Kultur, Leben|17. Februar 2019 14:00

Blick über den Tellerrand: internationale Karnevalsbräuche | Themenmonat Fastnacht & Karneval

Internationale Karnevalsbräuche - Karneval in Venedig

©Peter Bast /pixelio.de

Nicht nur in Mainz oder den anderen großen Städten am Rhein wird Karneval gefeiert, nein, nahezu die ganze Welt verfällt zur fünften Jahreszeit in einen Rausch. Ok, ganz so extrem ist es dann doch nicht. Aber es gibt weltweit einige Regionen, in denen Karneval gefeiert wird, wenn auch teilweise in deutlich anderer Ausprägung. Grund genug also, einen Blick über den Tellerrand zu werfen und internationale Karnevalsbräuche unter die Lupe zu nehmen.

Wo wird Karneval gefeiert?

Grundsätzlich kann man festhalten, dass Karneval fast ausschließlich in Regionen gefeiert wird, die katholisch geprägt sind. Dazu kommt eine abgewandelte Form in einigen orthodox geprägten Regionen. Religion und närrisches Treiben sind folglich eng miteinander verbunden, so war es zumindest früher.

Karneval in Europa

  • In Deutschland wird in vielen Regionen Fastnacht, Fasching oder Karneval begangen, die Hochburgen sind am Rhein (Düsseldorf, Köln, Mainz ) gelegen, aber auch im Münsterland,, in Franken, in der Lausitz, in Südhessen und weiten Teilen Baden-Württembergs geht es an den närrischen Tagen hoch her.
  • Ähnlich wie in Deutschland wird auch in Luxemburg gefeiert, ebenso in den Niederlanden, vor allem in den Regionen Limburg und Nordbrabant.
  • Die Schwäbisch-alemannische Fastnacht wird in im tiefen Südwesten Deutschland sowie in Teilen der Schweiz zelebriert. Sie unterscheidet sich deutlich vom rheinischen Karneval uns ist vor allem durch die charakteristische Vermummung der Teilnehmer mit Masken aus Holz geprägt. Diese Kostümierung wird nicht gewechselt, sondern üblicherweise von Generation zu Generation vererbt.
    Auch die Daten unterscheiden sich. Los geht es üblicherweise am 6. Januar, dem Dreikönigstag. Der Höhepunkt wird am Schmotzige Dunnschtig (Donnerstag vor Aschermittwoch) erreicht. Teufelsgestalten, Sagengestalten, Hexen und Tierfiguren sowie die sogenannten Wilden Leute sind die häufigsten Figuren der schwäbisch-alemannischen Fastnacht.
  • In Belgien wird ebenfalls Karneval gefeiert. Berühmt ist das Karneval von Binche in Wallonien. Er ähnelt der alemannischen Fastnacht und blickt auf eine lange Tradition zurück, da der erste Umzug bereits 1395 stattfand. Des Weiteren gibt es den Cwarmê von Malmedy, ein viertägiges Volksfest, das von Fastnachtssamstag bis Fastnachtsdienstag gefeiert wird. Am Cwarmé Sonntag findet ein großer Umzug statt, dessen Highlight die traditionellen Maskenträger sind.
  • In Polen wird vor allem in Krakau und Umgebung Karneval gefeiert. Neben dem Kostümieren ist es hier Brauch, viel und gut zu essen. Vor allem deftige Fleischgerichte, Süßigkeiten und Backwaren gehören zu den Feierlichkeiten im Vorfeld der Fastenzeit dazu.
    Seit einigen Jahren wird auch in Warschau vermehrt Karneval gefeiert.
  • In Italien ist der Karneval von Venedig wohl besonders berühmt, obwohl auch in anderen Städten und Regionen gefeiert wird. Typisch für den Karneval von Venedig sind die berühmten Masken.
    Die Ursprünge gehen bis ins 12. Jahrhundert zurück, seither haben sich die Karnevalstraditionen weiterentwickelt und ziehen inzwischen unzählige Touristen an. Heutzutage beginnen die Feierlichkeiten offiziell 10 Tage vor Aschermittwoch, den Höhepunkt bilden die Parade und die Prämierung des schönsten Kostüms.
  • In Portugal wird auf unterschiedliche Weise gefeiert. An der Algarve ist der Karneval zunehmend von brasilianisch inspirierten Sambagruppen geprägt, während im Nordosten des Landes, eine traditionellere Form begangen wird. In Podence haben dann die Caretos (Teufelsfiguren) ihren großen Auftritt.
  • In der Ukraine, in Weißrussland und Teilen Russlands wird die Masleniza gefeiert. Ein Fest zum Ende des Winters. Auch hier wird vor Beginn der Fastenzeit noch einmal ausgiebig geffiert, viel gegegssen und getanzt. Es werden Masleniza-Puppen verbrannt, um Vergebung für vergangenen Taten zu erbitten und unbeschwert von Sünden in die Fastenzeit starten zu können.

Karneval in der weiten Welt

  • Die wohl berühmteste Variante des Karnevals auf der Südhalbkugel der Erde ist der Karneval in Rio de Janeiro. Der offizielle Beginn ist am Freitag vor Aschermittwoch. Höhepunkt ist die Parade der Sambaschulen. Jede Sambaschule (Escola de Samba) wählt ein Thema aus, das die Kostüme der Tänzer und die Dekoration der Festwagen bestimmt. Dann geht es ans Eingemachte, denn die Auftritte dienen nicht allein der Unterhaltung, sondern sind eine Art Wettkampf. Die Sambaschulen sind in verschiedenen Ligen organisiert, aus der es jedes Jahr jeweils einen Aufsteiger und einen Absteiger gibt. Der große Auftritt der zwölf besten Sambaschulen im Sambodrom von Rio erfolgt von Fastnachtssonntag bis Fastnachtdienstag. Die Auftritte werden von einer Jury bewertet und am Ende stehen Aufsteiger und Absteiger fest.
    In Brasilien wird aber nicht nur in Rio de Janeiro Karneval gefeiert, sondern auch in Salvador da Bahia und Recife.
  • In Bolivien gibt es den Karneval von Oruro. Es handelt sich um ein religiöses Fest, bei dem christliche Elemente mit Elementen der Religionen der indigenen Völker verschmelzen. Am Samstag vor Rosenmontag geht es los, für drei Tage hat der Karneval die Stadt fest im Griff. Umzüge der Tanzgruppen sind das Hauptelement der Feierlichkeiten.
  • Der Karneval von Barranquilla ist eine der größten Karnevalsveranstaltungen der Welt. Die Feierlichkeiten in der kolumbianischen Stadt beginnen am Samstag vor Aschermittwoch. Hier sind katholische Bräuche und heidnische Traditionen miteinander verschmolzen. Am Samstag findet die Batalla de Flores, ein Umzug mit Wagen und Tanzgruppen statt, am Sonntag die Gran Parada de Tradicion mit traditionellen Tanzgruppen und am Rosenmontag dann das Festival de Orquestas. Am Dienstag wird zum Abschluss das rituelle Begräbnis des Joselito begangen, der Karneval also sprichwörtlich zu Grabe getragen.
  • In den USA wird in den Südstaaten Mardi Gras gefeiert. Hochburgen sind New Orleans und Mobile.
    Mardi Gras ist die französische Bezeichnung für den Fastnachtsdienstag, also den letzten Tag vor Beginn der Fastenzeit. Er stellt das Ende der „semaine des sept jours gras“ = „Woche der sieben fetten Tage“ dar. Viele Karnevalsfeiern finden an diesem Tag statt, ehe die Fastenzeit am Aschermittwoch beginnt. Farbenprächtige Paraden und ausgelassenes Treiben prägen die Feierlichkeiten, in denen die Moralvorstellungen der katholischen Kirche mit Voodoo-Ritualen, Dixieland-Jazz und indianischen Bräuchen verschmelzen.
  • In Namibia wird eine Form des Karnevals gefeiert, die sich an den Traditionen der Mainzer Fastnacht und des Kölner Karnevals orientiert. Der Grund liegt in den Deutschnamibiern, die diese Bräuche mit nach Afrika brachten.
    Die größten Feierlichkeiten finden in Namibias Hauptstadt Windhoek statt. Das Programm findet alljährlich von Ende März bis Anfang April statt. Es gibt unter anderem einen Prinzenball und einen Karnevalsumzug. Das Heringsessen bildet des Abschluss.

Natürlich wird in vielen anderen Ländern der Welt ebenfalls Karneval gefeiert – es macht ja auch zu viel Spaß! Wir haben uns hier auf einige Feierlichkeiten konzentriert und stellen vielleicht in Zukunft weitere Regionen und Bräuche vor.

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