Kochbrunnen in Wiesbaden - Thermalquelle Kochbrunnen

Der Kochbrunnen

Die vielen kochsalzhaltigen Thermalquellen und -bäder in Wiesbaden mit Temperaturen von 46 bis 66 °C, die teilweise schon in der Zeit der Römer in Betrieb waren und manche von ihnen auch heute noch öffentlich zugängig sind, brachten der einstigen Weltkulturstadt Ruhm. Ruhm, der auch bekannten Persönlichkeiten wie etwa Johann Wolfgang von Goethe, Alexej von Jawlensky, Richard Wagner, Fjodor Dostojewski oder Johannes Brahms nicht verborgen blieb und zu einem Besuch animierte. Im Fall Dostojewskis waren es allerdings nicht nur die Thermalquellen, die ihn anzogen, sondern insbesondere die Spielbank in Wiesbaden, in der er bei seinem zweiten Besuch 1865 angeblich seine komplette Reisekasse verspielte. In puncto Quellen-Ergiebigkeit rangiert die Hauptstadt Hessens mit 2 Millionen Litern Quellwasser im Bundesvergleich nach Aachen an zweiter Stelle. Allein die Innenstadt zählt 14 solcher heißen Quellen, deren Wasser hauptsächlich bei Trinkkuren oder Bade- und Schwimmkuren sowie Bewegungstherapien im Thermalwasser gegen Halsschmerzen, rheumatische Erkrankungen, Stoffwechselstörungen, Hüft- und Gelenkbeschwerden und Entzündungen der Atmungsorgane Anwendung findet. 

Der Kochbrunnen, das Wahrzeichen von Wiesbaden, ist eine öffentliche Trinkhalle in der Innenstadt und die bekannteste Thermalquelle Wiesbadens überhaupt, neben anderen wie zum Beispiel dem Bäckerbrunnen oder dem Faulbrunnen, und zwar mit annähernd 500.000 Litern Quellwasser pro Tag die ergiebigste von allen. Der Name der Natrium-Chlorid-Thermalquelle, die im 19. Jahrhundert im Mittelpunkt der Wiesbadener Trinkkur stand, beruht auf ihre Wassertemperatur, die 66 °C sogar mit 2,75 °C übersteigt. Erwähnung fand die Primärquelle auf dem Kochbrunnenplatz, südlich der Taunusstraße, zum ersten Mal 1366 beziehungsweise 1536 als Bryeborn (Brühborn) beziehungsweise Syedenborn (Siedenborn). Es handelt sich hier um eine artesische Quelle, bei der das Wasser aus einem gespannten Grundwasserleiter natürlich austritt. Das klare Wasser des Kochbrunnens enthält viel Kohlensäure, riecht ein wenig nach Schwefelwasserstoff und ist stark salzhaltig. Aus diesem Grund spalten sich die Meinungen über den Geschmack der Kochbrunnenquelle. Nachdem das Wasser 24 Stunden lang in Kontakt mit der Luft steht, färbt es sich aufgrund seiner oxidierenden Metalle gelblich. Durch den hohen Eisenanteil im Quellwasser haben sich im Lauf der Jahrzehnte die charakteristischen rötlichen Sinterablagerungen auf der Brunnenschale aus Granit gebildet (welche schon während der Römerzeit als „Mattiakische Kugeln“ für das Färben von Haaren Verwendung fanden), bevor sie im Mai 2011 entfernt wurden. Nur ein geringer Teil des Wassers ist für die Trinkstelle im Kochbrunnenpavillion und Kochbrunnenspringer, sondern hauptsächlich für das Kaiser-Friedrich-Bad bestimmt. Hier wird es aufbereitet und speist dann das Thermalwassernetz Wiesbadens für Heilzwecke und Beheizung des Rathauses sowie der Zimmer im Palasthotel und Weberhof.

Der Kochbrunnenplatz

Um den Kochbrunnenplatz und dem anliegenden Kranzplatz herum gibt es eine Vielzahl der Wiesbadener Grandhotels wie etwa das einstige Palasthotel, das Hotel Rose oder der Schwarze Bock, 1486 eröffnet und somit das dienstälteste Hotel in der ganzen Bundesrepublik. Viele dieser Hotels sind heute für gewöhnlich private Badehäuser, die auch Thermalbäder betreiben. Es gibt zahlreiche Kur- und Spezialkliniken. Von allgemeinmedizinischen Krankenhäusern bis zu kosmetischen Privatkliniken sind es insgesamt 18 an der Zahl. Im westlichen Bereich des Platzes, der an die Saalgasse angrenzt, befinden sich die Überreste der einstigen Kochbrunnenkolonnade, auch als Wandelhalle bekannt. Zwischen ihr und dem Kochbrunnenpavillon - der ursprünglich an der südlichen Flanke der Kolonnade stand, 1977 dann aber versetzt und restauriert wurde - hatte seit 1888 eine vom Architekten Wilhelm Bogler z-förmig gebaute Trinkhalle ihren Platz, bevor diese dann im Zweiten Weltkrieg zerstört und später wieder errichtet wurde. Im Kochbrunnen treffen 15 verschiedene Quellen zusammen, deren Heilwasser heutzutage nach wie vor im achteckigen Kochbrunnentempel alias Kochbrunnenpavillon zum freien Genuss zur Verfügung steht. Dieser wurde erst relativ spät erbaut, um zu verhindern, dass das Quellwasser auf die Straße läuft und die Quelle vor Verschmutzung zu bewahren.
Hier finden Sie weitere Informationen zum Kochbrunnenplatz.

Sagen und Legenden rund um den Kochbrunnen

Die Magie, die von den Heilkräften des Quellwassers aus dem Kochbrunnen ausgeht, hat sich auch in der Literatur niedergeschlagen. So verfasste beispielsweise der deutsche Schriftsteller Wilhelm Ruland (1869 in Bonn; † 1927 in München) in seinem „Rheinischen Sagenbuch“, das 1886 erschien, die Geschichte von der „Heilung des Teufels am Kochbrunnen“. Demnach war der Teufel darüber verärgert, dass die Menschen in Wiesbaden ein so außergewöhnlich hohes Alter erreichten und ihm somit seit langer Zeit keine einzige arme Menschenseele mehr zugekommen war. Er beschloss, der Sache auf den Grund zu gehen. Ein pfiffiger Wirt in Wiesbaden erkannte den Teufel, der sich als kränkelnder Mensch ausgab, trotz seiner Verkleidung und erklärte ihm, dass der ausgezeichnete Gesundheitszustand der Einwohner vom regelmäßigen Genuss des Wiesbadener Weißweins herrührt, und bot ihm im gleichen Atemzug eine Wette an. Sollte der Teufel es schaffen, über den Zeitraum von sieben Tagen täglich 50 Gläser Wiesbadener Weißwein zu trinken, würde er ihm seine Seele verkaufen. Der Teufel willigte ein, und so servierte der Wirt seinem speziellen Gast jeden Tag 50 Gläser Wein, die in Wirklichkeit mit Quellwasser vom Kochbrunnen gefüllt waren. Der Teufel würgte das Quellwasser mit großem Ekel herunter, bis ihm am vierten Tag schließlich ganz schlecht war. In der darauffolgenden Nacht hielt der Teufel die Schmerzen nicht mehr aus und nahm wild fluchend Reißaus. Seine grimmigen Worte: „Nach Wiesbaden werde ich gewiss nie mehr zurückkehren!“ waren das Letzte, was in Wiesbaden jemals vom Teufel gehört wurde.

Auch Heinrich Kämpchen (1847 in Altendorf an der Ruhr; † 1912 in Bochum-Linden), seinerzeit deutscher Bergmann und Arbeiterdichter, verewigte den Kochbrunnen mit einem Gedicht in seiner Sammlung „Was die Ruhr mir sang“ aus dem Jahr 1909:

„Brodelnd, wie aus einem Riesenkocher,
Steigt das Wasser aus der Tiefe aufwärts,
Unerschöpflich und in gleicher Fülle. –
Wallend, dampfend in der Marmorfassung,
Wie in einer Opferschale, kündet’s
Von geheimnisvollen Mächten, die uns
Heilkraft spenden aus der Erdentiefe. –
Schon der Kelte trank von diesem Wasser,
(Er, der erste Siedler dieser Gründe)
Der Germane, und die Römer bauten
Thermen hier und heilten ihre Wunden. –
Waren Nymphen der Hygiea eh’mals
Schützerinnen dieses Bronnens – heute
Schöpfen wieder Nymphen und kredenzen
Ihren Becher anmutsvoll zum Trunke. –
Kranke aller Nationen kommen
Hier Genesung suchend – baden, trinken,
Und gesunden von den heißen Ouellen. –
„Deutsches Nizza“, wie man dich genannt hat,
Prächtiges Wiesbaden, mögen immer
Deine Wasser kochen – immer, immer –
Und die Kranken hier Genesung finden.“

Schöne Grünanlagen in Wiesbaden
  • Rund um die Festung Reduit in Mainz-Kastel gibt es viel Grün
  • Die Fasanerie ist ein kleiner Tier- und Planzenpark
  • Der Kurpark grenzt direkt an das Wiesbadner Kurhaus an
  • Häufig wird die Parkanlage Warmer Damm mit dem Kurpark gleichgesetzt
  • Der Neroberg ist der Hausberg der Stadt und hat einiges zu bieten
  • Nur wenige Autominuten entfernt liegt das Taunus Wunderland
Sehenswerte Museen in Mainz
Lage der heißten Quelle in Wiesbaden
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