Sehenswürdigkeit Altmünsterkiche in Mainz

Die Altmünsterkirche

Die Mainzer Altmünsterkirche, so wie sie uns heute erscheint, sollte man sich vorstellen wie das Gesicht, das ihr nach einer langen abenteuerlichen Reise geblieben ist und das in nichts dem Ebenbild am Anfang der Reise ähnelt. Die Reise startete einst während des Übergangs vom siebten zum achten Jahrhundert als Abtei Altmünster und fand 1960 an demselben alten Ort, der heute als Münsterstraße 25 bezeichnet wird, seine aktuelle Form, als die 1895 errichtete Garnisonskirche grundlegend neu gestaltet wurde und so ihren markanten Charme der 50er Jahre erhielt. Seitdem finden hier die Gottesdienste der evangelischen Altmünstergemeinde statt. 

Die Altmünsterkirche ist mit ihrer schlichten Fassade und den zwei weißen Türmen eingebettet im Stadtbild der Wohnsiedlung am Rande der Mainzer Innenstadt. Ganz in der Nähe befinden sich auch andere Mainzer Urgesteine wie etwa der Münsterplatz, das Unterhaus, das Proviant-Magazin und der Fuß des Kästrich, jener berühmten Straße in der Mainzer Oberstadt, deren Wurzeln bis in die Römerzeit reichen.

Die Historiker sind sich über das exakte Gründungsjahr der Abtei Altmünster uneinig. Klar ist hingegen, dass so früh kein anderes Kloster in Mainz existierte. Obwohl eine gefundene Gründungsurkunde das Jahr 734 erwähnt, visieren die Wissenschaftler eher den Zeitraum zwischen 691 und 720 an, in dem Bilhildis – seinerzeit eine fränkische Adelige und Nichte des Mainzer Bischofs Rigibert († 724) – das Frauenkloster gründete und ihr ganzes Leben († um 734) lang, als dessen Äbtissin führte. Später wurde sie von der katholischen Kirche als Patronin der Kranken heiliggesprochen. Es dauerte einige Jahrhunderte, bis das der heiligen Maria geweihte Kloster sich auch im allgemeinen Sprachschatz als „Altmünster“ festsetzte. Bis in die frühen Anfänge des Mittelalters wurde das zwischendurch als Benediktinerkloster geführte Konvent mitunter jedoch noch „Hohenmünster“ genannt. 

In den frühen Jahrhunderten zählte das Konvent zwischen 15 und 40 Chorschwestern, die allesamt aus hochadeligen Familien stammten. Zwischen 968 und 1112 wurde das Kloster an den Erzstift Magdeburg angeschlossen, fiel danach allerdings wieder unter Aufsicht der Mainzer Erzbischöfe. Diese reformierten den Frauenorden ab 1230 und wandelten ihn 1243 schließlich in einen Zisterzienserorden um. Eine Folge dieser Maßnahme vom Mainzer Erzbischof und Erzkanzler des Heiligen Römischen Reiches Siegfried III. von Eppstein (um 1194; † 1249) war, dass sich die Anzahl der beherbergten Chorschwestern im Spätmittelalter auf einen Durchschnitt zwischen 22 und 38 erhöhte. Dieser Ansprung ergab sich eventuell auch durch die Zulassung von Frauen aus dem Mainzer Niederadel.

Die Altmünsterkirche im Laufe der Jahrhunderte

Weil Erzbischof Johann Philipp von Schönborn (1605; † 1673) den Platz des Klosters dringend für den Ausbau der Mainzer Zitadelle benötigte, brachte er die Nonnen dazu, das Kloster im Jahre 1656 zu verlassen und sich in den nahegelegenen Weinbergen, die zum Kloster gehörten, neu einzurichten. Noch im gleichen Jahr begann dann der zehn Jahre andauernde Bau eines Klosters und einer Kirche an dem Ort, an der die Altmünsterkirche auch heute steht. 
Die bedeutende Reliquie des Schweißtuchs Christi, das heute im Mainzer Dom verwahrt wird, wurde seinerzeit im barocken Kloster zu Ostern feierlich enthüllt. Nur vereinzelte Überbleibsel von der damaligen üppigen Ausstattung der Klosterinnenräume zeugen in der heutigen Altmünsterkirche noch von jenen Zeiten. 1781 wurden die drei mächtigsten Mainzer Klöster, neben Altmünster auch noch Reichklara sowie Kartause, auf Initiative des letzten Mainzer Erzbischofs Friedrich Karl Joseph von Erthal (1719; † 1802) verweltlicht. Während alle klösterlichen Besitztümer in den damals gerade eingerichteten Universitätfonds fielen, wurden die Nonnen auf das Weißfrauenkloster oder Dalheimer Kloster verteilt. 

Die anschließende Zeit ergab ein chaotisches Hin und Her, in dem die Kirche, das Kloster    und / oder das dazugehörige Gelände Mal für Krankenhauseinrichtungen (1785) dienten, dann wieder Heim der Jakobsberger Benediktiner (1793) und später der Unierten Evangelischen Gemeinde in Mainz (1802) waren, nur um danach in ein Militärlazarett (ab 1808) umfunktioniert zu werden. All diese Jahre zerrten sehr an der Bausubstanz. Nach 1892 wurde das mittlerweile marode Kloster abgerissen, und der riesige umliegende Klostergarten wurde anderweitig bebaut. 


Die Kirche hingegen bestand zumindest noch in Teilen und wurde nach aufwendigen Renovierungsarbeiten, wie anfangs erwähnt, 1895 vom deutschen evangelischen Theologen und Volksschriftsteller Emil Wilhelm Frommel (1828; † 1896) ein Jahr vor seinem Tode für den evangelischen Garnisonsgottesdienst geweiht. 
Nach der Abdankung des letzten deutschen Kaisers Wilhelm II. funktionierte die französische Besatzungsmacht das Gotteshaus in eine französisch-katholische Garnisonskirche um und weihten sie Jeanne D’Arc. In diese Zeit fällt auch der Bau des Pfarrhauses nördlich der Kirche, das auch heute noch benutzt wird. 1929 erstand die Mainzer Evangelische Gemeinde die Kirche für 88.000 RM vom Reich. Nun war die Altmünsterkirche neben der Johannis- und Christuskirche die dritte evangelische Stadtkirche in Mainz. Der erste Gottesdienst fand 1931 unter der Leitung vom Mainzer Dekan Karl Job statt. Job sollte noch bis 1956 das Amt des Pfarrers in der Altmünsterkirche bekleiden. Der Aspekt der Kirchenmusik spielte in der Gemeinde unter ihm eine tragende Rolle. 

1936 wurde die Kirche im Zuge des Dritten Reiches abermals als Mainzer Garnisonskirche genutzt. 1939 wurden Ausmalungen in Teilen des Innenraumes der Kirche durchgeführt. 1944/45 ereilte der Altmünsterkirche dasselbe Schicksal wie so vielen Kirchen in Deutschland damals in den Endzügen des Zweiten Weltkriegs: Die Kirche war ausgebrannt, das auf dem Kirchengelände gelegene Wartburgheim war zerbombt und das Pfarrhaus stark beschädigt. In der Nachkriegszeit fanden die Gottesdienste in der Notkapelle statt, und das notdürftig renovierte Pfarrhaus diente als Platz für Gemeindeversammlungen. Bedingt durch die Wirrungen der Währungsreform konnte die Kirche erst 1951 mit einem Notdach bedeckt werden, obwohl durch viele Sammelaktionen eigentlich genug Geld für die Renovierung der Kirche vorhanden war. Mittlerweile musste der Gemeindesaal als Ort für die Gottesdienste herhalten.

Umfassende Neugestaltung der Altmünsterkirche

Nach dem letzten Gottesdienst am 9.11.1958 wurde dann die radikale Neugestaltung der Altmünsterkirche anhand der Entwürfe von Baurat Heinrich Otto Vogel (1898; † 1994) aus Trier vorgenommen: Die Bauverzierungen an der Ostfassade wurden entfernt, das Portal im Stil der Spätrenaissance wurde abgebrochen, die Türme umgestaltet, die Fenster verkleinert, die Kirche nach Osten ausgerichtet, der Haupteingang nach Westen verlegt und eine Zwischendecke im Kirchenraum eingezogen, um so neue zusätzliche Räume zu schaffen. Pfarrer Ego Rühl – Nachfolger von Job – war es vorbehalten, am 7.2.1960 die Kirchenweihung und den ersten Gottesdienst im neuen Glanze der fertiggestellten und bis heute erhaltenen Altmünsterkirche durchzuführen. 

Im Innenraum der Kirche befindet sich eine Kreuzigungsgruppe der renommierten Mainzer    Künstlerin Fee Fleck, von der auch die Plastik der Bilhildis im Foyer stammt, und zwei Orgeln. Die alte Altmünsterorgel neben Altar und Kanzel – ursprünglich einmal Chororgel in der Christuskirche – wird bei kleinen Gottesdiensten eingesetzt, während die große Orgel auf der Empore – die ehemalige Orgel der Musikhochschule – bei Gottesdiensten, Lehr- und Übungsstunden der Hochschule sowie Konzerten ihren Einsatz findet. Die Konzerte in der Altmünsterkirche umfassen die Kirchenmusikbereiche Altmünsterkantorei, Bibel&Jazz sowie SommerNachtJazz. Daran zeigt sich, dass Kirchenmusik nicht gleich Kirchenmusik sein muss.


Die moderne Altmünsterkirche hält noch ein imposantes Relikt aus der alten Klosterzeit bereit: einen großen Gewölbekeller, der sich unter dem Außengelände des Kindergartens befindet. Die teilweise noch original erhaltenen Keller aus der Zeit des 17. Jahrhunderts dienten zur Lagerung des Weines, der ursprünglich auf dem Altmünsterareal wuchs. Auch ein Brunnen – 1998 restauriert – mit klarem Wasser ist hier auf angebotenen Führungen zu bewundern. 

Seit 1952 ist der Altmünstergemeinde ein eigener Kindergarten angeschlossen. Zuerst wurde dieser in den Räumen unterhalb der Kirche eingerichtet. Seit der Neugestaltung aus dem Jahr 1960 liegt der Eingang des Kindergartens an der Frontseite der Kirche zwischen den Türmen. Mittlerweile ist der Kindergarten nicht mehr im Keller, sondern nunmehr unmittelbar neben dem Gemeindesaal untergebracht. 66 Kinder lernen hier auf drei Zimmern verteilt die Welt und sich spielend kennen.

Vor dem Besuch der Altmünsterkirche einen Blick auf die kircheneigene Webseite zu werfen ist unbedingt zu empfehlen.

Sehenswertes in Mainz

  • Der römische Isis-Tempel kam bei Bauarbeiten zum Vorschein
  • Das Landesmuseum Mainz ist bekannt für seine Gemäldesammlung und Fundstücke aus der Antike
  • Der Fastnachtsbrunnen zeigt das närrische Treiben während der fünften Jahreszeit
  • Das Gutenberg-Denkmal erinnert an den berühmten Sohn der Stadt
  • Die Römersteine sind die Überreste einer antiken Wasserleitung

Sakralbauten im Rhein-Main-Gebiet

  • Direkt am Frankfurter Römer ist die Alte Nikolaikirche gelegen
  • Hoch über dem Rhein thront weithin sichtbar die evangelische Katharinenkirche in Oppenheim
  • Die Sandkirche - Zur weißen Lilie befindet sich in Aschaffenburg
  • Auch die originalgetreu restaurierte Westendsynagoge in Frankfurt am Main ist sehenswert
  • In Wiesbaden lohnt ein Besuch der protestantischen Lutherkirche
Die Lage der Altmünsterkirche in der Mainzer Innenstadt

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Erreichbarkeit der Kirche

Die Altmünsterkirche ist sehr gut mit öffentlichen Verkehrsmitteln zu erreichen, da die Haltestelle Münsterplatz nur zwei Gehminuten entfernt liegt.

Buslinien am Münsterplatz: 6, 6A, 54, 55, 56, 57, 60, 61, 62, 63, 71, 91 (Nachtlinie), 92 (Nachtlinie) 

Straßenbahnlinien am Schillerplatz: 50,51,52

Parkmöglichkeiten in der Nähe:
Parkhaus Schillerplatz (zw. Proviantmagazin und Finanzamt)