Kultur, Mainz|5. April 2018 16:28

Bibelturm in Mainz – Ja oder nein?

Entwurf für den Bibleturm in Mainz

© DFZ Architekten GmbH

Seit Jahren wird in Mainz gerungen, soll die Stadt verharren in ihren teils altbackenen Strukturen verharren oder den Weg in eine modernere Zukunft wagen? Aus den unterschiedlichsten Gründen wurden in der Vergangenheit sämtliche Projekte, die eine modernere Zukunft hätten einläuten können, abgewehrt.
Nun ist ein neuer Streit entbrannt, der so weit hochgekocht ist, dass es am 15. April 2018 einen Bürgerentscheid geben wird, um eine Entscheidung herbeizuführen, die eigentlich längst durch die Stadt getroffen war.

Streitpunkt Bücherturm

Im Juli 2016 vergab die Stadt Mainz den Auftrag zur Erweiterung des Gutenberg-Museums- Der Erweiterungsbau, der sogenannte Bücherturm, ein Sandsteinturm mit einer Fassade aus Bronze und vielen kleinen Fenstern, soll 23,40 Meter hoch und neben dem Haus zum Römischen Kaiser errichtet werden. Der Liebfrauenplatz bekäme durch das Bauwerk ein neues Gesicht. Der Name „Bibelturm“ kam recht schnell auf als klar war, dass die Gutenbergbibel in dieses neue Gebäude umziehen soll.
Nach der Auftragsvergabe, der ein Architekturwettbewerb vorausgegangen war, bei dem sich der „Bücherturm“ durchgesetzt hatte, sollte der Baubeginn 2017 erfolgen.
Inzwischen haben wir Frühjahr 2018 und der Bau hat nicht begonnen. Der Grund dafür: Nachdem die Entscheidung der Stadt öffentlich wurde, formierte sich sehr schnell Widerstand. Der Turm sei hässlich und verschandele die Innenstadt, so die Gegner, sogar von menschenfeindlicher Architektur war die Rede. Eine Unterschriftenaktion wurde eingeleitet, deren Folge nun ein Bürgerentscheid ist, der am 15.4.18 stattfindet. Übrigens, der erste Bürgerentscheid in Mainz.

Die Kritik der Gegner des Bibelturms richtet sich nicht ausschließlich gegen sein Erscheinungsbild, sondern auch gegen das Finanzierungskonzept (die zur Verfügung stehende Summer von 3,4 Millionen Euro wird als zu niedrig und damit unrealistisch angesehen). Zudem sind Stimmen laut geworden, dass die Fläche des neuen Ausstellungsturms mit 10×12 Metern viel zu klein sei, insbesondere nachdem klar wurde, dass ein großer Teil der Fläche auf das Treppenhaus entfällt (im Erdgeschoss ca. 10%, im obersten Geschoss ca. 90% und insgesamt betrachtet rund 33%). Die Bürgerinitiative bezeichnete den Neubau daher bereits als „Treppenturm“.
Dazu kommt die Auseinandersetzung mit dem Amt für Denkmalpflege, das den Neubau bisher für nicht geeignet hält, da sein Erscheinungsbild nicht zur Umgebung passe und sich „nicht in die von hochrangigen Kulturdenkmälern beherrschte Nachbarschaft“ einfüge – so heißt es zumindest in einem offenen Brief des Rheinischen Vereins für Denkmalpflege und Landschaftsschutz um den früheren Stadt-Denkmalpfleger Hartmut Fischer.

Die Befürworter des Bibelturms weisen in erster Linie auf die dringend notwendige Erweiterung und damit einhergehende Modernisierung des Gutenberg-Museums hin. Das selbsternannte Weltmuseum der Druckkunst ist im Vergleich mit anderen Museen von Weltrang eher eine graue Maus und benötigt dringend eine Auffrischung.
Dazu sehen sie den Bibelturm als mögliches neues Wahrzeichen von Mainz, das allein wegen seines Erscheinungsbildes Aufmerksamkeit erregen und Besucher in die Stadt locken könnte.

Entscheidung über den Bibelturm

Am 15. April ist es soweit: der erste Bürgerentscheid der Stadt Mainz geht über die Bühne. Er wird hoffentlich Klarheit darüber bringen, wie es mit dem Projekt weitergeht. Sollten zu wenige Mainzer Bürger an der Abstimmung teilnehmen, geht die Entscheidungshoheit übrigens wieder zurück an den Stadtrat. Ob dieser allerdings bei seiner Entscheidung von 2016 bleibt oder diese Haltung inzwischen aufgegeben hat, ist nach aktueller Lage unklar.
Es bliebt also spannend!

© DFZ Architekten GmbH

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