Nibelungenmuseum Worms
Wenn man dieses Museum beschreiben will, stößt man schnell an seine eigenen Grenzen. Ein Museum über eine Sage von der außer des Liedes, dem Nibelungenlied, eines unbekannten Texters nichts weiter zu zeigen wäre. Daher muss man das Nibelungenmuseum in der selbst ernannten Nibelungenstadt Worms eher als Ort der Sinneserweiterung sehen. Ein schönes Erlebnis, den Kopf frei zu bekommen und sich tief in die Vergangenheit zurückfallen zu lassen. Aber um den Sinn dieses Museums tiefer zu verstehen, muss man sich unbedingt die Nibelungensage nochmals ins Gedächtnis rufen. Bevor Sie jetzt zum Bücherschrank oder in die Stadtbücherei eilen, haben wir hier eine Kurzform für Sie:
Das Nibelungenlied (in der Kurzfassung)
Der junge Siegfried kommt, nachdem er den erschreckenden Drachen erschlagen und den gewaltigen Schatz der Nibelungen erhalten hat, aus Xanten an den königlichen Hof in Worms. Er unternimmt diese Reise, weil er Kriemhild, die Schwester des König Gunther, ehelichen möchte. Gunther stimmt zu mit der Bedingung, das Siegfried ihm dabei behilflich ist, Brünhild, die Königin der Insel Island zur Frau zu bekommen. Brünhild ist mit übermenschlichen Kräften gesegnet und wollte nur einen Mann haben, der sie in drei Wettkämpfen besiegen konnte. Dies gelang Siegfried mit seiner Tarnkappe. Daraufhin erkennt Brünhild den König Gunther als Ehegemahl an und begleitet ihn nach Worms.
Jedoch verweigert Brünhild dem König Gunther die ehelichen Freuden. Gunther bittet Siegfried, der inzwischen Kriemhild geheiratet hatte, ihm wieder einmal behilflich zu sein. Mit Hilfe der Tarnkappe gelingt es Siegfried, Brünhild im Bett so ruhig zu stellen, das Gunter sie entjungfern konnte. Im Weggehen nimmt Siegfried dann den Ring und den Gürtel Brünhilds heimlich an sich und macht diese Kriemhild zum Geschenk.
Siegfried und Kriemhild leben schon einig Zeit in Xanten. Da lädt sie Gunther zu einem Fest nach Worms ein. Auf dem Fest geraten die beiden Königinnen in Streit. Brünhild, die Siegfried aus der Zeit der Brautwerbung nur als Untergebenen von Gunther kannte, verlangte, dass Siegfried sich Gunther unterordnen sollte. Kriemhild offenbarte dann, um ihrem Mann zu Hilfe zu kommen, dass ihr Gatte Siegfried ja zuerst mit Brünhild geschlafen habe und präsentiert als Nachweis den Gürtel und den Ring. Daraufhin versinkt Brünhild in Hass, Trauer und Scham.
Gunthers mächtigster Gefolgsmann, Hagen von Tronje, will seine gedemütigte Königin rächen. Es gelingt ihm, das Geheimnis der viel besungenen verwundbaren Stelle an Siegfrieds ansonsten unverwundbaren Körper von Kriemhild zu erfahren. Diese Stelle war beim Bad Siegfrieds im Blut des erschlagenen Drachen entstanden, als während des Bades durch ein Lindenblatt eine Stelle auf dem Rücken des Helden frei geblieben war. Hagen wartete auf eine Gelegenheit, dieses Wissen auszunutzen und Siegfried zu töten. Diese Gelegenheit kam auf einem Jagdausflug in den Odenwald (eine andere Fassung nennt hier die Vogesen) und Hagen ersticht Siegfried mit einem Speer, indem er diesen durch die verwundbare Stelle zwischen den Schulterblättern seines Opfers stößt. Kriemhild bleibt als trauernde Witwe in Worms, aber sie ahnt, wer ihren Mann getötet haben könnte. Der Nibelungenschatz, ein Geschenk Siegfrieds, hilft ihr, fremde Helden in die Stadt Worms zu ziehen, um ihre Macht zu vergrößern. Diese Gefahr wird von Hagen erkannt und er nimmt Kriemhild den Schatz ab und versenkt ihn irgendwo in den Tiefen des Rheins.
Kriemhild hat unterdessen Etzel, den mächtigen König der Hunnen geheiratet und 13 Jahre nach dem Mord an Siegfried ist ihre Zeit der Rache gekommen. Sie bringt Etzel dazu, ihre Brüder, den König Gunther, Gernot und Giselher nach Ungarn einzuladen. Obwohl Hagen und andere vor der Rache Kriemhilds warnen, nehmen die Brüder die Einladung an und reisen mit einem großen Hofstaat in den Machtbereich der Hunnen. Durch eine Intrige gelingt es Kriemhild, dass die Hunnen und die Nibelungen in Streit geraten. Beim Gemetzel blieben zuletzt nur noch Gunther und Hagen übrig. Hagen wollte dem Verlangen Kriemhilds, ihr das Versteck des Schatzes zu verraten, nicht nachgeben. Er wollte dies solange nicht tun, solange einer seiner Herren noch lebte. Kurzerhand ließ Kriemhild ihrem Bruder Gunther den Kopf abschlagen. Jetzt hat Hagen wirklich die Oberhand, denn jetzt kannte nur noch er das Versteck und dies würde er nie verraten. Daraufhin verlor er auf Veranlassung von Kriemhild ebenfalls seinen Kopf. Dies erzürnte den alten Waffenmeister Hildbrand so sehr, dass er Kriemhild anschließend erschlug.
Das Mythische und das Konzept des Nibelungenmuseums
Interessant an dieser Sage waren nie die Personen oder die familiären Morde, sondern Anziehungspunkt war immer der gewaltige Schatz der Nibelungen und dessen Versteck. Schon seit dem tiefen Mittelalter wird nach ihm gesucht und es ranken sich um ihn genauso viele Mythen, Geschichten, wissenschaftliche Arbeiten oder pseudowissenschaftliche Traktate. Die Geschichten über die Suche des Nibelungenschatzes war Stoff in vielen Büchern und Verfilmungen. Aber der Schatz ist nie gefunden worden.
Wenn man jetzt annimmt, dass es wirklich eine Art kollektives Gedächtnis der Menschheit gibt und in jedem von uns ein Teil davon tief vergraben schlummert, ist das Nibelungenmuseum ein toller Ort, eine Erinnerung an das Versteck des Schatzes in irgendeinem Besucher hervorzulocken. Vielleicht sind Sie es, liebe Leserin, lieber Leser, dessen kollektives Menschheitsgedächtnis bei einem Besuch des Nibelungenmuseums so sehr gereizt wird, dass es die Lage des unermesslichen Schatzes freigibt.
Die Museumsmacher helfen Ihnen dabei sogar mit dem gesamten Konzept des Museums. Das Museum ist an der Stadtmauer aus der Stauferzeit untergebracht und hat zwei malerische Türme. Im Museum hat der anonyme Dichter des Nibelungenliedes durch die Stimme des bekannten Schauspielers Mario Adorf neue Gestalt angenommen und er erzählt seine Geschichte kurzweiliger, kompetenter und auch kritischer als jemals zuvor.
Nach dem Betreten des Nibelungen Museums steigen Sie den Sehturm hinauf. Beim Aufstieg hören Sie die ganze Geschichte über das Entstehen des Mythos von den nordischen Sagen bis hin zum Missbrauch der Nibelungensage durch die Nationalsozialisten. Den Mittelpunkt bildet das „Rütelin“, ein überdimensionaler Zauberstab, um den eine wahre Flut an Bildern erscheint.
Danach erreicht man über einen Wehrgang den Hörturm. Auf dem Weg dorthin werden die Museumsbesucher auf Schritt und Tritt mit Stadtansichten und Geräuschen in das Worms um das Jahr 1200 zurückversetzt. Im Hörturm kann man dann wie auf einem Thron sitzend, kommentierten und interpretierten Ausschnitten des Nibelungenliedes und der nordischen Variante der Sage, der Edda, lauschen. Das Nibelungenlied ist seit dem Jahre 2008 als bedeutendes Werk der Weltliteratur als Weltdokumentenerbe der UNESCO anerkannt.
Wenn man danach oben im Turm angelangt ist, kann man ein imposantes Panorama erblicken. Eine Landkarte aus dem 12. Jahrhundert ermöglicht bei einem gleichzeitigen Blick durch das große Panoramafenster einen Vergleich der Gegenwart mit der Vergangenheit. Danach gelangt man über den Wehrgang und ein modernes Treppenhaus das unter der Erde liegende Mythenlabor.
Das Mythenlabor ist ein multimedialer Raum, in dem man das gerade gehörte und gesehene nochmals in Ruhe vertiefen kann und auch mehr über Sagen und Mythen der Welt erfährt.
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Praktische Informationen für Besucher
Öffnungszeiten
Dienstag bis Freitag 10 bis 17 Uhr
Samstag, Sonntag und Feiertag 10 bis 18 Uhr
Montag geschlossen
Adresse und Kontaktinformationen
Nibelungenmuseum Worms
Fischerpförtchen 10
67547 Worms
Telefon 06241 853 41 20 (Zentrale)
Fax 06241 853 41 29
E-Mail: nibelungenmuseum@worms.de
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