch noch die Glocken verloren. 
Nach dem Krieg wurde der Westturm in einem sehr komplexen Verfahren restauriert. Auf die Wiederherstellung der Deckengewölbe des Langhauses und des Chores wurde verzichtet. Dies sind durch eine flache Holzdecke ersetzt worden. Kirchenarchitektonisch ist St. Stephan in der heutigen Gestaltung eine dreischiffige gotische Hallenkirche mit einem oktogonen Glockenturm über dem Westchor und einem zweiten Chor auf der Ostseite.

Der Kreuzgang

Neben den Chagall Fenstern zählt der Kreuzgang von St. Stephan zu den wichtigsten Sehenswürdigkeiten der Stadt Mainz. Der Kreuzgang, ein quadratisches Bauwerk der Spätgotik wurde vom Baumeister Valentinus in 1499 fertiggestellt. Der Kreuzgang diente, wie in jedem Kloster auch, dem stillen Gebet und als Verbindung zwischen den verschiedenen Gebäuden. Die eher geringen Ausmaße, die filigran ausgestaltete Decke und die großen Fenster verleihen dem Kreuzgang ein intimes und leichtes Gefühl, das ihn zu einer Stätte der Besinnung und Ruhe macht. Die nahezu 90 Schlusssteine des Gewölbes weisen auf die Frömmigkeit der mittelalterlichen und neuzeitlichen Stifter hin. 

Die Grabplatten an den Wänden des Kreuzgangs befanden sich bis zum 19. Jahrhundert auf dem Boden der Kirche, bis sie zur besseren Konservierung an den Wänden befestigt wurden. Die Tafel für den Stiftsherrn Wignandus stammt aus dem Jahre 1048. 
Die das Gewölbe des Kapitelsaales tragende Mittelsäule wurde im Jahre 780 auf Befehl des Kaisers Karl dem Großen geschaffen und wurde in seiner Pfalz in Ingelheim verwendet. Später ging sie als eine Art Begleichung von Kirchensteuern an das Stift St. Stephanus. 

Im Nordflügel des Kreuzgangs befindet sich die Grabplatte des Baumeisters Valentinus mit seiner rechts stehenden Frau und ihrem Sohn Dudo in der Mitte. Vater und Sohn starben beide im Jahre 1502. Daneben gibt es auch eine Grabplatte für den Geistlichen Friele Gensfleisch, einem Verwandten von Johannes Gutenberg, dem Erfinder des Drucks mit beweglichen Lettern. 

Die Pankratius Kapelle war und ist auch heute noch eine Taufkapelle. Für Besucher dient   sie als Ort des Gebetes und der Besinnung. Bis auf die Apsis und weitere Teile des Kreuzgangs wurden im 2. Weltkrieg schwer beschädigt. In der Kapelle hängt auch die große neugotische Kreuzigungsgruppe aus dem Jahre 1872, die sich früher auf dem Lettner vor dem Hochaltar von St. Stephanus befand. 

In einer Ecke im südöstlichen Teil des Kreuzgangs befindet sich der sehr bekannte Grabstein der Gebrüder Strohhut aus dem Jahr 1485. Er wurde ebenfalls vom Adalbertmeister geschaffen, der im Dom auch die Denkmäler für Adalbert III. von Sachsen und Berhard von Breidenbach gestaltet hatte. Die Kreuzigungsgruppe weist neben dem Kreuz Maria und dem Jesus Liebling Johannes sowie die Schutzpatrone der Kirche, die Hl. Maria von Magdala und den Hl. Stephan auf. Darunter und kleiner dargestellt knien die Stiftsherren Arnold und Hermann Strohut. Die lateinische Inschrift in erstaunlich klarer und eleganter Schrift sagt übersetzt Folgendes aus: Der ehrwürdige Herr Arnold Strohut, Doktor des Kirchenrechts, und der der ehrbare Herr Hermann Strohut, Kanoniker dieser Kirche, ließen dies Kreuz machen im Jahr 1485.

Unter den vielen Grabplatten des Kreuzganges gibt es auch eine Besonderheit. Hier ist eine der wenigen runden Grabdenkmäler vorhanden. Diese Grabplatte wurde für den Stiftsdekan Hildebrand von Mühlhausen (gest. 3. 5. 1334) in gelben Sandstein gemeißelt. Heute sind zwei kleine und ein großes Bruchstück von ihr erhalten. 

Die drei an den Wänden des Kreuzganges aufgehängten Totenleuchten sollen daran erinnern, dass auf dem Rasen in der Mitte des Kreuzganges viele Stiftsherren begraben gelegen haben. Das Stift wurde im Jahre 1803 aufgelöst und alle Friedhöfe aus der Innenstadt von Mainz wurden damals aus hygienischen Gründen in einen großen Friedhof im Zahlbachtal zusammengefasst. 

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Lage der Kirche St. Stephan in der Mainzer Altstadt

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Erreichbarkeit der Kirche

Mit Bus & Bahn
In der Nähe der Kirch St. Stephan halten folgende Linien des öffentlichen Nahverkehrs.

Die Straßenbahnlinien 50, 51 und 52 halten an den Haltestellen Gautor und Schillerplatz.

Buslinien 54, 55, 56, 57, 60, 61, 62, 63, 71, 90, 91 und 92 halten am Schillerplatz.

Mit dem Auto
In der Nähe der Kirche St. Stephan gibt es nur wenige Parkplätze. am Besten stellen Sie das Auto in einem der Parkhäuser in der Altstadt ab.