Festung Reduit in Mainz-Kastel - Teil der Stadtbefestigung und Museum

Festung Reduit in Mainz-Kastel

Die Festung Reduit war der rechtsrheinische Teil der Bundesfestung Mainz. Sie liegt im Ortsteil Mainz-Kastel, der zur Landeshauptstadt Wiesbaden gehört. Warum Kastel im Ortsnamen immer noch Mainz führt, kam so:

Kastel wahr schon immer der historische rechtsrheinische Brückenkopf der rheinland-pfälzischen Stadt Mainz. Kastel liegt gegenüber der Altstadt von Mainz auf dem rechten Rheinufer und ist durch die Theodor-Heuss-Brücke mit Mainz verbunden. In seiner langen Stadtgeschichte gehörte Kastel oftmals zu Mainz und wurde sogar am 1. 4. 1908 zu Mainz eingemeindet. Nach dem 2. Weltkrieg gehörte Kastel zur amerikanischen Besatzungszone und Mainz zur französischen Zone und daher wurde Kastel auf Anordnung der amerikanischen Besatzung am 25. 7. 1945 der Stadt Wiesbaden zur treuhänderischen Verwaltung unterstellt und gehört seit diesem Datum verwaltungsmäßig zum Bundesland Hessen. 

Aber dennoch fühlen sich viele der Kasteler Einwohner nicht als Wiesbadener, sondern eher als Mainzer. Dies ist um so verständlicher, da die Innenstadt von Wiesbaden 10 Km entfernt liegt und man nur durch das Überqueren der Theodor-Heuss-Brücke in die Mainzer Altstadt gelangen kann. Irgendwie hatte die Wiesbadener Stadtverwaltung damit ein Einsehen und so durften die drei nach dem Krieg nach Wiesbaden gekommenen Stadtteile Amöneburg, Kostheim und Kastel in ihrem Ortsnamen das Präfix Mainz vorstellen. 

Die Festung Reduit und ihre Erbauer

Die Festung Reduit wurde in den Jahren zwischen 1830 und 1834 vor Pionieren aus Österreich erbaut. Die Pläne für die Festung stammen von dem Ingenieurgeneral Franz Scholl. Die Bauleitung hatte der Ingenieurhauptmann Christoph von Pittel. 

Franz Scholl
Franz Scholl wurde am 8. 1. 1772 in Aachen im Rheinland geboren und er starb am 3. 9. 1838 in Verona. Er war ein Ingenieur für den Festungsbau und österreichischer Offizier, zuletzt im Generalsrang. Er begann seine militärische Karriere im Jahr 1796 und durchlief sie bis zum Feldmarschall-Lieutenant. In den Jahren von 1796 bis 1815 war an den Feldzügen am Rhein, der Blockade von Venedig, der Völkerschlacht bei Leipzig, der Beschießung von Belfort und Erfurt und der Blockade von Besançon beteiligt. Scholl beschäftigte sich schon früh mit der Bau- und Befestigungsarchitektur. Dabei wurde er von den Ideen eines Marc-René Montalemberts stark inspiriert. Er trieb die Entwicklung von detachierten Forts und dem Fortfall der Bastionsfestungen zum System der Tenaillen hin voran. Seinen Plänen entstammte auch die Anordnung von mehrgeschossigen Geschützstockwerken in polygonalen oder runden Kavalieren in den tiefer liegenden Bauwerksbereichen. Im Jahre 1805 konnte er seine Fähigkeiten während der Blockade von Venedig das erste Mal praktisch anwenden. Die von ihm verbesserten Schanzanlagen erlangten die Aufmerksamkeit der örtlichen Vorgesetzten. 

Franz Scholl war an am Festungsbau in der Steiermark, im Königreich Illyrien und in Triest   beteiligt. Er wirkte auch an der Befestigung von Altenmarkt, Spital am Pyhrn und Leutasch mit. Dann wurde ihm im Jahr 1824 der Ausbau der Festung Mainz übertragen. Während dieser Zeit errichtete er in Mainz die Forts Weisenau, Heiligkreuz, Hartenberg und die Reduit. Im Jahre 1832 ereilte ihn der Ruf, die Franzensfeste zu entwerfen. Danach baute er ab 1833 die Festung Verona aus und in der Zeit von 1834 bis 1840 die Straßensperre in Nauders bauen. 

Christoph von Pittel
Christoph von Pittel war ebenfalls ein österreichischer Pionieroffizier. Er schied früh aus gesundheitlichen Gründen aus dem Militärdienst aus und schlug eine erfolgreiche Karriere als Bauunternehmer ein.

Bauweise und Funktion der Festung

Die Festung Reduit hat eine Gründung aus einem Pfahlrost aus 1.800 Pilonen aus Eiche. Die Reduit hat ein zweigeschossiges Hauptgebäude und Nebengebäude. Zur Verteidigung der Festung gab es Schießscharten und auch einen Wallgang. Ein Medusenhaupt ziert den Schlussstein des Tors. Es ist links und rechts von einem Ölzweig und einem Lorbeerzweig flankiert. Über der Außenseite ist ein zwischen Siegestrophäen liegender Löwe dargestellt, der ein Bündel Fasces zwischen den Klauen hält. Darüber gibt es eine Brüstung, an der sechs die deutsche Bundesarmee andeutenden Flaggen angebracht wurden. Darunter steht die Inschrift: „Cura confoederationis conditum MDCCCXXXII. 

Funktion der Festung Reduit
Die Festung Reduit schützte von der Landseite den rechtsrheinischen Zugang zu Mainz und von hier aus konnte die über den Rhein führende Schiffsbrücke kontrolliert werden. In der Zeit des Deutschen Bundes war die Garnison der Reduit mit preußischen und österreichischen Streitkräften besetzt. Dort war auch um das Jahr 1900 das 2. Nassauische Infanterieregiment Nr. 88 der 21. Division stationiert. Einer der Kommandeure dieses Regiments war von 1890 bis 1892 Klemens Wilhelm Jacob Meckel, der am 28. 3. 1842 in Köln geboren und am 5. 7. 1905 verstarb. Er war ein preußischer Offizier, der als Generalmajor in den Ruhestand ging. Bevor er zum Kommandeur des Regiments ernannt wurde, ging Meckel im Jahre 1885 auf Bitten der Regierung Japans als Militärberater in dieses Land. Er erhielt einen Vertrag der japanischen Regierung und war für einige Jahre ausländischer Berater und Lehrer einer dortigen Militärakademie. Während dieser Zeit arbeitete er mit den japanischen Politikern Yamagat Aritomo und Oyama Iwao eng zusammen. Bevor Meckel nach Japan kam, war die dortige Armee stark von französischen Vorbildern beeinflusst. Meckel formte die Armee nach preußischem Muster um. Im Jahr 1888 lief sein Vertrag aus und er kehrte nach Deutschland zurück. Bei den Japanern blieb er noch lange im Gedächtnis und seine Vorlesungen an der Heereshochschule waren noch Jahrzehnte später die Grundlage für die Ausbildung japanischer Offiziere. 

Während des 2. Weltkriegs wurde die Festung Reduit beschädigt. Man restaurierte sie dann in den 1950er und 1960ern. Heute dient die Reduit mehreren Vereinen aus Kastel, dem Jugendzentrum von Kastel und dem Heimatmuseum „Museum Castellum“ als Heimat. Im Sommer steht der Innenhof für Open-Air-Kinovorführungen, Konzerte und weitere Veranstaltungen zur Verfügung. 

Sehenswürdigkeiten in Wiesbaden
  • Das Museum Wiesbaden zählt zu den renommierten Ausstellungshäusern der Region
  • Das Kurhaus ist das Wahrzeichen der hessischen Landeshauptstadt
  • Das Biebricher Schloss am Rheinufer ist ein eindrucksvoller Barockbau
  • Die Marktkirche fällt wegen der verwendeten Backsteine sofort auf
  • Burg Frauenstein bietet eine Waffensammlung und eine stimmungsvolle Kulisse für Mittelaltermärkte
  • Der Kochbrunnenplatz in der Innenstadt ist nach der heißen Quelle benannt
Sehenswürdigkeiten in Mainz
  • Das Fastnachtsmuseum beleuchtet die Hintergründe des närrischen Treibens
  • Die Christuskirche ist die größte evangelische Kirche der Stadt
  • Der Kirschgarten in der Altstadt ist wegen der malerischen Fachwerkhäuser ein beliebtes Fotomotiv
  • Im Museum für Antike Schifffahrt werden verschiedene Schiffe aus der Römerzeit gezeigt
  • Sehenswert ist auch die Zitadelle, die hoch über der Stadt thront
  • Die neue Mainzer Synagoge fällt vor allem wegen ihrer außergewöhnlichen Architektur auf
Lage der Sehenswürdigkeit in Wiesbaden
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