Ämter & Behörden, Leben, Städte|5. Juni 2013 01:42

Telefonbetrug im Rhein-Main-Gebiet

Vorsicht vor Abzocke am Telefon

© Osman Zöllner /pixelio.de

Seit einiger Zeit häufen sich die Meldungen über Abzocke von Senioren im Rhein-Main-Gebiet. Fast täglich ist in einer der Tageszeitungen der Region vom sogenannten Enkeltrick oder anderen Betrügereien am Telefon, denen vornehmlich Senioren zum Opfer fallen, die Rede.

Vorsicht, falscher Enkel am Telefon!

Der Enkeltrick ist zwar nicht neu, aber leider immer wieder erfolgreich. Die Bezeichnung klingt recht harmlos, eher nach einem dummen Streich, der der Enkel den Großeltern spielt, aber in der Realität sieht das ganz anders aus: Es handelt sich um eine perfide Masche, bei der gut organisierte Banden von Betrügern, häufig aus dem Ausland, ältere Menschen in Deutschland in den Ruin treiben.

Das Vorgehen der Betrüger ist dabei immer wieder gleich: Sie suchen im Telefonbuch nach „alt“ klingenden Vornamen und rufen ganz gezielt diese Nummern an. Sie melden sich mit „Rate mal, wer dran ist“ oder ähnlichen Formulierungen und geben sich damit als Verwandte aus. Kommt dem Senior ein Verdacht, dass die Stimme nicht zum Enkel passe wird eine Erkältung oder die schlechte Verbindung über das Handy angeführt. Kurz nach Gesprächsbeginn bricht der Enkel dann in Tränen aus und bittet die Oma oder den Opa ganz dringend um Geld, weil er sich gerade in einer Notlage befindet. Dazu kommt der Hinweis, dass „Mama und Papa“ sowie andere Verwandte bloß nichts davon wissen sollen, weil die Situation ja ach so peinlich ist. Außerdem verspricht der angebliche Enkel in Zukunft wieder häufiger zu Besuch zu kommen – ein Versprechen, das die Hilfsbereitschaft der Opfer deutlich erhöht. Oft kommt es zu wiederholten Anrufen, hat der erste Versuch nicht direkt den gewünschten Erfolg für die Betrüger, versuchen sie es, häufig in schärferem Tonfall erneut.
Der Senior wird aufgefordert eine bestimmte Summe Geld bereitzuhalten oder diese von der Bank abzuheben. Es gab sogar schon Fälle, in denen die Trickbetrüger das Taxi bestellt haben, dass das Opfer zur Bank und wieder zurück fährt. Ist kein Bargeld oder gut gefülltes Konto vorhanden, werden auch Schmuckstücke oder andere Wertgegenstände erbeten.
Hat der gutgläubige Senior sich schließlich bereit erklärt, Geld oder Wertsachen an den vermeintlichen Enkel zu übergeben wird ein Kurier geschickt, der die Beute abholt.
Besonders dreist wird es, wenn die Betrüger die Masche leicht abwandeln und sich als Polizisten ausgeben, die einer betrügerischen Bande das Handwerk legen wollen.

Abwandlung des Enkeltricks

Seit einiger Zeit werden die Betrüger erfinderischer. Haben sie mit ihrem ersten Anruf keinen Erfolg, meldet sich ein paar Stunden oder einen Tag später ein anderer Anrufer, der sich als Polizist ausgibt. Er berichtet, dass die Polizei einer Bande von Betrügern auf der Spur sei und deren Telefone abhöre. Jetzt benötige die Polizei die Hilfe des Opfers, es solle doch bitte bei den Ermittlungen behilflich sein und auf die Forderungen der Täter eingehen, sollten sich diese noch einmal melden. Dann könne die Polizei eingreifen und die Täter bei der Geldübergabe auf frischer Tat ertappen.
Natürlich sind zu keinem Zeitpunkt echte Polizisten im Einsatz und das Opfer sieht sein Geld nie wieder.

Tipps gegen den Enkeltrick

Am Telefon ist Vorsicht geboten. Seien Sie misstrauisch gegenüber Fremden, schließlich würden Sie auch nicht jeden in Ihre Wohnung lassen.
Geben Sie keine Informationen über Ihre familiäre Situation oder Ihre finanziellen Verhältnisse preis! Legen Sie im Zweifelsfall einfach auf.
Besprechen Sie derartige Anrufe auf jeden Fall mit Ihren Angehörigen und übergeben Sie auf keinen Fall Geld an fremde Personen.
Verständigen Sie die Polizei, wenn Ihnen ein Anruf verdächtig vorkommt oder Sie sich belästigt fühlen.

Maßnahmen zum Schutz von Senioren im Rhein-Main-Gebiet

Da viele ältere Personen sich in bestimmten Situationen bedrohter fühlen als jüngere Menschen, gibt es in Mainz die Senioren-Sicherheitsberater. Seit 2003 bildet der „Kommunale Präventivrat“ gemeinsam mit der Polizei Senioren zu Sicherheitsberatern aus. Die Berater im Alter von 60 bis 84 Jahre sind keine „Hilfs-Polizisten“, sondern fungieren in ihrem Stadtviertel als Ansprechpartner und geben anderen Senioren Tipps und Hilfestellungen.
In Wiesbaden gibt es seit 1997 ein ganz ähnliches Projekt und auch in anderen Regionen des Rhein-Main-Gebiets gibt es vergleichbare Initiativen.
Daneben bietet unter anderem das Bürgerinstitut in Frankfurt am Main Sicherheitsberatungen für Senioren an.

Die Aufklärungsarbeit scheint sich zu lohnen, denn im Frühjahr 2013 berichtete die Rhein-Main-Zeitung über mehrere Fälle, in denen die Trickbetrüger am Telefon nicht erfolgreich waren, da die Senioren erkannten, dass es sich bei den Anrufern um Betrüger handelte. Leider gibt es dennoch immer wieder ältere Menschen, die auf die Masche hereinfallen, wie es die Frankfurter Rundschau im Frühjahr über eine Darmstädter Rentnerin berichtete.

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