Ausgrabungsstätte und Museum Grube Messel
Neben der Tatsache, dass die Grube Messel ein ausgezeichneter Fundort für Fossilien prähistorischer Tierarten in einem hervorragenden Zustand ist, ist ihre Geschichte der jüngsten Vergangenheit auch ein Lehrstück dafür, dass der Amtsschimmel zu jeder Gelegenheit wiehert und die öffentlich bestallte Dummheit niemals aussterben wird, obwohl sie in diesem Fall auch einmal etwas gutes bewirkt hat.
Nach Einstellung des in der Grube Messel betriebenen Abbaus von Ölschiefer hatten die Behörden beabsichtigt, die Grube mit Müll aufzufüllen. Viele Wissenschaftler und Bürger setzten sich vehement für den Erhalt der Grube als prähistorisches Museum in situ ein. Die vielen Bürgerbegehren, Einsprüche und Demonstrationen schienen die Planungsbehörde überhaupt nicht zu interessieren und sie war sicher, ihren Plan in die Tat umzusetzen. Laut Gesetz dürfen Beamte ja nichts annehmen, aber was ist da mit der Vernunft? Letztendlich siegte die öffentlich alimentierte Dummheit der Beamten, denn sie begingen einen verwaltungsrechtlichen Formfehler, der die Grube als Ausgrabungsstätte für die Frühgeschichte der Fauna unserer Erde im Jahre 1990 auf ewig sicherte. Danach wurde die Grube Messel zum Weltkulturerbe der UNESCO angemeldet und am 8. 12. 1995 als Weltkultur- und Naturerbe in die Liste aufgenommen.
Als hessischer Umweltminister hatte sich der frühere Hausbesetzer und Steinewerfer und späterer deutscher Außenminister Joschka Fischer gegen die Umwidmung der Grube in eine Müllkippe und zur Sicherung der Fundstätte für einzigartige Fossilien eingesetzt. Für diesen Einsatz wurde er im Jahre 2005 außerordentlich geehrt, indem eine gefundene fossile Schlange als Palaeopyhton fischeri wissenschaftlich benannt wurde.
Geologische Gegebenheiten
Im Eozän vor ungefähr 47 Millionen Jahren entstand in der Nähe des heutigen Messel Ölschiefer. Die im Jahre 2001 durchgeführte wissenschaftliche Bohrung durch die Erdschichten bewies, dass hier ein tiefes Maar (See) in einem Explosionstrichter nach einem Vulkanausbruch entstand, der sich im Laufe von Jahrmillionen mit Sedimenten wieder auffüllte.
Da die Ölschieferschicht eine Stärke von 150 Metern aufweist, wird angenommen, dass das Maar über 1,5 Millionen Jahre existent gewesen sein muss. Die Tiefe des Maars war im Verhältnis zu seiner Oberfläche sehr groß und daher konnte nur in den oberen Wasserschichten eine Konvektion (Wasseraustausch) stattfinden und in der Tiefe war ein Mangel an Sauerstoff vorherrschend. In dem tropischen bis subtropischen Maar wurden dann in den tiefer gelegenen Wasserschichten tote Tiere und Pflanzen, die auf den Grund sanken, als Versteinerungen konserviert.
Frühere Nutzung der Grube
Die Grube Messel wurde in der Zeit von 1859 bis 1970 zum Abbau von Braunkohle, Eisenerz und bituminösen Tonstein genutzt. Letzterer wurde zur Herstellung von Erdölprodukten verschwelt. Ab 1923 gehörte die Grube der Riebeck´schen Montanwerke AG. Verschiedene Bahnsysteme für die Förderung der Bergbauprodukte und der Produkte für die Verschwelung waren vorhanden.
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Bedeutende Funde in der Grube Messel
Die Grube Messel ist ein stillgelegter Tagebau in der Ortschaft Messel im Landkreis Darmstadt Dieburg, der zum Bundesland Hessen gehört. Die Grube Messel ist durch die hier gefundenen Fossilien von Säugetieren, Vögeln, Reptilien, Insekten, Fischen und Pflanzen, die aus dem Eozän stammen, sogar über die Grenzen Deutschlands bekannt geworden. Die besondere Erhaltung von Weichteilen der Säugetieren begründet die Einzigartigkeit der gefunden Fossilien.
Die Urpferdeart Propalaeotherium gehört wohl zu den bedeutendsten Funde in der Grube Messel, da diese wohl auf der Welt bisher einzigartig sind. Daneben sind die Funde der Fossilien des Kranichvogels Messelornis cristata und die des ausgestorbenen Primaten Darwinius masillae (Ida genannt) wissenschaftlich außerordentlich.
Die in der Grube Messel gefundenen Fossilien weisen einen herausragenden Zustand auf. Oftmals werden Weichteilabdrücke und sogar komplette Inhalte des Magens eine prähistorischen Tiers sowie Insekten mit ihren Flügeln, bei denen ihre ursprüngliche Färbung erhalten geblieben ist, gefunden. Aber trotz der Euphorie über die Funde haben diese alle ein Problem bei der Konservierung. Das Material, der Ölschiefer, der die Fossilien umschließt, ist mit 40 % Feuchtigkeit sehr wasserhaltig. Wenn der Ölschiefer austrocknet, zerreißt seine Struktur und er zerfällt, so wie Rindenmulch. Um die gefundenen Fossilien dauerhaft konservieren zu können, gibt es seit den 1960er Jahren ein Verfahren, die Fossilien in Kunstharz einzuschließen, was die Feuchtigkeit erhält und die Fundstücke so für die Nachwelt dauerhaft erhalten kann. Das Verfahren in der noch heute angewandten Form wurde übrigens von Hobbyforschern entwickelt. Dies war möglich, da die für die Grube zuständigen Behörden das Bergen von Ölschiefer durch Private bis ins Jahr 1975 geduldet hatten.
UNESCO Welterbe-Stätten
Abschließend noch einige Bemerkungen zu der Einrichtung der Welterben der UNESCO.
Überall auf der Welt gibt es Orte, Regionen und Bauwerke, die Zeugnis über die Entwicklung der Erde und der Menschheit sowie die wichtigsten geschichtlichen Entwicklung ablegen. Diese sind für die Menschheit so wichtig, dass Sie für die Ewigkeit erhalten und geschützt werden müssen. Daher hat die Weltkulturorganisation UNESCO das Programm der Natur- und Kulturerben als Welterben entwickelt. Der Vereinbarung über den Schutz und der Erhaltung dieser Erben sind bisher 186 Staaten beigetreten.
In Deutschland existieren derzeit rund 33 Stätten des UNESCO Welterbes. Im Jahre 1995 wurde die Grube Messel zum ersten Naturerbe, das in die Liste der UNESCO aufgenommen, da sie einzigartige Einblicke in die Erdgeschichte und den Entwicklungsstands des Lebens im Tertiär, insbesondere dem Eozän gewährt. Damit hat das Weltnaturerbe Grube Messel den gleichen Status wie die Galapagos Inseln oder der Grand Canyon.
Die Grube Messel gGmbH ist heute für den Schutz und die Erhaltung der Grube Messel und den Besucherverkehr verantwortlich. Sie hat viele pädagogisch wertvolle Führungen durch die Grube und die Geschichte unserer Erde konzipiert, die auch schon für kleinere Kinder geeignet sind. Das im, Jahre 2010 eröffnete Besucherzentrum, dass den Ölschieferschichten der Grube nachempfunden ist, hat einen wichtigen Anteil an der interessanten und spannenden Darstellung der Funde und der Erdgeschichte im Allgemeinen.
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