Der Henninger Turm

Der Henninger Turm - ein Wahrzeichen Frankfurts

Henninger Turm
© Dr. Klaus-Uwe Gerhardt / pixelio.de

Der vom Architekten Karl Lieser entworfene Henninger-Turm in Frankfurt-Sachsenhausen, dem größten Stadtteil von Frankfurt am Main, wurde zwischen 1959 und 1961 erbaut und galt als eines der Wahrzeichen dieser Gegend. Seinerzeit war der als Getreidesilo der Brauerei Henninger genutzte Turm mit einer Gesamthöhe von 119 Metern das höchste Gebäude in Frankfurt (höher als der Turm des Frankfurter Doms) und somit Teil des damaligen Entstehungsanfangs der großartigen Skyline des aufstrebenden Bankenviertels, für die Frankfurt heutzutage weltweit berühmt ist. Dreizehn Jahre später wurde der Turm von einem anderen, noch größeren Wolkenkratzer als höchstes Gebäude Frankfurts abgelöst, galt aber dennoch bis 2005 als weltweit höchster Brauereisilo, auch wenn er seit 2002 nicht mehr in Benutzung war. 

Der Henninger-Turm bestand aus dem etwa 14 Tonnen Gerste und Malz fassenden Silo mit einer Höhe von 87,5 Metern und einer quadratischen Grundfläche von 400 m² sowie dem 31,5 Meter hohen zylindrischen Aussichtsturm mit dem Turmkorb und einem Durchmesser von ungefähr 7 Metern, der von weitem betrachtet den Eindruck von der Form eines Bierfasses erweckte. Dabei saß der Turm auf der Vorderkante des Lagersilos auf einem 4 Meter hohen Stahlbetonzylinder, der das gesamte Gewicht des Turmes trug. Auf dem Dach des Getreidesilos befand sich ein Wintergarten, in dem früher ein Restaurant, Blumenbeete, eine Tanzfläche und Wasserspiele eingerichtet waren. Ein weit überragendes Glasdach und große Fensterfronten schützten nicht nur vor schlechtem Wetter, sondern boten auch eine grandiose Aussicht auf die Stadt Frankfurt, den Taunus und das Maintal. 

Die verglaste Turmspitze, die in ihrer Form ein wenig an ein Bierfass erinnerte, verfügte über eine Aussichtsplattform und ein Drehrestaurant (zwischenzeitlich gab es sogar zwei). Außerdem war hier das Firmenmuseum der Brauerei untergebracht und an der Spitze ein Blinklicht, das Flugzeuge warnen sollte. Zwei Personenaufzüge brachten den Besucher in weniger als eine Minute vom Erdgeschoss bis auf die achte, die höchste Haltestation – die große Aussichtsplattform. Die Sportlichen unter ihnen hätten vielleicht auch Vergnügen daran, den Aufzug für einen Aufstieg auszutauschen. Ganze 596 Stufen waren es, die man da parallel zum Lift nach oben laufen müsste. Die ersten vier Haltestellen führten allesamt in das Silo, die fünfte Haltestelle hielt beim Dachgarten, während die sechste für die Küche und die Toiletten bestimmt ist. Die siebte Haltestelle war der Eingang zum drehbaren Restaurant 100 Meter über dem Erdboden. Während die Gäste sich amüsierten glitt die Landschaft im Schneckentempo an Ihnen vorüber. In einer Stunde vollzog der Kreisring, auf dem das Restaurant aufgebaut war, exakt zwei komplette 360º Drehungen. Die achte Haltestelle führte dann auf einer Höhe von 106 Metern zur großen, kreisförmigen und offenen Plattform, die rund um den Turmschaft führte. Ihr Durchmesser maß knapp 17 Meter. Obwohl hier zwar der Fahrstuhl endete, gab es dennoch eine kleinere, ebenfalls offene Plattform, die an die drei Meter höher liegt als und nur über eine Leiter erreicht werden konnte. 

Vom Bau des Henninger Turms zum Ende seiner wirtschaftlichen Nutzung

Als die Brauerei Henninger Ende der 1950er Jahre an ihrem Firmensitz im Hainerweg 60-64 ein neues Getreidesilo in unmittelbarer Nähe zur Brauerei erbauen wollten, hatte sie ein großes Problem: es war zu wenig Bauland vorhanden. Der vom Architekten Lieser verfolgte Ansatz, beim Bau des Silos mehr in die Höhe als in die Breite zu gehen, rentierte sich auf Anhieb. Im Jahr 2002 musste die Brauerei ihr Anwesen jedoch schließen, ebenso schloss auch der Wintergarten. Das Drehrestaurant musste bereits viel früher geschlossen werden, weil der notwendige zweite Fluchtweg fehlte. Der Henninger-Turm war fortan für den öffentlichen Besucherverkehr nicht mehr zugänglich. Seit der Stilllegung des Silos musste der Henninger Turm zu allem Überfluss auch noch seinen Titel als höchster noch in Benutzung befindlicher Siloturm an das Getreidesilo der Schapfenmühle in Ulm-Jungingen abgeben. Auch das seit 1962 alljährlich unter Mithilfe vom Sponsoring der Brauerei stattfindende Radrennen Rund um den Henninger Turm musste 2008 schließlich umbenannt werden und findet heute als „Rund um den Finanzplatz Eschborn-Frankfurt„ statt.

Die Zukunft, die nie eine war: Sanierungspläne für den Henninger Turm

Lange Zeit war nicht klar, was mit dem Gebäude und dem Henninger-Areal passieren würde. Sollte der Turm abgerissen, saniert oder etwa in ein Wohnhochhaus umgewandelt werden?
Ende 2012 wurde den Spekulationen erst einmal ein Ende erteilt, als der Eigentümer des Henninger-Turms bekannt gab, dass er einen öffentlichen Architekturwettbewerb ausloben wolle, um sich ein Bild darüber zu verschaffen, ob und wie das Bestandsgebäude zukünftig wirtschaftlich umnutzbar ist. Angedacht war zu diesem Zeitpunkt die Schaffung von Wohnraum für bis zu 2000 Frankfurter Mieter in circa 700 Wohnungen. Unter Umständen könne sogar das Drehrestaurant wieder in Betrieb genommen werden, sofern der fehlende zweite Fluchtweg eingefügt werden könne - so sah es zumindest eine Vision für den Erhalt des Henninger Turms.

Schon kurze Zeit darauf, war allerdings klar, dass diese Planungen nie Realität werden würden und die Entscheidung zum Abriss des Turms wurde getroffen - mit den Abrissarbeiten wurde am 2. Januar 2013 begonnen - Frankfurt hatte eines seiner wichtigsten Wahrzeichen verloren.

Wenn der Abriss in 6 Monaten - so die eingeplante Zeit - beendet ist, soll mit den Arbeit für die Zukunft des Areals begonnen werden. An der Stelle des Henninger Turms soll ein Wohnhochhaus - geplant ist eine Höhge von 130m - entstehen, das hauptsächlich Luxuswohnungen beherbergen soll. Auf der umliegenden Fläche sollen Restaurants und Geschäfte angesiedelt werden.
Um an den Henninger Turm zu erinnern, soll das neue Hochhaus in seiner äußeren Form an den berühmten Vorgängerbau angelehnt werden.

Bilder des Henninger Turms kurz vor Beginn des Abrisses

Die folgenden Bilder zeigen den Zustand des Henninger Turms kurz vor Beginn der Abrissarbeiten.
Es wird deutlich, wie groß der Sanierungsbedarf gewesen wäre - aber auch, wie wenig das Frankfurter Wahrzeichen in den Jahren nach seiner Schließung instandgehalten, gepflegt und gegen Vandalismus gesichert wurde.
Die Bilder sind ein interessantes Zeugnis zur Architekturgeschichte der Stadt Frankfurt und eine Erinnerung an diese wichtige Frankfurter Bauwerk.
Wir bedanken uns sehr herzlich bei Herrn Stephan Lux für die Bereitsstellung dieser Bilder. Auch das Uhrheberrecht aller Bilder liegt bei Herrn Lux.
Herr Lux hat auch eine Diashow zu den Bildern zusammengestellt, die Sie hier finden können.

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Lageplan des Henninger Turms

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Adresse und Erreichbarkeit

Henninger Turm
Hainer Weg
60599 Frankfurt am Main

Buslinien: 47 und 48 zur Haltestelle "Henninger Turm"
Vom Hauptbahnbahnhof: S5 oder Straßenbahn RB50 zum Lokalbahnhof, dann Buslinie 47 zur Haltestelle "Henninger Turm"